Seethalerhütte
Er hat jedoch durch wirtschaftliche und vereinzelt auch geschichtliche oder geografische Bezugspunkte mit dem Bezirk Liezen zu tun.
Die Seethalerhütte (2 740 m ü. A.) auch Dachsteinwartehütte, ist eine Schutzhütte der Alpenvereins Austria im Dachsteinmassiv am Rande des Dachstein-Ostgrates und am Ausstieg des Klettersteigs "der Johann".
Allgemeines
Die Seethalerhütte ist die höchstgelegene Schutzhütte in der Dachstein Tauern Region. Es sind 22 Schlafplätze im Lager. Von der Hütte aus hat man einen herrlichen Blick in die Dachstein Südwand. Es ist kein Winterraum vorhanden, jedoch ein unversperrter Notraum. Die Seethalerhütte ist von der Bergstation der Dachstein Gletscherbahn am Hunerkogel (2 685 m ü. A.) in 45 Minuten zu erreichen.
Geschichte
Die Hütte wurde 1929 erbaut, 2017–2018 neu errichtet, war bis dahin nur im Sommer bewirtschaftet und erstmals 2018-2019 auch im Winter geöffnet.
Umstrittenes Neubauobjekt 2016
Durch den einsetzenden Klimawandel um die Jahrhundertwende 20.-21. Jahrhundert ziehen sich Permafrostböden (dauerhaft gefrorene Böden) immer weiter in die Höhe zurück. Als Folge tauen Gestein und anderes Bodenmaterial auf, zerbröckeln oder wie im Fall der Seethalerhütte, bildete sich unter der Hütte Dolinen, die das Gebäude in den nächsten Jahren zu verschlingen drohten. Daher wurde im Frühjahr 2016 ein Architektenwettbewerb zum Neubau der Hütte ausgeschrieben.
Das Siegerprojekt der Architekten Stephan Hoinkes und Thomas Heil vom Architekturbüro "dreiplus" in Innsbruck wurde von den elf eingereichten Projekte von einer Jury gewählt. Die Jury bestand aus drei Architekten, vier Referenten des Alpenvereins und Hüttenwirt Wilfried Schrempf. Dabei wurde anonym und nach eingehender Diskussion in mehreren Runden bewertet.
Die Jury vermerkte zum Aussehen des Siegerobjekts in ihrem Protokoll "formal innovativ", was die Quelle dieser Meldung, die Kleine Zeitung[1] "auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig" interpretierte. Das moderne Design des Siegerprojektes führte jedenfalls unter Bergfreunden bereits zu heftigen Diskussionen. In den sozialen Netzwerken reichten die Reaktionen von "Verschandelung der Berge" über "zum Speiben" bis zu "interessant, aber gewöhnungsbedürftig" und es fand sich auch ein "super cool" unter den Meldungen. Aber die negativen Äußerungen überwogen doch deutlich.
Der Entwurf des Ramsauer Architekten Johann Berger scheiterte mit Platz zwei nur denkbar knapp.
Dezember 2018: Eröffnung des Neubaus
Am 25. Dezember 2018 öffnete die neue Seethalerhütte nach zwei Jahren Bauzeit erstmals ihre Türen für Schutzsuchende. Die alte Hütte war baufällig und in den Wintermonaten regelmäßig bis aufs Dach unter Schnee begraben worden. Zudem war der damalige Standort der Hütte durch den Rückgang des Permafrosts gefährlich. Der neue Standort mit windabgewandten Eingangsmöglichkeiten ermöglicht nun auch einen Winterbetrieb. Die alte Hütte wurde im Sommer 2019 abgetragen, um die dortige Fläche zu renaturieren.
Der Ersatzbau der Seethalerhütte wird außerdem den hohen Anforderungen des Natur- und Umweltschutzes durch nachhaltige Hüttenbauweise und -technik gerecht. Dies war für den Alpenverein Austria eine Selbstverständlichkeit, da die Hütte im Gebiet der Kulturlandschaft Hallstatt–Dachstein-Salzkammergut UNESCO Weltkulturerbe steht, das Dachstein Europaschutzgebiet ist und der Natur- und Umweltschutz als Kernaufgabe auch ein Herzensanliegen des Vereins ist.
Am Samstag, 26. Jänner 2019, begrüßte die Wiener Alpenvereinssektion Austria rund 30 Gäste zum Winter-Opening der neuen Seethalerhütte, um die Beendigung der höchsten Baustelle Oberösterreichs gebührend zu feiern. Die Hütte hat aktuell erstmals in ihrer 90-jährigen Geschichte auch in der Wintersaison geöffnet.
Die Gesamtkosten des Ersatzbaus der Seethalerhütte beliefen sich auf circa zwei Millionen Euro, diese Summe wäre durch die ordentlichen finanziellen Mittel des Alpenvereins Austria nicht finanzierbar gewesen. Förderungen kamen vom Österreichischen Alpenverein, dem Bund und dem Land Oberösterreich.
Außerdem wurde eine eigene Spendenaktion für das Bauprojekt "Seethalerhütte" ins Leben gerufenen, an der sich bis jetzt etwa 400 Personen beteiligt und einen Betrag von knapp 70.000,- Euro gespendet haben. Nach wie vor ist der Alpenverein Austria für das Projekt auf großzügige Unterstützung angewiesen, die Spendenaktion läuft daher noch bis Ende 2019.
Lawinenunglück
Am Sonntag, den 8. März 2020, kamen fünf Menschen Vormittag bei einem Lawinenabgang in der Nähe der Hütte ums Leben. Laut Polizei Oberösterreich ging die Lawine gegen 09:30 Uhr ab. Die fünf aus Tschechien stammenden Opfer waren offenbar als Schneeschuhwanderer mit einer Gruppe unterwegs.[2]
2023: Wilfried "Wiff" Schrempf verlässt nach 23 Jahre die Hütte
Bis 2023 war Wilfried Schrempf zusammen mit seiner Frau Carmen und Tochter Chelsea Pächter der Seethalerhütte. Im Herbst 2023 beendete er nach 23 Jahren unerwartet seine Tätigkeit als Pächter der bekannten Dachsteinwarte. Dann war der Betreiber der Hütte, der Alpenverein Austria, auf der Suche nach einer Nachfolge. Es hieß, dass sich niemand für den Posten interessiert. Schrempf, der vielen als "Warte Wiff" bekannt ist, zeigte sich darüber wenig überrascht. Die finanziellen Anforderungen seien seit der umfassenden Modernisierung von einer urigen Holzhütte zu einem futuristischen Kubus deutlich gestiegen, was für ihn wirtschaftlich nicht mehr tragbar wurde. Die Umsatzpacht hatte sich um ein Drittel erhöht, die gesamten Einnahmen aus Übernachtungen gingen direkt an den Alpenverein, und zusätzlich habe er den von der eigenen Photovoltaikanlage erzeugten Strom zu einem hohen Preis abkaufen müssen. Trotz mehrerer Verhandlungsrunden über bessere Konditionen blieb der Alpenverein bei seiner Haltung. Fritz Macher, der erste Vorsitzenden der Sektion Austria – einer Wiener Sektion des Österreichischen Alpenvereins – war über diese Aussagen verärgert. Er sprach von Undank und die Vorwürfe waren für ihn unverständlich. Aber er bestätigte, dass der Umbau der Seethalerhütte rund 2,5 Millionen Euro gekostet habe. Dass nicht gleich ein Nachfolger von Schrempf gefunden wurde, erklärte Macher damit, dass man sich mit der Nachbesetzung auf der Seethalerhütte absichtlich Zeit gelassen habe. Schließlich sei die Hütte "ein alpines Flaggschiff für den Tourismus in der Region" und da wollte der Verein keine überhastete Besetzung vornehmen.[3]
Touren
- zum Guttenberghaus 2 145 m ü. A. ca. drei Stunden
- zur Austriahütte 1 630 m ü. A. ca. drei Stunden
- zur Türlwandhütte 1 710 m ü. A. ca. 2:45 Stunden über die Hunerscharte
- zur Dachstein-Südwand-Hütte 1 871 m ü. A. ca. 2:15 Stunden über die Hunerscharte
- zur Türlwandhütte 1 737 m ü. A. ca. drei Stunden über die Hunerscharte
- zur Simonyhütte 2 203 m ü. A. ca. 1:45 Stunden
- zur Adamekhütte 2 196 m ü. A. ca. 2:15 Stunden über die Steinerscharte
- zum Gjaidalmhaus 1 739 m ü. A. ca. 4:45 Stunden
- Klettersteig der Johann
- Klettersteig Annerl
- Klettersteig Schulter auf den Hohen Dachstein
- Klettersteig Randkluft auf den Hohen Dachstein
- Klettersteig Westgrad auf den Hohen Dachstein
- Klettersteig Ramsauer Klettersteig
- Klettersteig Simonyscharte ab Sommer 2011
- Klettersteig Steinerscharte
- Hoher Dachstein 2 995 m ü. A. hoch alpin
- Niederer Dachstein 2 934 m ü. A. hoch alpin Klettern
- Hohes Dirndl 2 829 m ü. A. hoch alpin Klettern
- Niederes Dirndl 2 810 m ü. A. hoch alpin Klettern
- Hoher Gjaidstein 2 685 m ü. A.
- Kleiner Gjaidstein 2 735 m ü. A.
- Mitterspitz 2 926 m ü. A. hoch alpin Klettern
- Torstein 2 947 m ü. A. hoch alpin Klettern
- Schneebergwandtürme 2 441 - 2 845 m ü. A. hoch alpin Klettern
Bilder
- Seethalerhütte – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien bei Ennstalwiki
Seethalerhütte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Weblink
- Lage auf AMap, eingezeichnet als "Dachsteinwartehtt."
Quellen
- www.alpenverein.at/seethalerhuette/t
- Alpenvereinsführer Dachstein Ost
- Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar. Hinweis: Da BEV mit Anfang November 2022 sein Internet-Link-System umgestellt hatte, stimmen aktuell noch nicht alle EnnstalWiki-AMap-Weblinks, sofern nicht beim Link auf eine bereits erfolgte Aktualisierung hingewiesen wird.
- www.tourismuspresse.at/presseaussendung vom 28. Jänner 2019, abgefragt am 7. April 2019
Einzelnachweise
- ↑ Quelle Dieser-Entwurf-laesst-die-Wogen-hochgehen, abgefragt am 16. November 2016
- ↑ swiki:Salzburger Nachrichten vom 8. März 2020
- ↑ [pressreader.com, Kleine Zeitung, Ausgabe vom 8. Juni 2024: Zwist um zu hohe Pacht für Seethalerhütte