Untergrimminger Feste

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Die Untergrimminger Feste, welche um die Wende des 19. Jahrhundert zum 20. Jahrhundert veranstaltet wurden, erfreuten sich großer Beliebtheit im mittleren Ennstal.

Allgemein

Diese Veranstaltungen wurden gemeinsam von den ansässigen Wirten durchgeführt, wie den Gasthöfen Steinmaurer und Zettler. Neben dem Faschingsball, wurde auch noch das beliebte Sommer Waldfest veranstaltet. Das Festgelände befand sich im Gebiet der heutigen Umfahrungsstraße. Dieses Fest endete immer mit einem aufwendigen Feuerwerk über den Grimmingstock. Die Organisation dieser Feste wurde durch die einheimische Bevölkerung, aber auch durch die verweilenden Sommergäste, durchgeführt. Da sich diese meist über Monate hier aufhielten. Hier wurden diverse Besonderheiten präsentiert wie zum Beispiel einen elektrischen Aufzug dem Burgstall hinauf nach Pürgg oder der Nachbau eines Zeppelins. Höhepunkt war das 3. Obersteirische Trachtenfest im Jahre 1911 mit über 4 000 Gästen. Daneben gab es noch diverse Wohltätigkeitskonzerte[1] und diverse Gasselrennen.

Auszug der Veranstaltungen in Untergrimming

Bericht über ein Faschingsfest zu Gunsten der Freiwilligen Feuerwehr Neuhaus-Pürgg

Untergrimming, 20. Februar 1896 (Jux-Gaßl-Fahren).

Das am Faschingssonntag, den 16. d. M., hier stattgehabte Jux-Gaßl- und Schlitten-Preisfahren, verbunden mit einem Maskenumzug, nahm bei prachtvoller Witterung einen äußerst günstigen Verlauf. Kurz vor 1 Uhr Nachmittag kamen die ersten kostümierten Fahrer, denen in kurzer Aufeinanderfolge Masken, theils zu Fuß, sowie kostümierte Reiter folgten, die sich, erwartet von einer schaulustigen Menge, vor dem Gasthause Steinmaurer zu sammeln begannen. Während und nach der Losung der Preisfahrer kam Schlitten auf Schlitten, welche die verschiedensten Masken brachten, die stets mit erneutem Beifalle empfangen wurden. Fortwährend kamen auch Equipagen angerollt und das Publicum schwoll zu einer bedeutenden Menge an. Die Schlitten und Gaßl selbst er­weckten einerseits wegen ihrer mit Blätterwerk, Reisig und sonstigen manigfachen Dekorationen, andererseits durch ihre eigenartige, zum Theile antike Bauart lebhaftes Interesse, welches bei einigen durch die sonderbaren, aus alter Zeitstammenden Pferdegeschirre noch gesteigert wurde. Inzwischen sammelten sich auch bei der Menagerie, beim Museum und beim Zauberspiegel, wo auch das Panorama, "die Welt vor ihrer Erschaffung" zu sehen war, viele Menschen.

Um 3 Uhr rangierten sich die Preisfahrer und die auf dekorierten Schlittengruppierten Masken, worauf der Zug, voran zwei berittene höhere und mit Auszeichnungen versehene, türkische Offiziere als Herolde zu Pferde, denen unmittelbar der hübsch deko­rierte Musikschlitten folgte, sich unter klingendem Spiele auf die Rennbahn bewegte, begleitet von einer Menge Menschen zu Wagen und zu Fuß. Es starteten sieben Renner, welche die Fahrbahn zweimal im Schritt und dreimal im Trab zu umfahren hatten, da des vorher eingetretenen Thau-und Regenwetters halber die fast tausend Meter lange Renn­bahn umgelegt und bedeutend verkleinert werden musste.

Es gewannen Josef Zettler aus Untergrimming mit Braun-Wallach "Gallopp" Nr. 5 den ersten, Josef Stiegler aus Wörschach mit Braun-Wallach "Mischko" Nr. 3 den zweiten, Josef Schrotthammer aus Stainach mit Fuchs-Stute "Mali" Nr. 4 den dritten, Friedrich Steinmaurer aus Untergrimming mit Falb-Wallach "Schakerl" Nr. 1 den vierten Mathias Stenitzer aus Unterburg mit Fuchs-Stute "Mirl" Nr. 6 den fünften, Franz Stenitzer aus Wörschach mit Rapp-Hengst "Lux" Nr. 2 den sechsten und Franz Tschopp aus Steinach mit Braun-Wall ach "Hans" Nr. 7 den siebenten Preis.

Unter klingendem Spiele und dem Knallen der Pöller bewegten sich sodann die Renner, denen sich der große Maskenzug an­schloss, nochmals im Schritte um die Rennbahn, vor dem auf den Tribünen und außerhalb der Rennbahn postierten Publicum Revue passierend, von wo sich der Zug programmmäßig zum Gasthause Zettler bewegte und sich dort auflöste. Hier verließ auch die Werbe-Commission ihre hübsch deko­rierten Schlitten, um raschest ihres Amtes zu walten. Als­ bald war der Ort in vier Werbe-Bezirke getheilt. Und die Häscher waren nicht müde, jeden, den sie erwischen konnten, wessen Standes und Geschlechtes er auch immer war, vor die Werbe-Offiziere und die Ort Schulzen zu schleppen. Tauglich war natürlich alle« und ebenso natürlich war es, dass sich alles loskaufte, um sich weiter ungehindert vergnügen zu können, wozu auch ein Herkules mit seinen Produktionen viel beitrug. Um 6 Uhr abends erfolgte sohin die Preis- Vertheilung, an die Preisfahrer sowie auch an die besten Masken. Von den Masken, beziehungsweise Maskengruppen erhielten Preise die Maskengruppe "die vier Jahreszeiten", dargestellt von vier liebreizenden Mädchengestalten und die auf zwei Schlitten gruppierte Werbe-Commission; weitere Preise erhielten Frau Feigel­müller. die Maskengruppe "die Großmutter mit zwanzig Enkelkindern" und andere originelle Masken. Vor Vertheilung der Preise hielt Herr Anton Adam aus Pürgg namens des Comitee an das Publicum in gewählten Worten eine Ansprache, in welcher er für da« so überaus zahlreiche Erscheinen des­ selben herzlichst dankte und insbesondere hervorhob, wie erfreulich im Interesse des gemeinnützigen Zweckes die rege Theilnahme an dem Feste sei. Dies beweise, dass der Wahlspruch unseres allgeliebten Kaisers "Mit vereinten Kräften" in der Bevölkerung bereit- tiefe Wurzel ge­fasst habe. Derselbe schloss seine Rede mit einem dreima­ligen Hoch auf Se. Majestät unseren Kaiser, in welches brausend eingestimmt wurde, worauf die Musikkapelle die Volkshymne intonierte. Da» finanzielle Ergebnis des Festes, welches von circa neunhundert Personen aller Stände von nah und fern besucht war, ergab demnach auch die namhafte Summe von mehr als 142 fl. Reinertrag, wobei insbesondere die namhafte Spende der hochherzigen Frau Eveline Neu­maier, geborne Dobner von Dobenau, Gutsbesitzerin zu Schloss Stainach, hervorzuheben ist.

Besonderer Dank gebürt auch dem rührigen Comité, insbesondere aber dem hochwürdigen Herr Johann Payerhofer, Dechant in Pürgg, welcher das Protektorat des Unternehmens auf sich genommen, sowie dem hochwürdigen Herrn Kaplan Wenzl Suc daselbst. Nach der Donnerstag, den 20. d., gepflogenen Abrechnung wurde das Reinerträgnis per 142 fl. dem genannten hochwürdigen Herrn Dechant zur Verwahrung und Fructificierung übergeben und wünschen wir dem zu gründenden freiwilligen Feuerwehr-Verein unter diesen Auspicien bereits jetzt ein kräftiges "Gut Heil".

Anmerkung

Beim Zauberspiegel, wo auch das Panorama, "die Welt vor ihrer Erschaffung" zu sehen war, handelte es sich um einen blinden Spiegel, in dem man nichts sieht.

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 22. Juli 1899, Seite 4
  2. ANNO, "Steirische Alpenpost" vom 27.August 1898, Seite 3
  3. ANNO, "Steirische Alpenpost" vom 18. August 1900, Seite 4
  4. ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 17. August 1901, Seite 3
  5. ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 15. Februar 1902, Seite 4
  6. ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 8. August 1903, Seite 5
  7. ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 22. August 1903, Seite 9
  8. ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 5. August 1905, Seite 3