Schloss Pichlarn

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Begriffsklärung
Dieser Artikel behandelt das historische Schlossgebäude Pichlarn. Über den heutigen Hotelbetrieb im Schloss berichtet der Artikel Hotel Schloss Pichlarn.
Schloss Pichlarn.
Der historische Gebäudeteil des Schlosses.
Stich von Georg Matthäus Vischer von 1681
Das Grimmingtor von Schloss Pichlarn.
Das Wappen von Wolf von Stainach, 1562, über dem "Grimmingtor".
Schloss Pichlarn 1929, historische Ansichtskarte.
Schloss Pichlarn 1931, historische Ansichtskarte.

Schloss Pichlarn ist ein historisches Gebäude in der Ennstaler Gemeinde Aigen im Ennstal.

Geschichte

Das Gut wurde stets nur "Hof" und nicht "Schloss" genannt, was darauf hindeutet, das sich vermutlich nach einem Salzburger Ministerialengeschlecht "von Pichel" nannte. Erbaut 1009 als Wehrburg, deren Spuren man noch heute sehen kann. Die erste urkundliche Erwähnung dieses Gutes war jedoch erst im Jahr 1074 unter dem Namen Püchlern und Pühelarn. 1153 vermachte der Schlossherr Leo der Edle das gesamte Gut Püchlern oder Pühelarn dem Benediktinerstift Admont. 1224 saß Wolfram de Puhlarn auf dem Gut. Anfang des 14. Jahrhunderts scheint das Rittergeschlecht ausgestorben zu sein und der Hof wurde an ritterliche Knechte verliehen. Von Salz­burg scheint das Gut an den Pfarrer von Irdning gekommen zu sein, denn im Jahre 1340 tauschte Otto von Leibnitz als Pfarrer von Irdning mit den Ehrenfelsern den Hof Püchlarn gegen Güter im Donnersbachtal ein. Als Ehrenfelser Dienstmann saß im Jahre 1376 Jans von Püchlarn, der Sohn Ottos des Swayers auf dem Hof. Am 6. August 1386 übergab Leinrich der Prenner von Püchlarn den Püchlhof an seinen Schwager Hans dem Oring. Aber dies dürfte nicht der adelige Hof, sondern ein Bauernhof in seiner Nähe gewesen sein.

Während die eine Hälfte von Püchlarn den Ehrenfelsern gehörte, wechselte die freie eigene Hälfte häufig die Besitzer. 1380 hatten diesen Teil Friedlein (Johann?) der Dummersdorfer in Besitz und verkaufte ihn im Jahre 1385 an Hans Kirchdörfer, dessen Tochter Margarete den Hof ihrem Gatten Hans Kainacher zu­brachte, der als Landpfleger auf Wolkenstein saß. Die Kainacher, die anscheinend den anderen halben Teil auch von den Ehrenfelsern für sich erwarben, bauten den Hof zu ihren Edelsitz im Ennstal aus. Hans Kainachers gleichnamiger Enkel, der zu Anfang des 16. Jahrhunderts starb, hinterließ seiner Witwe Dorothea und seinen drei Söhnen den "Edlmans Siz Püchlern samt dem Burgfried", den sie im Jahre 1542 auf nur 100 Gulden schätzte. Es muss also auch damals noch ein sehr bescheide­ner Hof gewesen sein. Dass er aber einen Burgfried hatte, zeigt, dass er ein alter adeliger Sitz war. In der brüderlichen Erbteilung fiel Püchlarn an Gandolf von Kainach, der es mit dem Meierhof und einer Gült am 6. Jänner 1551 an Dorothea, die Witwe nach Andres von Stainach, geborene von Moosheim um 4.500 Gulden verkaufte. 1555 ließen die Herren von Stainach die beiden charakteristischen Rundtürme bauen.

Nach ihrem Tode teilten sich drei Söhne das Erbe (1565). Wolf erhielt den "Sytz Püchlarn ob Irdning" mit den Ämtern Püchlarn, Liezen, Rottenmann und Schladming und einem Burgstall Seisenstein. Als er starb und seine Leiche am 11. Februar 1592 zum protestantischen Begräbnis nach Pürgg geführt werden sollte, "hat es zu Pächtern in der großen Stuben, als man vor der Bestattung das morgenmal gessen, ein solch großen Schnalz und Knaller getan als wan man ein Faustpüchsen abgeschossen hett, darüber sich viel Leute verwundert". Eine Stunde später erschoss der Diener des evangelischen Predigers jenen des Begräbnis­gastes Wolf Tengler. So erzählt der Chronist über die seltsame Bege­benheit, die wohl viel Aufregung hervorgerufen haben mochte.

Wolf hatte den Ausbau des Schlosses noch knapp vor seinem Tod fertigstellen können; er hatte an den alten Hof ein neues Stöckl anbauen und die beiden großen Rundtürme, die noch erhalten sind, von wel­schen (Südtiroler) Baumeistern richten lassen, die dafür 1.300 Gulden erhielten. Seine Söhne Wolf Andres, Hans Georg und Veit Rudolf teilten am 1. Oktober 1592 das Gut; da sie sich aber wegen der Übergabe an einen der Brüder nicht einigen konnten, erhielt jeder ein Drittel. Hans Georg verkaufte seinen Teil sogleich an Wolf Andres, dieser seine beiden Teile im Jahre 1597 an Hans Georg zurück, der schließlich seinen Besitz im Jahre 1605 dem dritten Bruder Veit Rudolf verkaufte, der nun das ganze Gut in seiner Land vereinigt hatte. Am 1. Mai 1658 übergab er Püchlarn, da seine Kräfte zur Bewirtschaftung des Gutes nicht mehr ausreichten, seinem Sohn Franz Siegmund. Doch sah sich dieser nach dem Tod seines Va­ters einer großen Schuldenlast gegenüber (29. März 1666). Seine Erbin war seine Tochter Anna Regina († 17. April 1715), Frau (seit 31. Jänner 1678) des Carl Friedrich Freiherrn von Welsersheim (* 1632; † 11. August 1686),[1] die sich aber wegen der vielen Schulden zuerst eine Bedenkzeit ausbat, ob sie das Erbe antreten solle. Der Wert des Gutes wurde auf 5.250 Gulden geschätzt, etlicher Gülten gehörten dazu.

Nach dem Tode ihres Gatten, der das Gut mit dem Gut Mitterstainack verbunden hatte, verwaltete seine Witwe die beiden Herrschaften für ihren erst zwölfjährigen Sohn Wolf Christof. Dieser übernahm die Verwaltung des Gutes im Jahre 1699, aber schon drei Jahre später sah er sich gezwungen, es wieder seiner Mutter zu übergeben, da er ihr Hei­ratsgut und ihre übrigen Ansprüche nicht ablösen konnte. Erst nach ihrem Tod erhielt er Pichlarn wieder (1715) und gewann im gleichen Jahre eine "Meßlizenz" für seine Schlosskapelle. Von seinen beiden Söhnen erhielt Leopold die Herrschaft; die Ansprüche seines Bruders Karl löste er ab (1730). Leopold Graf Welsersheim hatte mit seinem Nachbar Wolf Graf Putterer vielen Ärger. So nahm dieser, als er am Schloss Putterer keine Unterkunft mehr erhielt, Quartier in Gut Pichlarn und war vorerst nicht zu entfernen. Erst eine Klage beim Landeshaupt­mann befreite Pichlarn von dem ungebetenen Gast. Als Graf Welsersheim starb, waren große Steuerschulden angewachsen und seine Witwe Maria Elisabeth, geborene Freiin von Zach, konnte ihrem Sohn Ludwig nur ein baufälli­ges und tief verschuldetes Schloss übergeben, das man auf 250 Gulden schätzte (1764). Ihm folgte seine Witwe Maria, wiedervermählt mit Ernst Phi­lipp Richter (1790), ihre Tochter Elisabeth und deren Mann, der k. k. Hauptmann Josef Mondel (1814); diesem Josef Graf Sprinzenstein (1822). Am 14. Februar 1879 kaufte Püchlarn Otmar Graf Lamberg, in dessen Familie sich das Schloss, das dann als "Fremdenheim" genutzt wurde, dann bis ins 20. Jahrhundert befand.

So war um 1905 Johanna Gräfin Lamberg, geborene Freiin Meczery de Tsoov, Schlossherrin[2] († 18. Februar 1915[3]) Im Herbst 1924 wurde Karl Otmar Graf Lamberg Mitglied des Steiermärkischen Automobilclubs.[4] Am 30. April 1928 musste ein Ausgleichsverfahren über den Besitz Karl Otmar Graf Lamberg eröffnet werden.[5] Im Oktober desselben Jahres fand eine Versteigerung von Kunstwerken aus dem Schloss statt.[6]

Im Oktober 1929 ging Schloss Pichlarn von Karl Othmar Lamberg durch Kauf an den Holzindustriellen Oskar Körner in Wien, der auch Eigentümer der ehemals erzherzoglich Friedrichschen Herrschaft Klachau war.[7]

Die entscheidende Besprechung mit dem Urheber und Führer des Heimwehrputsches 1931, mit Bundesführer Dr. Walter Pfrimer aus Judenburg, fand am 12. September 1931 mit Karl Othmar Lamberg auf Schloss Pichlarn statt.[8]

1972 wurde dann im Schloss das Hotel Schloss Pichlarn eingerichtet, zu dem auch der Golf- & Countryclub Schloss Pichlarn gehört.

Chronik des Schlosses

  • 1074 Erste urkundliche Erwähnung des Namens Püchlern - Pühelarn
  • 1139 Reginhard von Puchlarn
  • 1150 Leo der Edler von Püchel schenkt gegen lebenslängliche Versorgung sein Eigentum dem Kloster Admont
  • 1185 Papst Lucius III. bestätigt am 22. Juli in Verona dem Stift Admont das Recht auf Pühlarn
  • 1191 Volkmar von Pichel
  • 1197 Hiltigrim von Grauscharn
  • 1224 Wolfram von Puhlarn
  • 1340 die Herren von Ehrenfels bei Graz
  • 1342 Leo von Püchel
  • 1359 Ulrich II. Welzer, Abt von Admont
  • 1139–1380: 241 Jahre Sitz der Geschlechter von Pichel, von Büchlarn, von Puchel, de Pichlarn, de Puchele
  • 1380 Johann von Dumersdorf
  • 1385 Hans Kirchdorfer als swiki:Pfleger des swiki:Erzbistums Salzburg, anschließende Schenkung an die Pfarre Irdning, die Püchlarn gegen Güter von Ehrenfels tauscht
  • 1400 Herren von Kainach
  • 1551 Verkauf an die Herren von Stainach
  • 1555 Die Herren von Stainach geben dem Schloss seine heutige Gestalt durch die Erbauung der beiden Rundtürme und des neuen "Stöckels"
  • 1562 wurde das Schloss durch Wolf von Stainach bedeutend ausgebaut, das Schlosstor und das noch heute erhaltene Wappen entstanden
  • 1605 Veith Rudolf von Stainach
  • 1666 Graf von Welserheim
  • 1681 Erben des Graf Hans Georg von Saurau
  • 1699–1730 Wolf Christof von Welsersheim
  • 1730 Leopold Graf von Welserheim
  • 1749 Maria Richter verwitwete Gräfin
  • 1812 Josef Mandl, K. u. k. Hauptmann, Gemahl von Welserheim
  • 1823 Josef Graf Sprinzenstein
  • 1845 Anton Kogler
  • 1855 Eduard Lugano
  • 1879 Othmar Graf Lamberg
  • 1886 Gräfin Johanna Lamberg
  • 1915 Vollrath Graf Lamberg
  • 1929 Oskar Edlen von Körner
  • 1935 Graf Bahr-Bahrenfels
  • 1936 Alexander und Eduard von Paar
  • 1939 Dipl. Ing. Erich Schicht
  • 1959 Kajetan Wutte
  • 1969 Konsul Dr. Fritz Ries
  • 1972 Das Schloss wird zum exklusiven fünf-Sterne-Hotel-Betrieb und erhält ein eigenes Golfareal
  • 1980 Haack & Partner KG
  • 1989 Dr. Erich Kaub
  • 1996–2008 Schlosshotel Pichlarn GmbH
  • 20082020 zugehörig zu den swiki:Schloss Fuschl-Betrieben
  • Seit 2021 im Besitz von Georg Imlauer

Bildergalerie

Tore und Türen

weitere Bilder

  • Schloss Pichlarn – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien bei Ennstalwiki

Quellen

  • ANNO, Steirische Burgen und Schlösser, 1936, 2. Band, Heft 14, Seite 425
  • Die Chronik von Schloss Pichlarn, erhalten am 6. Oktober 2023 (Administrator Peter)

Einzelnachweise

  1. de.wikisource.org BLKÖ:Welser und die Grafen Welser von Welsersheimb, das Geschlecht, Genealogie
  2. ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 15. Juli 1905, Seite 4
  3. ANNO, "Grazer Tagblatt", Ausgabe vom 18. März 1916, Seite 5
  4. ANNO, "Allgemeine Automobil-Zeitung", Ausgabe 1. Oktober 1924, Seite 3
  5. ANNO, "Grazer Volksblatt", Ausgabe vom 5. April 1928, Seite 14
  6. ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 12. Oktober 1928, Seite 2
  7. ANNO, "swiki:Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 17. Oktober 1929, Seite 4
  8. ANNO, "Illustrierte Kronen Zeitung", Ausgabe vom 14. Dezember 1931, Seite 3