Emerich Oberascher

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Emerich Oberascher 1911 Bildausschnitt Abschlussfeier Kochkurs 1911 Gasthof und Alpenhotel Adam

Emerich Alois Oberascher (* 29. Oktober 1873 in Mitterndorf; † 8. Dezember 1926 in Leoben) war Gastronom und Pionier des Wintersports und des Fremdenverkehrs der ersten Stunde.

Leben

Emerich Oberaschers Wirken war nicht auf Hinterberg beschränkt sondern umfasste den ganzen Bezirk Liezen und ging darüber hinaus.

Emerich Oberascher wurde als Sohn des Landtagsabgeordneten, Gasthof- und Pulverwerkbesitzer Leo Oberascher und Juliane, geborene Lampl, geboren. 1901 verstarb unerwartet sein Vater und er übernahm den elterlichen Gasthof.

Postkarte Gasthof Oberascher 1907 Bad Mitterndorf

Sein ältester Sohn Theobald wurde 1896 geboren, ob es sich um einen gemeinsamen Sohn mit Theresia Strasser handelt ist nicht bekannt. Am 25. Mai 1904 heiratete er die aus Zell am Ziller stammende Theresia Strasser. In den Jahren danach kamen die Kinder Theresia 1905, 1908 die Zwillinge Erich und Walter und dann 1909 Leo Simon Emerich zur Welt. Den ersten Schicksalsschlag musste das Paar 1911 mit einem totgeborenen Sohn hinnehmen.

Als erfolgreicher Gastronom traf er 1916 eine schicksalshafte Entscheidung, indem er den Gasthof verkaufte und hoffte, von den Erträgen der Anlage allein zu leben zu können. Jedoch verlor er damit seine sichere Lebensgrundlage. Von nun an waren finanzielle Schwierigkeiten sein Begleiter, hinderten aber ihn nicht daran, sein Wirken für die Öffentlichkeit fortzuführen. Sein ältester Sohn meldete sich freiwillig und kämpfe im Ersten Weltkrieg in Russland, wo er in Gefangenschaft geriet[1]

Laut Emerich Oberaschers Nachruf soll er längere Zeit krank gewesen sein. Ob die als Todesursache mit festgestellte Herzmuskelentzündung seine langwierige Erkrankung war ist unbekannt, erscheint aber plausibel. Er verstarb am 8. Dezember 1926 im Stefanien Spital in Leoben.

Aufgrund der finanziellen Situation der Familie und vor allen, um seine Verdienste zu würdigen, entschloss sich der Gemeinderat von Bad Mitterndorf die Begräbniskosten und die Kosten der Überführung von Leoben nach Mitterndorf zu übernehmen. Da damals jede Pfarre durch die ein Leichnam überführt wurde, Gebühren erhob, waren diese sicher beträchtlich.

In seinen Nachruf in der Steirischen Alpenpost heißt es:[2]

... An der Spitze des nicht enden wollenden Trauerzuges zogen formativ die Ortsmusikkapelle, die Feuerwehren von Mitterndorf, Zauchen und Krungl, der Turnverein Mitterndorf, sowie die Mitglieder der Gemeindejagd. Dem Sarge folgten außer den tieftrauernden Angehörigen der vollzählige Gemeinderat von Mitterndorf, Abordnungen der Bezirksvertretung und sämtlicher Gemeinde­ Vertretungen des Bezirkes, die Herren Vertreter des Oest. Schiverbandes ÖSV Dr. Rödling (Graz), Ing. K. Gsur (Wien) und Leo Hummelberger (Hinterstoder), die Amtswalter und viele Mitglieder sämtlicher Vereine des Salzkammergut-Ski-Verbandes und zahlreicher benachbarter Schi-Vereine des Enns- und Salzachtales, eine große Anzahl aktiver Schiläufer, Abordnungen vieler Sektionen des D. u. Oe. Alpenvereines, der Forstverwaltung, der Gendarmerie, des Post- und Bahnamtes und zum Schlusse nahezu die gesamte Bevölkerung der Gemeinde.

Seine Frau überlebte ihn nur wenige Jahre, sie starb am 28. Oktober 1933 am Küchentisch sitzend mit dem Nudelbrett in der Hand.[3]

Sein Wirken für die Öffentlichkeit

  • Emmerich Oberascher war 23 Jahre lang im Gemeinderat der Gemeinde Bad Mitterndorf tätig. Er setzte sich für die Flussregulierungen, für die Ablösung der Jagdreservate, der Wald- und Weideservitute, die Subventionierung von Viehzucht Genossenschaften ein.
  • Mitbegründer des Elektrizitätswerk Bad Mitterndorf
  • Mitglied des ÖSV und Obmann des Ausschusses für Sport
  • förderte den Ausbau der Freiwilligen Feuerwehr Mitterndorf
  • Schöpfer der Hochquellleitung von Bad Mitterndorf
  • Mitbegründer des Turnvereins
  • Gründer des Salzkammergutskivereins
  • Gründer des Wiset
  • Obmann der Landwirtschaftlichen Filiale Bad Mtterndorf
  • Obmann des Wintersportclubs Sektion Mitterndorf

Oberascher: Wintersport und Fremdenverkehr

Die ersten Jahre

Früh erkannte Emerich Oberascher die Bedeutung und Chance der neuen Sportart Skilauf für den Fremdenverkehr. Durch die begeisterten Berichte von Hiob Engl und Ferdinand Sulzbacher wurde auch er vom Skisportfieber erfasst. Gemeinsam legten die drei Pioniere 1905 mit der Gründung der Sektion Mitterndorf des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins und bald darauf der Wintersportabteilung den Grundstein für ihren Erfolg. Innerhalb von nicht einmal fünf Jahren schafften die Hinterberger Pioniere, Mitterndorf als erstes Skigebiet im Bezirk Liezen, in die Reihe der damaligen Top Adressen der Monarchie einzureihen.

Dies gelang ihnen, vereinfacht gesagt, mit einer guten Vernetzung, der Schaffung der nötigen Infrastruktur, Schulung und Öffentlichkeitsarbeit. Wobei Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit sicher der Teil war, der Emerich Oberascher am meisten lag.

Vernetzung

Durch seine politische Tätigkeit hatte er sicher schon früh Einblick über die Art der Vernetzung im politischen Leben gemacht und selber Kontakte hergestellt. Durch verschiedene Reisen wie in die Schweiz und auf den Arlberg in Vorarlberg konnte er Kontakte knüpften. Er erkannte die Wichtigkeit eines guten Netzwerkes und so trat der WSC Mitterndorf 1907 gleich den Alpenskiverein und der Sektion Austria des Alpenvereins bei, um dadurch "fremde Kreise für das Gebiet zu interessieren".

Mit der Gründung des Wiset 1907 verstärkte er diesen Effekt und es gelang ihm mit einen größeren Verband im ÖSV aufzutreten und damit mehr Einfluss zu haben. Mit diesem Vorteil gelang es ihm auch mehr nötige finanzielle und politische Unterstützung zu bekommen.

Im Vorfeld der Gründungen des Wintersportvereine Bad Aussee und Schladming fanden mit ihm zahlreiche Gespräche statt, um Werbung für den Wiset und seine Vision zu machen. Im April 1908 rief Emerich Oberascher in Stainach eine erste Versammlung für die Abhaltung der Wintersportwoche 1909 ein. Hier wurden die Bewerbe festgelegt. Der Rodelclub Schladming trat am 18. September 1908 den Wiset bei. Inwieweit Oberascher beteiligt war, dass dieser sich dann zum WSV Schladming umwandelte, ist nicht bekannt. Es scheint aber, das die Mitgliedschaft beim Wiset dies beschleunigte.

Schaffung der Infrastruktur

Aufbau der Wintersportquartier auf der Tauplitzalm. Trotz der Skepsis der Almbauern der Tauplitz, konnten Oberascher und Sulzbacher, den vulgo Torbauer davon überzeugen, dass dieser ihnen seine Hütte auf der Roßalm überließ. Und so bauten sie diese 1907 für den Winterbetrieb aus. Gemeinsam mit seinen Vorstandsmitgliedern des WSC Mitterndorf haftete er persönlich für die Ausgaben welche dadurch entstanden.[4] In den nächsten Jahren sollte immer mehr Hütten dazukommen und Mitterndorf mit der Tauplitzalm entwickelte sich zum ersten Skigebiet im Bezirk Liezen.

Oberascher setzte sich massiv für die Einführung besserer Zugverbindungen des Ennstales und Hinterberg ein. Im August 1908 sprach Emerich Oberascher gemeinsam mit dem Reichsratsabgeordneten Dr. Julius Sylvester und Reichsratsabgeordneten Ferdinand Reichsritter von Pantz beim Eisenbahnminister und Minister für öffentliche Arbeiten vor. Hier bekamen sie die volle Unterstützung sowie die Zusage Skizüge zu etablieren.[5] Er kämpfe für eine bessere Anbindung des Ennstales mit den Ausland, um englische und deutsche Gäste ins Ennstal, nach Hinterberg und ins Ausseerland zu bringen. Seine Forderung einer verbraucherfreundlichen Übersicht der Zugverbindungen um die Bekanntheit der sogenannten Skizüge zu fördern, wurde durch ein Kursbuch der Reichsbahn erfüllt.

Schulungen

Im Rahmen des WSC Mitterndorf hielten seine Mitstreiter und er erste Skikurse ab. So wurde der erste allgemein zugängliche Skikurs in Mitterndorf 1906 durchgeführt. [6] Spätestens ab 1909 war Mitterndorf etabliert und Emerich Oberascher konnte in seinem Gasthof Mathias Zdarsky aus Lilienfeld, Trygve Smith aus Kristiania, Norwegen und Carl J. Luther begrüßen, die in Mitterndorf gut besuchte Kurse abhielten. 1911 wurde der erste Bergführer-Skikurs für Salzburg, Oberösterreich und Steiermark hier abgehalten.

Öffentlichkeitsarbeit

Durch seine Berichte und Beschreibungen der Wintertouren mit Bilder durch den Fotografen Konrad Kain schaffte er es, dass Mitterndorf und der Skisport immer bekannter wurden.

Die Veranstaltungen des Wiset waren wichtige Werbeträger, sie erhöhten die Bekanntheit der Austragungsorte Bad Aussee, Schladming, Admont und Mitterndorf. Und führten auch dazu, dass sich immer mehr Personen der einheimischen Bevölkerung für den Skisport begeisterten. Berichtete Hiob Engl 1907 noch von einzelnen Skisportlern in der Region, so wurden schon im Winter 1909/1910 an vielen Orten des Bezirks Volksskirennen veranstaltete. Bei diesen Rennen wurde schon zum Beispiel in Untergrimming eine Beteiligung von 84 Skiläufer erreicht. Oberascher verstand es bei den zahlreichen Veranstaltungen, die er besuchte, wie z. B. den "Rodlertag" in Leoben, Stainacher Verkehrstag usw. nicht nur für Mitterndorf, sondern auch für den gesamten Bezirk Liezen als Wintersportgebiet zu werben.

Schwierigkeiten der Kriegsjahre und danach

Je wurde der Aufschwung gebremst, als 1914 der Erste Weltkrieg hereinbrach. So wurde zwar noch im Winter 1914/1915 ein Militärskikurs mit der italienischen Heer durchgeführt, aber dieser war der letzte seiner Art.

Nach dem Krieg ging er daran die Errungenschaften der Vorkriegszeit wieder aufzubauen. Starke finanzielle Schwierigkeiten machten es nicht leichter. Hilfe bekamen er und seine Pionierkollegen in dieser Zeit durch Theodor Karl Holl.[7] So übernahm der Oesterreichische Alpenverein Sektion Austria die Hütten, und sicherte so deren Fortbestand. Das Hollhaus wurde errichtet, ein weiterer Meilenstein, hatte es doch Einzelbetten statt der damals üblichen Bettenlager.

Er gründete den Skiverband Salzkammergut und war beim ÖSV Leiter der Sportabteilung. Unermüdlich ging er der Arbeit in den Skiverbänden nach und war bei zahlreichen Rennen und Bewerben als Preisrichter tätig. Er hielt Vorträge und machte Werbung für den Skisport und seiner Vision davon.[8]

Seine Vision vom Skifahren….

Und um die Hütten herum, drinnen wie draußen, ein fröhliches Volk von Männlein und Weiblein, alt und jung, der eine behäbig und vorsichtig, der andere kühn und schneidig, alle aber in fast kindlicher Lust und Freude sich tummelnd im glitzernden Schnee, ein frisches, frohes, freies Völklein, das alle Sorg' und Plag' des Tages zu Hause ließ, um auf der nordischen Himmelsgabe, auf dem gleitenden, blitzschnellen Schi, alter Menschensehnsucht, dem Vogel gleich zu ziehen und zu schweben, nahezukommen und in Seligkeit zu jubeln.

Ehrungen

  • Ehrenmitglied des Österreichischen Skiverbandes[9]
  • Ehrenmitglied des Schweizer Skiverband[10]
  • Ehrenmitglied des Deutsch österreichischen Alpenvereins
  • Für Oberascher sollte ein Naturstein Denkmal auf dem Lawinenstein errichtet werden; ob dieses existiert(e) ist nicht bekannt.[11]
  • "Die Silberne Schneerose vom Lawinenstein" wurde als Wanderpokal beim Gedächtnislauf für Emerich Oberascher am 4. April 1929 vergeben.[12] Diese Veranstaltung fand auch 1932 statt.[13] Wie lange diese Gedächtnisläufe veranstaltet wurden ist nicht bekannt.

Bilderlinks

Quellen

Einzelnachweise