Antonio Franz

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Antonio Franz (* 1830 in Moggia im Nordosten der heutigen italienischen Region Friaul-Julisch Venetien); † 15. Dezember 1908 ebenda) war ein Baumeister in Admont im 19. Jahrhundert.

Leben

Im Stammbaum der Familie Franz wird ein Antonio angeführt, der 1830 in Moggia, einer Kleinstadt im Nordosten des Tagliamentotales geboren wurde. Der italienische Reichsangehörige Antonio Franz wurde Mitglied des Admonter Veteranenvereines, da er vor der Abtretung Venetiens 1866 in der österreichischen Armee gedient hatte. 1868 wurde er als Polier mit der Wiederherstellung des durch den Admonter Großbrand von 1865 beschädigten Oratoriums, der Seitenportale und der Turmkreuze der Stiftskirche beauftragt. Nach Fertigstellung des Auftrages ließ sich Franz mit seiner Frau Lidia, geborene Missoni, vor Ort als Baumeister nieder und dominierte bald das Baugeschehen in der Gesäuseregion.

Der erste Privatauftrag war der Neubau des ebenfalls brandgeschädigten Wirtshauses der Familie Stifter, Anverwandte des bekannten Schriftstellers Adalbert Stifter. 1895 errichtete er westlich der unteren Bachgasse das zu Beginn der 2000er-Jahre abgetragene Haus Winkler vlg. "Franz-Haus", welches er zunächst selbst bewohnte und 1900 an Roberto und Ferruccio Franz weitergab.

Antonio Franz‘ Baustil war anfänglich ein zweckdienlicher mit schlicht gehaltenen Fassaden. Ab den 1890er-Jahren wandte sich Franz, der ab 1897 auch als Arbeitgeber-Vertreter im Vorstandsausschuss der Bezirks-Krankenkassa fungierte,[1] vom Stil des Neohistorismus ab und dem "vereinfachten/alpenländischen Jugendstil" zu. Formgebende Kennzeichen Franz’scher Häuser sind Bauten mit meist drei Giebeln und einem Schopfdach sowie – aus Schutz vor Hochwassern – mit zum Eingang aufwärts führende Stufen. Antonio Franz bzw. dessen Nachfolger werden stets als Baumeister angeführt; nachdem bei den jeweiligen Bauten jedoch Architekten nicht gesondert genannt werden, zeichneten die Franz’schen Baumeister mutmaßlich auch für die jeweilige Planung verantwortlich. Eine Ausnahme ist das 1891 errichtete Jagdschloss des Baron von Schöller auf der Buchau, da sich hier neben den "Plänen eines Architekten aus Böhmen" die Baufirmen Franz und Haas aus Admont explizit als aufführende Baumeister erwähnt finden. Das im Besitz der Steiermärkischen Landesforste befindliche herrschaftliche Anwesen gilt bis heute als ein herausragendes Baujuwel in der Region.

Weitere Objekte bleiben aufgrund verwirrender biografischer Daten jedoch ungeklärt. Der Lokalhistoriker Hubert Walter nennt in seiner 2001 erschienenen "Admonter Häuserchronik" beispielsweise das 1909 errichtete Kaufhaus John sowie die im selben Jahr erbaute Villa Barabara, die 1913 errichtete Villa des Kartografen Gustav Freytag und das 1914 vollendete Wohn-und Geschäftshaus der Fotografenfamilie Fankhauser als Werke von Antonio Franz.

Walters nicht näher nachvollziehbare Quellen folgend, soll der Baumeister "anno 1914 mit seiner aus Ungarn stammenden Frau in deren Heimat gezogen sein". Der Name seiner Gattin "Lidia Missioni", lässt jedoch an einer ungarischen Herkunft zweifeln. Einem am 20. Dezember 1908 im "Grazer Volksblatt" veröffentlichen Nachruf zufolge, sei Antonio Franz bereits im Jahre 1908 in seinem Geburtsort Moggia verstorben, was eine weitere Unstimmigkeit mit Hubert Walters Quelle offenbart. Ferner erwähnt der Bericht auch, dass sich Antonio "sieben Jahre zuvor", also 1901, von der Bautätigkeit zurückzog. In der Fachschrift "Der Bautechniker" findet sich die Nachricht, dass sein Sohn Roberto im Jahre 1900 die Prokura des elterlichen Maurermeisterbetriebes übernahm;[2] hernach (ab 1908?) wurde der Betrieb von Antonios Neffen Guido Franz weitergeführt. Sowohl Hubert Walter wie auch andere Quellen bezeichneten Antonio als Sohn von Guido; der Nachruf stellt jedoch klar, dass jener Guido, der in Admont tätig war, der Neffe von Antonio war. Diese Information deckt sich mit den Auskünften von Gianfranco Pittini, Enkelsohn des Bruders von Guido Franz, nämlich Giovanni Franz, wonach die Brüder Guido und Giovanni Franz (ersterer geboren 1880) in Admont tätig waren, die Villa Barbara erbauten und diese bewohnten. Auch der Grundbucheintrag aus dem Jahre 1909 erwähnt Guido als Erstbesitzer besagter Villa, der diese zusammen mit seinem Bruder Giovanni – vermutlich bis 1923 – bewohnte. Unrichtig ist somit auch die Überlieferung, wonach "Guido und Mathilde Franz von und für ihren Sohn Antonio 1909 die Barbaravilla erbauen ließ", die er bis zu seinem Umzug 1914 bewohnt haben soll.

Trotz teils anderslautender Angaben ist ob neuerer Erkenntnisse davon auszugehen, dass bezüglich der Provenienz jener spätestens ab 1901 entstandenen Bauwerke die Nachfolger von Antonio Franz als Baumeister fungierten. Namentlich erwähnt wird nur Guido Franz als Baumeister des 1909 im Auftrag des Kaufmannes Josef Mayerhofer errichteten Geschäftshauses. Bekannt ist auch, dass der Familie Franz weitere im Bauwesen tätige Personen entstammen, so der 1832 ebenfalls in Moggio geborene und seit 1865 in Graz ansässige Stadtbaumeister Andrea Franz sowie der als Polier tätige Guiseppe Franz, der an den Umbauten des Schlosses Furth und Paltenstein in Treglwang beteiligt war. Aufgrund obgenannter Quellen wie auch ob der Stammbaumforschung durch Giovanni Franz‘ Enkelsohn Gianfranco Pittini, muss die bisher geltende Geschichtsschreibung dahingehend berichtigt werden, als dass sich die jüngere Admonter Baugeschichte nicht auf die Person des Antonio Franz beschränkt, sondern auf eine "Baumeister-Dynastie Franz" zurückzuführen ist.

Erwähnter Nachruf

Das "Grazer Tagblatt" brachte in seiner Ausgabe vom 20. Dezember 1908 einen Nachruf:[3]

Admont. (Todesfälle.) Am 15. d. starb in Moggio bei Udine in Italien Herr Baumeister Antonio Franz. Derselbe kam zum ersten Male nach dem großen Brande des Jahres 1865 nach Admont und war beim Neubau der Stiftskirche als Polier tätig, ließ sich später als selbständiger Baumeister in Admont nieder, wo er sein Geschäft zu großen Aufschwung brachte und während der mehr als 30 Jahre, durch die er es führte, fast alle Neubauten hier und in der Umgebung ausführte; als er sich vor sieben Jahren von der Bautätigkeit zurückzog, übernahm das Geschäft sein Sohn Roberto, jetzt leitet dasselbe sein Neffe Guido Franz. Herr An­tonio Franz war, obwohl italienischer Reichsangehöriger, Mit­glied des Admonter Veteranenvereines, da er vor der Ab­tretung Venetiens 1866 in der österreichischen Armee ge­dient hatte.

Bauwerke der Familie Franz

1868: Gasthof Zeiser vlg. Poppenhaus, Admont
1870: Gasthaus Cater vlg. Bahnhofschmied, Admont
1873: Haus vlg. Ennsbinder, Admont
1878: Jagdschloss Lichtenstein, Hall
1888: Villa Kornhäusl, Admont
1888: Am 6. August 1888 begann der Bau der Katholischen Pfarrkirche Herz Jesu in Selzthal.
1891: Jagdschloss Schöller, Buchau
1891: Pfarrkirchenstiege, Eisenerz
1898: Jagschloss Gstatterbodenbauer, Gstatterboden
Um 1900: Villa Mayr, Admont
Um 1900: Villa Waldhof, Admont
Um 1900: Altes Postamt, Admont
1900: Tischlerei Kogler, Admont
1900: Zubau Haberleitner, Admont
1900: Stationserweiterung Bahnhof Admont[4]
1901: Haus Brinskele, Admont

Vermutlich ab 1901 Robert und/oder Guido und Giovanni Franz:

1905: Gasthof Admonterhof, Admont
1905: Schulhaus Grabnerhof, Weng
1906: Textilhaus Lorenzoni, Admont
1909: Kaufhaus John, Admont
1909: Kaufhaus Mayerhofer, im Jugendstil als Kaufhaus ein Gebäude in Weng im Gesäuse, das bis zum heutigen Tag als Familienbetrieb als Kaufhaus betrieben wird (Nah & Frisch Hoffmann).
1909: Villa Barbara, Admont
1913: Villa Freytag, Hall
1914: Fotohaus Fankhauser

Quellen

  • Huber Walter: "Admonter Häuserchronik", 2001
  • Gianfranco Pittini, Enkelsohn von Giovanni Franz, mündliche Überlieferung, 2023
  • Ernst Kren: "Stichwort Gesäuse – Das illustrierte Lexikon der Ennstaler Alpen", 2019
  • Ernst Kren: "Ademundi vallis – Chronik des Admonttales in historischen Ansichten", 2020
  • Ernst Kren: "Gesäuse-Saga – Zeitgeschichte(n) aus den Ennstaler Alpen und der Steirischen Eisenwurzen", 2022
  • "Der Bautechniker": Ausgabe 1891, Seite 553, Bau der Pfarrkirchenstiege in Eisenerz
  • "Grazer Volksblatt": Ausgabe vom 29. Juni 1892, Seite 7 und 8: Die Einweihung der
  • Pfarrkirche Herz Jesu in Selzthal
  • "Steirische Alpenpost": Ausgabe vom 22. Mai 1897, Seite 3
  • "Der Bautechniker": Ausgabe 1900, Seite 1198
  • "Der Bautechniker": Ausgabe 1902, Seite 794
  • "Grazer Tagblatt": Ausgabe vom 20. Dezember 1908, Seite 10
  • Historische Gebäude in Admont und dortige Quellen
  • ANNO, Der Bautechniker, Ausgabe 1891, Seite 553, Bau der Pfarrkirchenstiege in Eisenerz
  • ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 29. Juni 1892, Seite 7 und 8: Die Einweihung der Pfarrkirche Herz Jesu in Selzthal

Einzelnachweise

  1. Bei der Generalversammlung der Bezirks-Krankencassa in Rottenmann am 16. Mai 1897 wurde Antonio Franz als Vertreter der Arbeitgeber in den Vorstandsausschuss gewählt. Quelle ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 22. Mai 1897, Seite 3
  2. ANNO, "Der Bautechniker", Ausgabe 1900, Seite 1198
  3. ANNO, Grazer Tagblatt, Ausgabe vom 20. Dezember 1908, Seite 10
  4. Eine andere Quelle berichtet, dass die k. k. Staatsbahn-Direction Villach auf Grund der Offertverhandlung vom 6. August 1902 die Arbeiten betreffend die Erweiterung des Aufnahmsgebäudes am Bahnhof Admont dem ansässigen Bauunternehmer Antonio Franz um den Pauschalpreis von 18.700 Kronen übertragen hatte. Quelle ANNO, "Der Bautechniker", Ausgabe 1902, Seite 794