Franz Fankhauser (Fotograf)

Franz Fankhauser

Franz Xaver Fankhauser (* 24. August 1845; † 23. März 1913 in Admont) war ein Fotograf in Admont.

Leben

Zur Familiengeschichte

Die vom Lokalhistoriker Hubert Walter 1991 verfasste Biografie galt bislang als einzig bekannte Quelle zur Geschichte der Familie Fankhauser. Die darin publizierten Thesen mussten jedoch zufolge neuer Erkenntnisse korrigiert werden. Dass etwa die Familie ursprünglich aus dem Emmental in der Schweiz stammte, ist fraglich – vielmehr weist deren Herkunft auf das swiki:Zillertal[1] in Tirol hin. Gesichert ist hingegen, dass Pius und Maria Fankhauser 1845 im Innsbrucker Ortsteil Hötting Nr. 412 ansässig waren, wo am 24. August desselben Jahres Franz Xaver als viertes von sieben Kindern zur Welt kam und dort das Buchbinder-Handwerk erlernte. Laut Todesanzeige aus dem Jahre 1898 war Vater Pius Fankhauser um 1873 in Kufstein und hernach in Reutte als "landwirtschaftlicher Thierarzt" tätig.

Ankunft von Franz Fankhauser in Admont

Unklar bleibt indes die Frage, auf welchen Wegen es den damals erst 20-jährigen Franz ins steirische Ennstal verschlagen hat. Mag sein, dass er als Buchbinder-Geselle auf der einst unter Handwerkern üblichen Walz nach Admont kam – möglich ist aber auch, dass er Kontakt zu hier bereits ansässigen Tiroler Landsleuten hatte. Jedenfalls kam er im Verlauf des Jahres 1865 hierher, wo er offenbar ein reiches Betätigungsfeld als Buchbinder vorfand und neben seiner fotografischen Tätigkeit auch sein ursprüngliches Handwerk noch bis 1892 ausübte. Die Nachforschung zu den Wohnsitzen Fankhausers in Admont gestaltete sich verwirrend – laut Standesmeldungen lässt sich jedoch belegen, dass er sich zunächst im Haus der Buchbinder-Tochter Karoline Finsterwalder Nr. 12, vulgo Schneider-Weigl, eingemietet hatte. Entgegen anderslautender Annahmen zog die Familie erst um 1877 in das Haus Windhager Nr. 72, vulgo Steinmetzhäusl. Ein Vermerk aus dem Jahr 1898, wonach Franz Fankhauser als Hausbesitzer erwähnt wird, lässt sich allerdings nicht belegen.

Familiengründung

Mit viel Fleiß und wirtschaftlichem Geschick gelang es Franz Fankhauser bereits acht Jahre nach seiner Ankunft, seinen fotografischen Betrieb zu gründen, und auch privat war das Jahr 1873 für ihn bedeutend: Am 17. Juni schloss er den Ehebund mit der gebürtigen Admonterin Elisabeth Echer, die am 12. November Sohn Franz junior zur Welt brachte. Dem Erstgeborenen folgten noch weitere zwölf Geschwister, wobei vier der Kinder frühzeitig verstarben: Tochter Amalia im fünften Lebensmonat, eine weitere Tochter starb bei der Geburt, der zweitgeborene Sohn Amandus verschied 25-jährig in Untermais bei Meran und der als Betriebsnachfolger vorgesehene Engelbert erlag im 41. Lebensjahr einer Lungentuberkulose. Über den Verbleib der weiteren Geschwister ist nur wenig bekannt: Tochter Josefa heiratete 1913 Alois Berger und zog nach Knittelfeld. Ebendort ließ sich auch Sohn Rudolf nieder, der 1947 die aus Pleschiwetz stammende Anna Marzen ehelichte. Vom jüngsten Spross Wilhelm ist bekannt, dass er das Bäckerhandwerk erlernte und 1931 in Graz "wegen Veruntreuung und verschiedener Betrügereien" verhaftet wurde. 1935 heiratete er Helene Bucar und starb 1961 in Graz.

1887 wurde jener Sohn geboren, der 1918 das Erbe des Firmengründers antrat. Laut Taufbuch erhielt das neunte Kind der Familie den Namen Konrad, allerdings signierte er sämtliche Dokumente und Fotografien zeitlebens als "Conrad".

Fankhauser und Admont

Firmengründer Franz Fankhauser erlebte in seiner neuen Heimat eine mehrere Dekaden andauernde Phase des Wiederaufbaues und wurde Zeitzeuge großer Umbrüche und Neuerungen, darunter die Eröffnung der Kronprinz-Rudolf-Bahn im Jahre 1872, die das wirtschaftliche und gesellschaftliche Gefüge der gesamten Region nachhaltig veränderte. In der 36 Jahre währenden Ära des visionären Bürgermeisters Carl Pongratz erlebte Admont in dieser Gründerzeitphase eine wirtschaftliche Hochblüte sondergleichen; weder zuvor noch danach gab es eine derart hohe Zahl an Gewerbebetrieben in dieser jahrhundertelang abgeschiedenen Gebirgsregion.

 
Werbung von Franz Fankhauser für seine fotografische Anstalt.

Ebenfalls fiel die alpine Erschließung der Gesäuseberge und damit die Entwicklung der Region zu einer weitum bekannten Fremdenverkehrregion in diese Epoche des Aufschwunges. Fankhauser fand auch rasch Anschluss an das gesellschaftliche Leben: Er war Gründungsmitglied der Feuerwehr, der Alpenvereinsektion, der Admonter Krankenversicherung und des Männergesangsvereines. Zudem gehörte er der Theatergruppe an und wirkte im Musikverein auch als "Aushilfs-Klarinettist" mit.

Bei seiner Ankunft in Admont fand Franz Fankhauser einen weitgehend verwüsteten Ortskern vor, legte doch am 27. April 1865 ein Großbrand sowohl den Klosterkomplex als auch weite Teile des Marktes in Schutt und Asche. Die Herkunft der in den Jahren nach dem Brand entstandenen Bildserie vom Wiederaufbau des Klosters wurde ursprünglich Fankhauser zugeschrieben. Richtig ist jedoch, dass es sich dabei um von ihm reproduzierte Stereografien handelt, deren Urheberschaft mutmaßlich den Gebrüdern Rospini aus Graz zuzuschreiben ist. Ein motivähnliches Kabinettfoto um 1870 bestätigt jedoch das lichtbildnerische Wirken Fankhausers bereits in diesen frühen Jahren. Schon in Innsbruck beschäftigte sich Franz mit dem fotografischen Verfahren, wobei er sich mit beschränkten Mitteln um Vervielfältigungen von Radierungen und Buchseiten bemühte. So auch in Admont, wo er im Garten des Schneider-Weigl-Hauses ein Zelt errichtete, in welchem er zusammen mit dem Benediktiner Professor P. Gabriel Strobl seine fototechnischen Versuche fortführte. Als gesichertes Frühwerk Fankhausers gilt ein um 1865 entstandenes Motiv vom Admonter Marienpark, das den noch experimentellen Charakter seiner ersten fotografischen Probearbeiten zeigt. In diesen Jahren entstanden auch erste Aufnahmen der Schlösser Röthelstein und Kaiserau sowie Motive der umliegenden Gebirgswelt.

Gründung seines fotografischen Unternehmens

Schon nach wenigen Jahren erarbeitete sich Franz Fankhauser jenes Können, das ihn 1873 zur Gründung seines fotografischen Unternehmens befähigte. Die vorliegende Werkschau beabsichtigt, sowohl den kulturhistorischen als auch den fachlichen Aspekt des umfangreichen Fankhauser'schen Schaffens darzustellen. Dies bedingt auch, dass die Bildmotive in der exemplarisch ausgewählten Retrospektive divergierende Qualitäten aufweisen. Vornehmlich die frühen Aufnahmen weisen teilweise noch eine unzulängliche Machart auf. Grund dafür waren die dereinst technischen Methoden und Materialien, die hochwertige Resultate nur eingeschränkt ermöglichten. Allein die Beschaffung der notwendigen fotochemischen Emulsionen und Fixierlösungen war wohl eine logistische Herausforderung, musste doch das Material bis zur Eröffnung der Eisenbahn 1872 von den Metropolen des Landes noch per Postkutsche angeliefert werden. Auch die in einem mobilen Zelt untergebrachte Dunkelkammer war, ebenso wie die aus Fensterglas selbst hergestellten Fotoplatten, ein offenkundig unzureichendes Provisorium. Das damals besonders umständliche Kollodium-Verfahren musste schnell ablaufen, da die Nassplatten nach dem Beschichten und Sensibilisieren etwa 15 Minuten lang lichtempfindlich blieben. Erst die Erfindung der Gelatine-Trockenplatten in den 1870er-Jahren erleichterte den Fertigungsprozess und führte zu einer Verbesserung der Bildqualität. Ungeachtet der anfänglich primitiven fotografischen Verfahren weisen manche Lichtbilder aus dieser Pionierzeit dennoch eine erstaunlich hohe Fertigung auf.

Mit dem Umzug in das Haus Nr. 72 vulgo Steinmetzhäusl, richtete Fankhauser auch ein einfach ausgestattetes Atelier ein. Dies führte zu optimierten Ergebnissen, die mit den Aufnahmen ab den späten 1870er-Jahren auch augenscheinlich werden. Das zwischen 1880 und 1913 entstandene Werk des umtriebigen Firmengründers weist sodann jene Qualität auf, die zur allseits bekannten und unverwechselbaren "Marke à la Fankhauser" wurde.

Kulturhistorischer Nachlass

Schon in den 1870er-Jahren beschäftigten sich einst namhafte Postkartenverlage wie Stengel & Co aus Dresden, Ledermann aus Wien oder Franz Knollmüller aus Graz mit der Landschaftsfotografie in der Gesäuseregion. Dennoch dominierte die Fotografenfamilie Fankhauser die Lichtbildszene im Zeitraum ihres rund 120-jährigen Firmenbestandes. Diese Vorherrschaft beweist allein die schiere Menge ihres mehrere Tausend Motive umfassenden fotografischen Nachlasses. Zu den weit über 7 000 archivierten Glasplatten kommen noch ungezählte Fotoabzüge, Ansichtskarten und Porträtaufnahmen hinzu. Darüber hinaus gelten Hunderte Negativplatten sowie eine unbekannte Anzahl an Fotofilmen trotz intensiver Recherche als verschollen. Der Wert des Fankhauser'schen Vermächtnisses ist insbesondere in kulturhistorischer Hinsicht bedeutsam. Vornehmlich die Bildmotive des Firmengründers Franz sind diesbezüglich zu nennen.

Aufnahmen verschiedener Zeitereignisse, von diversen Orts- und Landschaftsteilen sowie von längst nicht mehr existierenden Objekten gelten als unwiederbringliche Geschichtsdokumente. So finden sich Bildbelege von der Metamorphose der Admonter Marktzeile durch die brandbedingte Wiedererrichtung von Gewerbeobjekten. Ebenso dokumentiert sind die Neubauten repräsentativer Jugendstilvillen und Jagddomizile, die von der hier jahrzehntelang tätigen italienischen Baumeisterfamilie Antonio und Guido Franz errichtet wurden. Nicht minder beispielhaft sind auch jene Abbildungen, die das Alltagsleben der Werktätigen darstellen. Von historischem Interesse sind aber auch die zahlreichen im Atelier entstandenen Porträt- und Gruppenbilder, die einen Einblick sowohl in die regionale Volkstracht als auch in damalige Modeströmungen gewähren. Die gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen an der Wende zum 20. Jahrhundert spiegeln sich dementsprechend in den fotografischen Zeitzeugnissen Franz Fankhausers wieder. Zudem trugen die Veröffentlichungen Fankhauser’scher Fotografien in zahlreichen Buchpublikationen und Zeitschriften maßgeblich zur Bekanntheit der Region bei und festigten gleichzeitig seinen Ruf als exzellenten Meister der analogen Lichtbildnerei.

Dem umfangreichen Wirken von Franz Fankhauser verdankt die Nachwelt somit einen historisch einzigartigen Rückblick in die Hochblüte der Gesäuseregion an der Wende zum 20. Jahrhundert, wobei seine "Collectionen photographischer Gebirgsaufnahmen" in Ausstellungen präsentiert und manche Aufnahmen auch prämiert wurden, beispielsweise anno 1907 bei der internationalen Fotopreis-Konkurrenz in Berlin.

Sein Tod

Am 23. März 1913 erlag Franz Xaver Fankhauser im 68. Lebensjahr einem Gehirnschlag. Zum Ableben des Fotopioniers schrieb die "Salzkammergut-Zeitung" folgenden Nachruf:

Wieder hat der Tod ein allgemein bekanntes und beliebtes Menschenleben heimgeholt. Es ist dies Herr Franz Fankhauser, Photograph und Hausbesitzer in Admont. Ein Schlaganfall hat am Sonntag, den 23. 3. um halb 11 Uhr vormittags sein arbeitsreiches Leben im Alter von 68 Jahren beendet. Seinerzeit spielte der nun Verschiedene in der Gesellschaft von Admont eine große Rolle. Er zählte zu den Gründern des Admonter Männergesangsvereines, ferner zu den Gründern der Feuerwehr Admont. Unter äußerst starker Beteiligung wurde er am 25. März zur letzten Ruhe gebettet. Zum Begräbnis hatten sich die Spitzen der hiesigen Behörden, weiters der Admonter Männergesangsverein mit Fahne, die gesamte Feuerwehr von Admont, der Admonter Gesellen- und Arbeiterverein mit Fahne und eine große Zahl von Freunden, Verwandten und Bekannten des Verstorbenen eingefunden. Der Trauerzug bewegte sich vom Trauerhause zur Stiftskirche: dort wurde ein Requiem gelesen und dann die Leiche auf den Friedhof gebracht. Auf dem Friedhof sang der Admonter Männergesangsverein einen Trauerchor. Die Feuerwehr sandte ihrem Gründer und treuen Mitgliede den letzten Gruß ins Grab. Mit Herrn Fankhauser ist wieder ein Stück Alt-Admont ins Grab gesunken."

Nachfolgende Generationen

Über den als Betriebsnachfolger vorgesehenen Sohn Engelbert Fankhauser gibt es nur spärliche Informationen. 1877 im Steinmetzhäusl geboren, verstarb er im 41. Lebensjahr an der einst weitverbreiteten Lungentuberkulose. Laut einem Bericht in der "Salzkammergut-Zeitung" war Engelbert auch "ein tüchtiger Musiker, der als Chorleiter Großartiges leistete". Seine Lehrjahre absolvierte er im elterlichen Betrieb und wirkte dort schon um 1900 als Fotograf mit. 1910 beauftragte er Baumeister Guido Franz mit dem Bau des Wohn- und Geschäftshauses in der Admonter Bahnhofstraße Nr. 157, das Ende 1912 bezogen und in welchem auch ein für damalige Verhältnisse professionelles Atelier eingerichtet wurde. Einem Nachruf zufolge war Vater Franz "ab 1904 an das Krankenbett gefesselt" – die Autorenschaft aller ab diesem Zeitpunkt entstandenen Fotografien ist daher nicht eindeutig nachvollziehbar. Auch verwendete Engelbert noch mehrere Jahre die Prägestempel mit der Signatur seines Vaters, hinzu kommt, dass Bruder Conrad 1911 nach Admont zurückkehrte und hier ebenfalls als Fotograf tätig war. Die in diesen Jahren Franz Fankhauser zugeordneten Bildmotive bleiben mit Hinblick auf die tatsächliche Urheberschaft also fraglich. Jene Motive, die konkret von Engelbert stammen, zeugen zwar von hohem beruflichen Talent, seine Schaffensperiode als Firmeninhaber beschränkte sich jedoch ob seines frühzeitigen Ablebens auf nur sechs Jahre. Aus diesem in die Wirren des Ersten Weltkrieges fallenden Zeitraum sind vor allem Porträts von Soldaten, Musterungsgruppen und Aufnahmen verschiedener Kundgebungen überliefert. Zweifelhaft blieb lange Zeit ein um 1910 entstandenes Kabinettfoto, das mutmaßlich den rund 30-jährigen Conrad zeigen sollte. Sowohl der Bildvergleich mit einer Feldpostkarte aus dem Jahre 1917 als auch divergente Handschriften gelten jedoch als Beleg dafür, dass es sich hierbei mit "sehr hoher Wahrscheinlichkeit" um ein Porträt des Engelbert Fankhauser handelt.

Anmerkung

In ANNO findet sich eine Nennungen des Franz Fankhausers erstmals in einer Werbung aus dem Jahr 1884, wo ein Buch nach Fotografien von ihm illustriert wurde.[2]

Literatur

Weblink

  • Eine Aufnahme von Franz Fankhauser im Facebook von Ernst Kren, ein Bild aus der Sammlung von Franz Gassner; es zeigt drei Generationen 1903;.

Quellen

Einzelnachweis

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im SALZBURGWIKI, dem Mutterwiki des EnnstalWikis
  2. ANNO, "Grazer Tagblatt", Ausgabe vom 17. Mai 1884, Seite 8