Karl Ottmar Graf Lamberg

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Karl Ottmar Graf Lamberg (* 29. September 1898; † 11. Juli 1942 im KZ Auschwitz ermordet) war der letzte aus der Familie Lamberg, dem Schloss Pichlarn gehörte.

Familie

Sein Vater Vollrat Graf Lamberg war k. u. k. Rittmeister, der an wirtschaftlichen Dingen wenig Interesse zeigte. Er pflegt die Jagd und das Kaffeehaus als seine Leidenschaften. Er war mit Maria Dorothea Prinzessin Hohenlohe-Waldenburg-Schillingfürst (* 1872; † 1954) verheiratet. Aus der Ehe stammten drei Kinder: Maria (* 1897; † 1973), Karl Ottmar und Johanna (* 1901; † 1973).

Karl Ottmar Graf Lamberg war das einzige Mitglied des österreichischen Hochadels, das in Auschwitz ermordet wurde.

Leben

Karl Ottmar Lamberg war ein schwieriger Charakter und eine unstete Persönlichkeit. Nach dem Besuch der Mittelschule rückte er 1916 zu einem Kavallerieregiment ein. 1918 kehrte er als Leutnant aus dem Ersten Weltkrieg heim und übernahm Schloss Pichlarn in Aigen im Ennstal, das er von seiner Großmutter Johanna Gräfin Lamberg geerbt hatte.

1920 heiratet er Else Hofherr, die Tochter der Hauptaktionäre der Landmaschinenfabrik Hofherr-Schranz-Clayton-Shuttleworth. Die Ehe verlief aber nicht glücklich und 1925 kam es zur Scheidung. Es folgt ein Kampf um die beiden gemeinsamen Töchter Dorothea und Josefine, der zu einer der großen Tratsch- und Illustriertengeschichten der 1920er-Jahre wurde.

Karl Ottmar blieb Gutsbesitzer und kaufte den ersten amerikanischen Traktor im Ennstal. Er eröffnete in Pichlarn (?) Mitte der 1920er-Jahre ein Gasthaus, das ein wirtschaftlicher Misserfolg wurde. 1926 brannte das Stallgebäude ab und im Oktober 1928 mussten die Kunstschätze von Schloss Pichlarn versteigert werden. Im Versteigerungskatalog befanden sich etwa 500 Objekte. 1929 musste er dann auch Schloss Pichlarn am Oskar Edlen von Körner verkaufen.

Graf Lamberg war immer auf der Suche nach dem persönlichen Erfolg, war aber politisch, wirtschaftlich und privat gescheitert. Dazu kam, dass er mit seinem Vater zutiefst verfeindet war. Die Gründe lagen Geldangelegenheiten und in den unterschiedlichen politischen Orientierung der beiden. Sein Vater Vollrat Lamberg war Legitimist, Karl Ottmar war Mitglied des steirischen Heimatschutzes und stand den Nationalsozialisten nahe. Während verschiedener Krisen Anfang der 1930er-Jahren war er mehrmals auf eine merkwürdig dubiose Weise darin verwickelt. Als einer der Führer des steirischen Heimatschutzes wurde er von anderen Beteiligten und Angeklagten als die treibende und negative Figur im so genannten "Pfrimer-Putsch" hingestellt. Er sei ein Sympathisant des Nationalsozialismus, der dennoch kein Parteimitglied wurde. 1931 floh er mit Hilfe des Heimwehrführers Graf Peter Revertera nach Deutschland. Dort versuchte er im Umfeld von Vizekanzler Franz von Papen und in Kontakten mit verschiedenen prominenten Nationalsozialisten eine neuerliche Karriere. Er zeichnete sich durch verbale Radikalität sowie persönliche Angriffe gegen seinen Vater und dessen "verjüdetes" Umfeld aus.[1] Er musste dann aus Deutschland in die Tschechoslowakei flüchten. Dort war er weiter politisch tätig und war immer wieder von der Ausweisung bedroht. In Österreich wurde er steckbrieflich gesucht.

Nach dem Anschluss versuchte er neuerlich eine Karriere bei den Nationalsozialisten. Schließlich meldete er sich zur Wehrmacht, die er aber schon bald wieder verlassen musste. In Prag hatte er eine tschechische Nachclubtänzerin namens Zlata Wilhelmine Cerny, geborene Krofta, geheiratet. Das führte zu einem neuerlichen Konflikt mit seiner Familie und auch mit der Gestapo. 1940 wurde er verhaftet und 1942 schließlich im Kon-zentrationslager Auschwitz ermordet.

Im Haftbefehl vom 29. November 1940 wurden als Gründe angeführt, dass Lamberg 1934 und 1935 versucht hatte, sich Staatsgeheimnisse zu verschaffen und verraten zu haben, fluchtverdächtig war, wobei der Fluchtverdacht keiner Begründung bedarf, da es sich um ein Verbrechen handle.

Quelle

  • steyr.dahoam.net, pdf, "Die Familienkrise des Hauses Lamberg und das Ende der Fideikommissherrschaft Steyr"

Fußnote

  1. "Die landwirtschaftlichen Grundstücke von der gräfl. Vollrat Lambergschen Verwaltung Ottenstein und Gilgenberg sind vorzüglich an Juden verpachtet durch den judenstämmigen Vermögensverwalter, der auch eine Jüdin zur Frau hat, Rechtsanwalt Dr. Stritzl-Artstatt. Vollrat Lamberg verkaufte die Villa Graz, Beethovenstr. 17, an den jüdischen Rechtsanwalt Dr. Spiegel. Vollrat Lamberg verkaufte das Haus Graz Herrengasse 9 an die italienische Versicherungsfirma Reunione Adriatica di Sicurta. Vollrat Lamberg verkaufte den seit Jahrzehnten deutschen Weingarten Luttenberg, S.H.S. sofort nach dem Tode seines Vaters an einen Slowenen. Vollrat Lamberg verkaufte die ihm gehörigen Kunstschätze der Herrschaft Pichlarn und Mittersteinach durch den Vermögensverwalter Stritzl an den Juden Khende. Die Herrschaft Pöllau wird der Vermögensverwalter auch verkaufen." Quelle: Carl Ottmar Graf v. Lamberg, Zur Fideikommissaufhebung, II. Teil, Abschrift, AdR, Österr. Staatsarchiv, AdR, Konvolut 303.359-St.B./1938