Vergnügungszüge 1891 der österreichischen Staatsbahnen

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Titelseite des "Gebirgsfreundes" mit dem hier geschriebenen Artikel.

Dieser Artikel bringt einen zeitgenössischen Artikel über die Vergnügungszüge 1891 der österreichischen Staatsbahnen.

Einleitung

Durch die Eroberung der Ennstaler Alpen waren Fahrten mit Zügen der Kronprinz-Rudolf-Bahn ins Gesäuse zum Bahnhof Gstatterboden, wo sich man im Hotel Gesäuse oder bei Katharina Ditz, der Bergsteigermutter vom Gstatterboden, übernachten konnte. Die Zeitschrift Der Gebirgsfreund des Niederösterreichischen Gebirgsvereins brachte in ihrer Ausgabe vom Juli 1891 einen Artikel über Vergnügungszüge, die u. a. auch ins Gesäuse führen.

Nachstehend der Originaltext

Durch die Neueintheilung der Vergnügungszüge hat die Generaldirection der Staatsbahnen abermals bewiesen, daß sie berechtigten Wünschen der alpinen Vereine gerne Rechnung zu tragen gewillt ist. Die bisherigen Vergnügungszüge ins Ennsthal waren touristisch nahezu werthlos, da die verbleibende Zeit zwischen Ankunft und Rückfahrt nur mit der größten Anstrengung zu einer einigermaßen der langen Dauer der Fahrt entsprechenden Bergpartie benützt werden konnte; derartige Hetzjagden, bei denen kaum Zeit zum Ausschnaufen bleibt, viel weniger zum ruhigen Genuß der landschaftlichen Schönheiten, sind eben nicht Jedermanns Sache. Daher wurde im Kreise unserer Vereinsleitung schon im Winter der Gedanke erwogen, ob die k. k. Generaldirection nicht zu bewegen sein würde, den Vergnügungszug Samstag Abends abgehen zu lassen oder, falls dies nicht angängig, den Mitgliedern unseres Vereins mit einer Vergnügungszugskarte die Benützung des Samstag-Abendzuges zu gestatten, und wurde am 25. März ein diese Wünsche zu bestimmtem Ausdrucke bringendes Schreiben an die Generaldirection der k. k. Staatsbahnen abgesandt.

Inzwischen erfuhren wir aber auch aus der "Oesterreichischen Alpenzeitung" vom 2. April, daß an einem Sprechabend des Alpenclubs diese Angelegen Angelegenheit ­schon am 6. März zur Sprache gekommen war, und die "Oesterreichische Touristenzeitung" brachte in ihrer Nummer vom 1. April eine ähnliche Anregung. Endlich theilte Herr Imhof beim Sprechabend des Touristenclubs am 24. April mit, daß auf seine Anregung dieses Jahr regelmäßig Vergnügungszüge nach Gaming, ins Gesäuse und in das Kampthal geführt werden sollen. Wenn wir noch hinzufügen, daß auch die alpine Gesellschaft "D'Ennsthaler" sich bezüglich der Verlegung der Abfahrtszeit der Gesäuse-Vergnügungszüge eifrig bemüht hat, so geht aus dieser Darstellung zur Genüge hervor, daß es sich hier um den einmüthigen Wunsch aller alpinen Vereine Wiens handelt.

Dieser große Erfolg der gleichzeitigen Bemühungen der alpinen Vereine läßt einen Vorschlag nicht unpraktisch erscheinen, welcher bei dem obenerwähnten Sprechabend des Alpenclubs gemacht wurde: es möge ein ständiges Comité aller alpinen Vereine Wiens eingesetzt werden, welches sich mit derartigen gemeinsamen Fragen zu befassen hätte. Wir begrüßen diese Anregung umsomehr, als es ein Mitglied unseres Vereines (zugleich Alpenclub-Mitglied) war, von welchem sie ausging, was wir allerdings erst nachträglich erfuhren; vielleicht gelingt es dem Alpenclub, den fruchtbaren Gedanken verwirklichen, der, richtig ergriffen und durchgeführt, auch weitere günstige Folgen bezüglich eines Ineinandergreifens der Thätigkeit der verschiedenen alpinen Vereine haben könnte.

Die Anzahl der Züge ins Gesäuse wurde halbiert

Was nun die Vergnügungszüge selbst betrifft, so ist es allerdings richtig, daß die Anzahl der ins Gesäuse verkehrenden zu Gunsten anderer Strecken mindestens auf die Hälfte vermindert wurde; es gibt deren in diesem Sommer blos sieben, und das mag manche enragirte Touristen, für welche die Berge unter 2000 Meter nicht existiren, allerdings betrüben. Wir können dieses Bedauern schon wegen des obenangeführten Umstandes, daß die früheren Vergnügungszüge für touristische Zwecke kaum verwendbar waren, nicht theilen. Und dann verweisen wir auf den Absatz in dem Schreiben der geehrten Generaldirection an unsere Vereinsleitung, welches wir in voriger Nummer veröffentlicht haben, wo wonach sich "durch die Freguenzdaten dieser Züge ergeben wird, ob der öftere Verkehr eines oder des anderen dieser Züge im künftigen Jahre in Rücksicht gezogen werden kann. Wir von unserem Standpunkte sind aber auch schon mit der jetzigen Eintheilung zufrieden und würden höchstens wünschen, daß nicht am 12. September schon der letzte Vergnügungszug verkehre, da gerade die zweite Hälfte des September zumeist für Bergpartien wegen der reinen Aussicht außerordentlich günstig ist. Sehr erwünscht ist es aber, daß nun auch das Oetschergebiet mit Einem Schlage in den Bereich der leichter durchführbaren Ausflüge gerückt ist. Und dasselbe ist mit dem Kampthal der Fall, welches sich nun gewiß zahlreichen Besuches erfreuen wird.

Wir haben bereits in der vorigen Nummer die Reihenfolge der Vergnügungszüge mitgetheilt und die Stundendauer angeführt, welche zwischen der Ankunft des Zuges in der Endstation und der Rückfahrt von dort verbleibt und mit der man also bei Eintheilung der Ausflüge rechnen muß. Hinzugefügt sei noch, daß diese Zeitdauer z. B. bei der Station Gstatterboden um 1½ Stunden, bei Groß-Reifling um mehr als 2½ Stunden gegenüber jener von Selzthal sich verlängert.

Drei Züge ins Ennstal und Tourentipps

Es erübrigt uns nun noch, jener Ausflüge zu gedenken, welche sich mit Benützung Vergnügungszüge ausführen lassen. Die Vergnügungszüge ins Gesäuse haben dreierlei Abfahrtszeit; da aber die Stunde der Rückfahrt bei allen gleich ist, so ergibt sich natürlich auch eine dreifach verschiedene Dauer der dem Touristen zur Verfügung stehenden Zeit. Die meiste Zeit steht ihm zu Gebote an Doppel-Feiertagen, da hier der Vergnügungszug am ersten Tage um 5 Uhr Früh abgeht und am zweiten Tage um halb 7 Uhr Abends von Selzthal die Rückfahrt erfolgt. Es bleiben ihm hier mindestens 30 Stunden in Selzthal, nahezu 32 in Gstatterboden, fast 33 in Groß-Reifling; allerdings muß man davon wohl 10 Stunden für die Nachtpause abrechnen. Sehr geeignet ist dieser Zug für eine Hochkaar-Partie, und zwar in folgender Weise: Ankunft in Groß-Reifling gegen halb 11 Uhr Vormittags; von hier durch das reizend schöne Salzathal nach Palfau und weiter im Mendlingthale nach Mendling oder Lassing; in beiden Orten ist in den dortigen Gasthäusern gute Gelegenheit zur Stärkung und ist auch der Schlüssel zur Hochkaar-Hütte zu haben; bis hierher ist 4 bis 5 Stunden Marsch. Der Aufstieg zur Hütte durch den Königsgraben bedarf etwa 2½ Stunden, so daß man also bis 8 Uhr Abends oben sein kann. Die Hütte ist nicht bewirthschaftet, und muß man daher Proviant von unten mitnehmen. Am anderen Morgen ersteigt man zeitlich Früh die Spitze, was anderthalb Stunden erfordert, und kann dann den Abstieg direct ins Salzathal nehmen, von wo man wieder nach Palfau gelangt, wo Gelegenheit zum Frühstück ist; bis hierher dürfte man vom Gipfel 3 Stunden brauchen. Anstatt nun wieder am rechten Salza-Ufer zurück nach Groß-Reifling zu gehen, folgt man nach kurzer Zeit der sich abzweigenden Straße nach Gams auf das linke Ufer und gelangt auf derselben in das Gamsthal mit prächtigem Ausblicke gegen den Thalschluß zu. In Gams hat man Gelegenheit, die prächtige Felsenenge "Die Noth" und die sehenswerthe Krausgrotte zu besuchen, und kommt von dort Nachmittags binnen Kurzem zur Station Landl, wenn man es nicht vorzieht, durch das schöne Ennsthal bis nach Hieflau oder auf dem prächtigen Karl August-Steig, welcher zumeist am linken Salza-Ufer führt, zurück nach Groß-Reifling zu wandern. Wem die "Noth" und Krausgrotte bereits bekannt sind, kann auch den Rückweg von Lassing, wohin dann der Abstieg zu nehmen ist, durch den Hüttgraben und über den Rücken zwischen Voralpe und Gamsstein nach der Station Weißenbach-St. Gallen wählen, wo der Vergnügungszug um 8 Uhr 14 Min. Abends abgeht — ein sehr lohnender Uebergang — oder endlich ebenfalls durch den Hüttgraben nach dem sehr schön gelegenen Groß-Hollenstein an der Abbs und von dort auf der in Klein-Hollenstein abzweigenden Straße nach Weyer (Zug-Abgang gegen 9 Uhr Abends) — eine lange, aber lohnende Wanderung. Die letzten beiden Wege, sowie der Abstieg ins Salzathal erfordern bessere Geher, Andere thut gut, wieder zum Schutzhaus und nach Mendling abzusteigen und von dort aus zurück nach Palfau zu gehen und dann weiter, wie oben erwähnt. Jeder, der eine Hochkaar-Partie unternimmt, wird nicht nur, wenn ihm das Wetter günstig ist, über die Pracht der Aussicht entzückt, sondern auch von den mannigfachen schönen Thalbildern, welche dieser Ausflug bietet, vollauf befriedigt sein. Die Schutzhütte am Hochkaar aber gewährt angenehme und bequeme Unterkunft. Da für heuer nur mehr ein einziges Mal Gelegenheit ist, den Vergnügungszug an einem Doppel - Feiertage zu benützen, so wollen wir hier auf die zahlreichen Ausflüge, welche sich bei dieser Gelegenheit aus ausführen ­führen ausführen ließen, nicht weiter eingehen und erwähnen nur noch, daß der Ausflug auf den Tamischbachthurm an Doppel-Feiertagen selbst für bequemere Leute leicht durchzuführen ist, indem sie am ersten Tage bis zur Ennsthaler Hütte gehen und dort übernachten und den anderen Tag die Spitze besteigen und zuerst zur Hütte zurück, dann nach Gstatterboden absteigen, eine Marschleistung von etwa 6 bis 7 Stunden an diesem Tage. Der Aufstieg zur Schutzhütte könnte am ersten Tage von Groß-Reifling aus gemacht werden, etwa vier Stunden. Die Hütte selbst hat eine herrliche Lage. Unbedingt nöthig wäre es aber bei einem solchen Ausfluge, daß man sich einen Platz in der Hütte vorher sichere, sonst könnte man wohl sehr aufsitzen. Man wende sich zu diesem Ende an den Bewirthschafter Rubesoier in der Ennsthaler Hütte bei Gstatterboden, Post Hieflau. Ferner sehe man sich bei Zeiten um eine Karte zum Vergnügungszuge um, denn vor den letzten Doppel-Feiertagen waren die 500 ausgegebenen Karten schon am Donnerstag Nachmittags vergriffen.

Die Vergnügungszüge an gewöhnlichen Sonntagen fahren entweder am Vorabend um 9 Uhr 15 Min. (heuer nur noch 18. Juli und 12. September) oder am Vortage Nachmittags um 3 Uhr 40 Min. ab (1. August und 5. September); der Unterschied bezüglich der touristischen Ausnützung dieser Züge ist eigentlich nur der, daß man bei den letzteren einige Stunden der Ruhe pflegen und vielleicht auch Früh eine Stunde zeitlicher aufbrechen kann, als wenn man erst mit dem Zuge um 4 bis 5 Uhr ankommt. Namentlich für Jene, welche schwierigere Hochtouren, z. B. ans das Hochthor, die Planspitze oder den Reichenstein ec. machen wollen, empfiehlt es sich daher wohl aus doppelten Gründen, diesen Nachmittagszug zu benützen, erstens um körperlich rüstiger zu sein und zweitens um möglichst früh aufbrechen zu können. Viele Partien lassen sich aber auch mit Benützung des Abendzuges gut ausführen, so von Waidhofen a. d. Ybbs (Ankunft 2 Uhr Früh): herrliche Frühwanderung längs der Ybbs aufwärts, dann an der Kleinen Ybbs nach Ybbsitz, von da zum Prollingfall, durch den Prollingergraben und über die Kripp nach St. Georgen am Reith, wo man wieder im Ybbsthale ist, dann an der Ybbs abwärts nach Groß-Hollenstein und über Klein-Hollenstein nach Weyer, eine Wanderung von 9 bis 10 Stunden ohne jede Beschwerde, außer der Hitze an sonnigen Tagen, doch kann man da den Ausflug nach Gefallen leicht abkürzen oder auf Strecken Wagenfahrt einschieben; von Ybbsitz ans ist auch die Ersteigung des Prochenberges (1123 M.) lohnend. Von Opponitz, welches man von Waidhofen in 3 Stunden auf der Ybbsthalstraße erreicht, sind ebenfalls lohnende Uebergänge und Gipfel-Ersteigungen (z. B. Alpl, 1401 M.) auszuführen. Die Spindeleben (1062 M.) mit Aussichtswarte ist vom Seebachthal aus, durch welches die Bahn weiterfährt, durch den Redenbach zu ersteigen. Bei Weißenbach - St. Gallen öffnet sich das Thal der Buchau mit St. Gallen, mit dem interessanten Spitzenbachgraben und dem aussichtsreichen Maiereck (1756 M.); Uebergänge führen von St. Gallen nach Admont, sowie nach Groß-Reifling oder Landl, welche sich mit einer oder der anderen Partie verbinden lassen. Von der Station Weißenbach-St. Gallen (Ankunft ½4 Uhr Früh) kann man aber auch die Voralpe (1769 M.), einen Aussichtsberg ersten Ranges, ersteigen. Von Groß-Reifling (Ankunft halb 4 Uhr) kann man auf dem schönen Karl August-Steige die Krausgrotte und die "Noth" bei Gams besuchen und den verbleibenden Nachmittag zu einem Spaziergang nach Hieflau und bis zum Hartelsgraben verwenden. Von Groß-Reifling eröffnet sich ferner, wie schon erwähnt, ein Aufstieg zur Ennsthalerhütte über die Gigal-Alpe unter den interessanten Nordwänden des Tamischbachthurmes; der Aufstieg erfordert allerdings 4 Stunden, aber wenn man den Abstieg nach Gstatterboden wählt (2½ Stunden), so kann man noch in der Zwischenzeit von der Hütte aus den Tamischbachthurm besteigen (hin und zurück drei Stunden); man braucht zusammen dazu zehn Stunden, während man über 15 Stunden Zeit hat, aber selbst wenn man den Tamischbachthurm nicht besteigt, ist der Besuch der Hütte äußerst lohnend, da sie eine herrliche Aussicht auf die benachbarten Felsenriesen bietet. Von Hieflau (Ankunft ¾4 Uhr Früh) führt der nächste Weg über die Hochscheiben-Alm auf den Tamischbachthurm (vier Stunden), allerdings ist er auch der steilste und dürfte nicht Jedem behagen. Von Hieflau aus ist ferner eine Durchwanderung des Gesäuses sehr lohnend, und können dabei je nach der Eiutheilung des Ausfluges Abstecher in den prächtigen Hartelsgraben, in das felsenumrahmte Johnsbachthal oder in den großartigen Bruckgraben gemacht werden. Tüchtige Geher können auch die Partie vom Hartelsgraben über den Sulzkaarhund und die Koderalpe nach Johnsbach unternehmen, welche prächtige Einblicke in die Hochthorgruppe eröffnet, aber allerdings beschwerlich ist und eine gute Zeiteintheilung verlangt. Eine lohnende Partie von Hieflau ist ferner die Wanderung von Hieflau zum Leopoldsteiner See und von dort nach Eisenerz, welche beiläufig vier Stunden erfordert; da an Sonntagen um 6 Uhr 20 Min. ein Zug von Eisenerz nach Hieflau verkehrt (Ankunft 7 Uhr 14 Min. Abends, Abfahrt des Vergnügungszuges 7 Uhr 41 Min.), so kann der Nachmittag der Besichtigung von Eisenerz und der Umgebung gewidmet werden.

Endlich sei noch erwähnt, daß der Lugauer (2205 M.) von Hieflan aus erstiegen wird, entweder durch den Härtels- oder durch den Waggraben, welche Besteigung allerdings nur ganz geübten Touristen empfohlen werden kann. Von Gstatterboden (Ankunft 4 Uhr 3 Min. Früh, Abfahrt 7 Uhr 24 Min. Abends) ist der bequemste und kürzeste Aufstieg zur Ennsthalerhütte (3 Stunden), von welcher aus wieder am leichtesten der Tamischbachthurm (2034 M.) erstiegen werden kann. Die ganze Partie erfordert im Aufstiege etwa 4½, Abstiege schwache 4 Stunden. Der Große Buchstein (2070 M.), welcher ebenfalls von Gstatterboden erstiegen wird, erfordert bedeutendere Hebung, während die übrigen Touren (Kleiner Buchstein, Planspitze, Hochthor, Oedstein,) reine Hochtouren sind. Admont (Ankunft 4 Uhr 30 Min. Früh, Abfahrt 7 Uhr-Abends) bietet eine Fülle von Spaziergängen und Ausflügen, von denen wir nur den Dörfelstein (1063 M.), die Kaiserau (1118 M.), den Uebergang von hier über das Kalblinggatterl (1540 M.) ins Johnsbachthal und von Hochtouren das Sparafeld (2245 M.) erwähnen. Von Selzthal, der Endstation der Vergnügungszüge (Ankunft 4 Uhr 50 Min Früh, Abfahrt 6 Uhr 33 Min. Abends) seien die Ausflüge zur Burg Strechau auf hohem Felsen, auf den aussichtsreichen Dürrenschöberlberg (1738 M.) mit Abstieg nach Rottenmann erwähnt.

Aus dieser immerhin lückenhaften Aufzählung der Ausflüge, welche nunmehr unter Benützung der Vergnügungszüge ausgeführt werden können, ersieht man, welch' ein weites und reiches Ausflugsgebiet durch diese Neueintheilung der Fahrzeiten der Vergnügungszüge allein im Ennsthale erschlossen worden ist. Und es kommt hier nicht blos der billigere Fahrpreis in Betracht; die Mehrzahl der genannten Ausflüge ließe sich mit den gewöhnlichen Zügen ohne das Opfer zweier Nächte gar nicht durchführen. Wenn man z. B. Samstag Abends um 9 Uhr 45 Min. von Wien abfährt, gelangt man Früh 5 Uhr 35 Min. nach Gstatterboden und muß, um Abends wieder nach Wien zu kommen, schon um 3 Uhr 8 Min. Nachmittags abfahren, hat also nur 9½ Stunden zur Verfügung gegen 15 zwischen Ankunft und Rückfahrt des Vergnügungszuges; dieselbe Zeit bliebe Einem nur, wenn man um 9 Uhr-Abends von Gstatterboden zurückführe; dann aber käme man erst Montag um 6 Uhr Früh nach Wien.

Man könnte nun vielleicht fürchten, daß durch diese günstige Gelegenheit, ins Ennsthal zu kommen, die anderen dem Wiener Ausflngsgebiete angehörenden Gegenden leiden könnten, umsomehr, wenn im nächsten Jahre, wie wir hoffen, die Anzahl der Vergnügungszüge ins Ennsthal — sie ist gegenüber jenen nach Kienberg-Gaming entschieden zu gering — noch vermehrt werden sollte. Aber es ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen, indem die lange Fahrt und die Beschränkung der Theilnehmerzahl der einseitigen Pflege der Ennsthaler Berge einen Riegel Vorschüben, — Schneeberg und Rax ec. werden immer ihre Liebhaber finden, und die leichten Partien im Wienerwald, in den Voralpen, in der Buckligen Welt, in der Wachau werden wohl auch gegenüber dem schweren Geschütz der Ennsthaler ihren Anreiz nicht verlieren. Endlich wolle man nicht vergessen, daß die Touristik in erster Linie Selbstzweck ist, daß ihre wohlthätige Wirkung auf Körper und Geist der Stadtbewohner und in hervorragender Weise der Großstädter, welche unter so vielen entnerven entnervenden ­den entnervenden Einflüssen leiden, der Hauptantrieb der Touristik ist und daß der Nebenzweck der Hebung des Fremdenverkehrs, welche den natnrbegnadeten Gegenden durch die Touristik so häufig als reife Frucht in de» Schooß fällt, in erster Linie Sache der Einwohner selbst sein muß, insbesondere Jener, welche den Hanptvortheil vom Fremdenverkehr ziehen, der Gastwirthe, welche leider in manchen Fällen die zu ihren Gunsten herbeigeführte Hebung des Fremdenverkehrs durch Preissteigerungen und andere unschöne Dinge lohnen. Wo dies nicht der Fall ist — und es ließe sich Derartiges auch bereits aus dem Ennsthal berichten — werden die Touristen stets gern hinkommen; denn sie haben neben der Freude an der Natur auch leibliche Be Bedürfnisse, genau so wie andere Leute, und lieben es nicht, befrackte Kellner oder andere, die schlichte Bergesnatur verunstaltende Eigenthümlichkeiten mit schwerem Gelde bezahlen zu müssen. Wir werden deshalb auch nicht versäumen, die Liste jener Wirthe, welche den Touristen ein freundliches Entgegenkommen zeigen und für gute Verpflegung solide Preise fordern, stets zu vermehren, und bitten un unsere ­Mitglieder, uns hierin zu unterstützen. Die diesen Anforderungen nicht entsprechenden Gasthäuser aber werden wir einfach beiseite liegen lassen, sofern nicht die unbedingte Nothwendigkeit zur Einkehr zwingt.

Der Raum gestattet cs uns leider für diesmal nicht, auf die anderen Linien der Vergnügungszüge ebenfalls ausführlich einzugehen, und behalten wir uns dies für ein anderes Mal vor.

Quelle

  • ANNO, Der Gebirgsfreund, Ausgabe Juli 1891, Seite 53