Augustiner-Chorherrenstift Rottenmann

Blick auf das Stadtzentrum von Rottenmann mit der katholischen Stadtpfarrkirche hl. Nikolaus und den Gebäuden des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts. Aufnahme zwischen 1928 und 1938.

Augustiner-Chorherrenstift Rottenmann bestand von 1455 bis 1885 in Rottenmann. Die Gebäude zählen heute zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt.

Früherer Name

Kaiserlich-königliches Kollegiatstift regulierter Chorherren St. Augustins zu Rottenmann[1]

Geschichte

Der reiche Bürger und Amtmann des Kaisers, Wolfgang Dietz, ließ ab etwa 1446 bis 1451 das Bürgerspital und die Bürgerspitalskirche Maria am Rain errichten. Diese wurden anstelle zweier bestehenden kleineren Bauten aus 1341 erbaut. 1453 begann Dietz mit dem Bau eines Klosters. 1455 genehmigte Kaiser Friedrich III. das Kloster, der auch als Gründer des Stiftes gilt.

Von Anfang an war die Klostergründung bei den Bürgern der Stadt wie auch beim swiki:Salzburger Erzstift[2] umstritten:

Kaiser Friedrich III. wandte sich an den Papst, am 28. August 1455 wurden auf Befehl des Papstes Calixtus III. Propst Johannes Jung von Dünkelsbühl, Magister zu Wien vom Kloster der hl. Dorothea, mit 5 Conventualen, die zum Teil berühmte Gelehrte waren, am Tag des hl. Augustin durch den Priester Konrad von Krelsheim, Rechtskundiger und Notar des Abtes zu Admont, in den Besitz des Klosters zur hl. Maria außerhalb der Stadtmauer und der Pfarrkirche St. Nikolai eingeführt. Diese päpstliche und kaiserliche Inkorporation fand aber entschiedenen Widerstand beim Salzburger Erzstift und bei der Bürgerschaft. Die Chorherren wurden aus der Kirche verjagt, der Kaiser mußte sie mit Waffengewalt in ihre Rechte wieder einsetzen.[3] 2 Wohlgemuth,

Der Streit wurde 1462 beigelegt, das Stift 1478 in das Stadtinnere übertragen. Die Kloster- und Pfarrkirche war dem hl. Nikolaus geweiht.

Propst Nikolaus der Augustiner St. Dorothea in Wien wurde am 6. Mai 1455 von Papst Calixtus III. beauftragte die Dotation des Stiftes und die Situation der Pfarrkirche zu prüfen. Noch im selben Jahr, am 16. August, wurde Johann Jung von Dinkelsbühl, Dr. theol. der Wiener Universität, ehemaliger Dekan des Stiftes Vorau, zum ersten Propst von Rottenmann ernannt. Doch schon 1463 ernannte der Salzburger Fürsterzbischof swiki:Burkhard II. von Weißpriach (bis 1786 gehörte das Gebiet um Rottenmann zum swiki:Erzbistum Salzburg) Jung zum Propst des swiki:Klosters Au am Inn in Bayern.

 
Rottenmann, ehemaliges Augustinerchorherrenstift

Am 17. August 1480 übersiedelten die Augustinermönche von dem vor den Toren der Stadt gelegenen Stift wegen der drohenden Türkengefahr in den bisherigen Pfarrhof. Zunächst diente die Bürgerspitalskirche (heute hl. Nikolaus) als Propsteikirche, die feierlich an Propst Johann Kuglperger übergeben wurde. Bereits wenige Tage später versuchten auch tatsächlich die Türken die Stadt zu stürmen, was ihnen aber nicht gelang. Doch die Bürgerspitalskirche wurde verwüstet und die Kirche St. Georg in Sankt Georgen teilweise zerstört. 1495 wurden die alten Klostergebäude abgetragen.

Bedeutende Pröpste

Es gab 18 Pröpste. In der schwieriger Aufbauzeit waren die beiden Pröpste Johann Kuglperger und Magnus Praitenpaumer, die 37 und 27 Jahre wirkten (1475–1512–1539) von großer Bedeutung für das Stift. 1494 wurde Propst Kuglperger Salzburger Fürsterzbischof zum Archidiakon im Ennstal berufen. Als "groß an Gestalt und Geist" bezeichnet wurde Propst Praitenbaumer.

Auch Propst Andreas Pechinger (16231645) dürfte für das Stift wichtig gewesen sein. Über dem Portal des 1643/44 errichteten Zeughauses in der Grazer Herrengasse ist an erster Stelle sein persönliches Wappen mit der Inschrift "Andreas Probst zu Rottenmann" zu sehen. Zu sehen in diesem Portal ist auch das Wappen der Propstei Rottenmann, das drei Nikolauskugeln und einen Geldbeutel mit Münzen darstellt.

 
Georg Matthäus Vischer: Topographia Ducatus Stiriae, Stift Rottenmann

Dem kaiserlichen und Bambergischen Rat Propst Georg Christoph Mourat (16721683) seine übergroße Prachtliebe und sein unsteter Sinn veranlassten allerdings das "gesambte Kapitl" zu "Khlagen wider ihren genedigen Herrn Propsten".

Propst Johann Albert Kendlmayr (1683–1702) war dann der letzte bedeutende Propst. Er schrieb 1687 in lateinischer Sprache das für Historiker wichtige "Chronicon Rotenmannense".

Ab 1736 gab es keine Pröpste mehr, sondern nur mit Vollmacht versehene k.k. Administratoren und perpetuirliche Dechante, deren der erste Joseph Albinus (de Apolstolis), der vierte und letzte dann Albin Patriutius Mayrhofer hieß.

Bautätigkeit

Ab 1480 setzte eine rege Bautätigkeit ein. Bei St. Nikolaus waren erst die Außenmauern des ersten Bauabschnittes der gotischen Kirche fertig, mit dem zweiten Bauabschnitt wurde sie dann zur großen Augustinerkirche. In der Barockzeit wurde St. Nikolaus dann weitgehend verändert. 1674 entstand die Orgelempore, die aber fünf Jahre später bereits wieder abgetragen und neu gebaut wurde. 1675 entstanden die Seitenkapellen.

In der Barockzeit wurde das Kloster bedeutend vergrößert. Die Baulücke zwischen Kloster und Kirche entlang der Burgtorgasse wurde durch einen neuen Trakt geschlossen, teilweise wurden Gebäude aufgestockt, zwei weitere Flügel, Schloss genannt, mit einer Torhalle gebaut, sowie das Renaissance-Tor errichtet.

 
Georg Matthäus Vischer: Topographia Ducatus Stiriae, Stift Rottenmann

Beständige Geldnöte

Das Stift hatte unter beständigen Geldnöten zu leiden. Die zur Erhöhung der Einkünfte erreichte Inkorporation von Pfarren 1514/15 führte zu Protesten von Salzburg und von den Hofmanns.

Das Stift führte auch weiterhin ein kümmerliches Dasein, konnte seine Schuldenlast nicht abstoßen und befand sich in beständiger Fehde mit der Bürgerschaft, besonders 1676 bis 1677, und ebenso bekriegten sich Propst und Kapitel 1681, bis endlich 1683 durch die Wahl des Propstes Johann Albert Kendlmayr, eines wahrhaft religiösen und gelehrten Mannes, der Friede innen und außen wiederhergestellt wurde.[4]

Der kurze Friede unter Propst Johann Albert Kendlmayr (16831702) kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass nur Hilfe von höchster Seite das Stift noch retten konnte. Wohl um finanzielle Hilfe für das Kloster zu erhalten, schickte Propst Johann Kendlmayr 1697 einen von ihm geschulten Papagei an den Hof von Kaiser Josef I. Das Ergebnis entsprach nicht den Geldnöten des Kloster: Ein reiches Geschenk an den Träger des Vogels und ein Dankbrief an den Prälaten.[5] (Vgl. weiter unten den Epilog "Der Paperl von Rottenmann".)

Ihm folgte 1702 Propst Aquilin Hirmer, der wohl ein guter Klostervorsteher, aber ein schlechter Verwalter war und der finanziellen Zerrüttung nicht Herr wurde. Er dankte ab, und 1711 übernahm das Stift Vorau die Leitung des Rottenmanner Stiftes.[6]

Die Vorauer Verwalter, ab 1736 die Rottenmanner Verwalter des Klosters konnten die schleichende Auflösung nicht verhindern. Feuersbrünste zerstörten Teile des Klosters, Hilfeleistungen von Seite der Kaisers blieben aus. Die versagte Hilfe "endete in materiellem und – bedenkt man Bevormundung und Identitätsverlust – auch geistigem Bankrott".[7]

Erste Schwierigkeiten

Wiederholt kämpfte das Stift mit Schwierigkeiten der unterschiedlichsten verschiedenster Art. Das Kloster war noch nicht fertig, begannen schon die Probleme. Die Chorherren waren zunächst im Bürgerspital untergebracht. Das aber stieß auf großen Unmut bei den Insassen. Als die Pfarrkirche St. Nikolaus von den Chorherren inkorporiert wurde, ließen sich die Weltpriester die Pfarre jedoch nicht verlassen. Es kam auch zu Protesten der Bürger und Bauern, die die Kirchenschlüssel gewaltsam in Besitz nahmen und die Chorherren aus Kirche und Sakristei jagten. Auch einige kirchliche Seiten waren mit der Inkorporation vorerst nicht einverstanden.

Wirtschaftliche Grundlage des Stifts

1463 hatte Kaiser Friedrich III. alle Schurfrechte der Gegend an das Stift Rottenmann erliehen. In Oppenberg wurden bis 1615 insbesondere Silber und Kupfer abgebaut.

Die Kosten für die Bauten bis 1513 und deren Ausstattung wurden durch den eingangs erwähnten Wolfgang Dietz finanziert. Dazu kamen die Erträge aus dem Bergbau, sowie Spenden, Vermächtnisse und der Verkauf von Grundstücken. 1514 wurde vom Stift Rottenmann die Pfarre Irdning inkorporiert, 1515 die Pfarre Lassing mit dem Vikariat Oppenberg und der Filialkirche Liezen.

Die Auswirkungen Martin Luthers nach Rottenmann

Nach dem Anschlag der 95 Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg 1517 von Martin Luther verbreitete sich seine Lehre sich rasch. Bereits 1528 führten königliche Visitatoren im Benediktinerstift Admont darüber Klage. Hans Friedrich Hofmann d. Ä., Freiherr zu Grünbüchel und Strechau (* 1538/39; † 1590), war in Rottenmann berechtigt, die Mautgebühren und den Torpfennig einzuheben. Er wurde zum großen Protestantenführer. Dabei hatte die von Hoffmann 1579 "beim Talhof" erbaute Kirche großen Zulauf. Evangelische Prediger machten Prozessionen und Wallfahrten in Rottenmann unmöglich, die Zahl der Chorherren nahm ständig ab. Zeitweise waren nur noch vier Priester im Stift.

Nach der Zerstörung der Kirche "beim Talhof" 1599 durch die Reformationskommission mussten Bürger, die lutherisch gesinnt blieben, 1602 auswandern.

Administratoren statt Pröpste

Aquilin Hirmer, Propst seit 1702, war ein guter Seelsorger, wirtschaftlich aber glücklos. 1711 dankte er ab und lebte bis zu seinem Tod 1738 in Lassing.

Das Rottenmanner Stift wurde nun dem Augustiner Chorherrenstift Vorau unterstellt. Vorau bestellte nur mehr Administratoren für das Stift in Rottenmann. 1736 wurde Rottenmann wieder direkt dem Salzburger Fürsterzbischof unterstellt, der ebenfalls nur mehr Administratoren ernannte.

Die Aufhebung des Stiftes Rottenmann

Das Stift traf der schwerste Schlag, als am 15. Juli 1785 der Kreishauptmann von Judenburg Paul Purgstaller dem Administrator und Dechant Franz Ortner[8] und dem Convente das kaiserliche Decret der Aufhebung des Klosters ankündigte. Dechant und sechs Chorherren durften noch fünf Monate im Hause bleiben. Als Pension wurde angewiesen dem Dechant 600 fl, dem Pfarrer 400 fl und den Conventualen je 300 fl. Alle entbehrlichen Silbergegenstände wurden weggenommen.[9]

Diese Aussage des Benediktinerpaters Jacob Wichner wirkt seltsam nüchtern, wenn man sich die langen, von Wichner zum Teil mit emotionalem Feuer beschriebenen Differenzen zwischen dem Staat und dem eigenen Benediktinerstift Admont vor Augen führt. Vom Verlust eines doch über 300 Jahre bestehenden geistlichen Zentrums schreibt er nichts, wohl aber von der Rückstufung der Rottenmanner Stadtrechte: Die damalige humanistische philantrope Zeitströmung liebte es, Klöster und Bruderschaften aufzuheben und altverbürgte Rechte aus dem Wege zu schaffen.[10]

Das weitere Schicksal des aufgehobenen Stiftes ist in der Literatur über Rottenmann kurz abgehandelt: Das Vermögen betrug 159.626 Gulden und ging in den steirischen Religionsfonds über. 1824 kaufte den Besitz Anton Nagele, 1825 Thaddäus Lammer, 1827 der Gewerke Josef Pesendorfer samt dem Stiftsgebäude, das in den Jahren 1760 bis 1770 durch Zubau seine heutige Gestalt erfahren hatte. In der Folgezeit scheinen Pesendorfers Erben, dann die Gutsherrschaft Gutmann als Besitzer auf.[11]

Ähnlich distanziert beschrieb Albert Muchar das Schicksal des "Collegialstiftes" zwischen 1718 und 1785:

Daß man von der Schuldenlast, trotz aller Einschränkungen, gar wenig nur hat vermündern können, machte die Administration durch die Pröpste von Vorau – nothwendig, und folglich fort dauernd bis auf das Jahr 1736, in welchem ein Chorherr von Rotenmann die Verwaltung der Stiftstemporalien besorgte, fort und fort bis zur gänzlichen Einziehung desselben Stiftes im Jahre 1785. Da über alles, in dieser langen Zwischenzeit Vorgefallene, die Originalpapiere im Archive zu Rotenmann nicht mehr vorfindig sind, und einige Copien eben nichts merkwürdiges enthalten; so sehen wir uns ausser Stande, detailliertere Nachrichten über das Collegiatstift zu Rotenmann zu geben –, und sind somit am Ende des gegenwärtigen Beitrages zur vaterländischen Geschichte.[12]

Albert Muchar und Jakob Wichner haben von einer beinahe unvermeidlichen "Einziehung des Stiftes" geschrieben. Zwischen den Zeilen mag man herauslesen, dass die josephinischen Klosteraufhebungen gerade rechtzeitig kamen, um die schleichende Auflösung des Chorherren-stiftes Rottenmann zu beschließen und zu beenden.

Der Paperl von Rottenmann – ein Abgesang

Was ist in der historischen Erinnerung vom Chorherrenstift Rottenmann übriggeblieben? Literatur über ein nicht lebensfähiges Kloster, Kendlmayrs historisch wertvolles Chronicon Rotenmannense, einige Stiche und Bilder, eine schöne St. Nikolaikirche, die 1785 gerade noch vor dem Abriss von einem Bürger freigekauft werden konnte, ein heute bereits unverstandenes Wappen und die Geschichte vom "Paperl von Rotten- mann",[13] welche der originellen Darstellung wegen hier vollständig wiedergegeben werden soll.

Das Archiv des aufgelassenen Stiftes der regulirten Chorherren zu R. in Obersteyer hat unserer Zeit in Originalbriefen den ganzen Hergang überliefert, wie ein Papagey von R. zur Ehre gelangt ist, seiner seltenen Talente wegen an den Wienerhof und in die kaiserlichen Zimmer des Palastes zu kommen.

Der Prälat Johann Albert besaß das gelehrige Thier und brachte ihm in den Stunden seiner Erholung eine Menge sinnvoller und lustiger Sprüche bey. Diese Bildung sammt dem, was der Vogel sich aus dem gewöhnlichen Geräusche des Tages merkte, machte ihn, wie wir sehen werden, zum Demosthenes aller Papageyen.

Als nun der Vogel, in seiner Suada taktfest, mit akademischer Contenance überall in den Tag hinein plauderte und schrie, bestimmte ihn der Prälat zum Geschenke für den römischen König Joseph I. Der Monarch lächelte anfangs gütig verweigernd der demüthigen Bitte um Annahme dieses Geschenks, und gab endlich dem gemüthlichen Drängen nach, ihm einen bloß für seine Erheiterung zu solcher Virtuosität ausgebildeten Vogel überreichen zu dürfen.

Der Papagey verließ unter dem Geleite des Canonikus Subdekans Felix Steuber, und von einem bedächtigen Expressen getragen, R. und kam am 22. November 1697 nach Wien, wo er gleich in den Palast gebracht und dem König vorgestellt wurde.

Er ließ wie es der ObristStall und Jägermeister an den erfreuten Prälaten schrieb, nicht lange auf sein Debut warten und plauderte zur Belustigung seines königlichen Herrn wie in R. darauf los, was ihm in den Schnabel kam.

Daß die Huld des Monarchen den Canonicus im eigenen Jagdwagen von einem Hofbeamten nach Schönbrunn führen ließ, den Träger des Vogels reichlich beschenkte und den Prälaten der gnädigsten Aufnahme des Geschenks versicherte, ist in der Sammlung der Briefe dankbarlich verewigt.

Nun zum Talent des merkwürdigen Vogels. Hier folgt wörtlich das den Akten beiliegende Originalverzeichniß seiner Sprüche und Kunstfertigkeiten, wie man es selbst dem König übergeben hat. Wahrscheinlich hatte er in allen Fächern Eminenz.[14]

Die Sprüch des Paperls von R., welcher anno 1697 von Herrn Joanne Alberto Prälaten daselbst, Ihrer Khönigl. Majestät Josefo Primo verehrt worden. Vivat Leopoldus (mit einer zum Jauchzen erhöhter Stimme). Josephus Primus regnabit AMORE TIMORE (est Symbolus Regis.)

Austria Erit In Orbe Ultima (est Symbolus Fundatoris Rottenmannensis Collegy scilicet A.E.I.O.U.)

Thrau, Schau, wem. Der Paperl ist falsch.

Ein schönes Paperl, Ein gahr schönes Paperl, Ey gar überaus schönes Paperl (so er nach einander mit neuerhobener Stimme widerhollet.)

Der Paperl bitt gahr schön (mit einer absonderlich zum mitleiden bewögender Stimme.)

No, wirstu? Ey du nequam! (so er mit einer throhenden Manier extrawoll vorbringt, auch zum maisten gesprochen, wan er zornig gewest.)

Pfui, schamb dich. – Der Paperl ist bös, gahr bös. Los! was machst du da? (cum speciali modo interrogationis.)

Bst! Audiat. – Mopserl da da da da! (zugleich denen Hunden pfeifen und wischpeln, alles natürlich, warob die Hundt betrogen werden.) Mopserl halt aus. – Lustig Paperl, Paperl lustig! Ju hu hu huy – Gu gu (dem Gugu ganz ändlich so er auch bei nächtlicher Zeit schreiet.) – Wie ein Mensch lachen, huesten, reispern. – Wie ein Hundt khallen, schreien, winßlen – Schreien wie Schwalben, Alstern, Spazen etc. – Einmahl Eins ist Eins, Zweymahl zwey ist vüer, Zweymahl threy (Fidelis) ist über daußent Schölmerey.

N.B. Wenn der Paperl in ein oder andern gefählt hat, hat er sich selbst corrigiert, Sprechend: "Paperl, du hast gefählt."

Möge der Leser an dem Wortlaut des späten 17. Jahrhunderts Gefallen finden. Der "Paperl von Rottenmann" ist wohl eines der wenigen Positiva, das der Historiker der Jahrhunderte währenden "schleichenden Auflösung" des Chorherrnstiftes entnehmen kann.

Pfarrschule

Königin Maria Theresia (* 1717; † 1780) hatte 1774 das Schulwesen gesetzlich geregelt. Auch die klösterlichen Pfarrschulen mussten sich diesem System anpassen. Ihr Sohn und Nachfolger Kaiser Joseph II. (1471–1790) legte auf die Umsetzung seiner Maßnahmen großen Wert. Diesbezüglich gab es ab 1781 zwischen dem Kreisamt Judenburg und dem Rottenmanner Administrator Dechant Ortner einen umfangreichen Schriftverkehr.

So verlangte das Kreisamt am 29. Jänner 1785 vom Stift, "es solle bei Abgang eines Schulhauses einstweilen im Stiftshause ein angemessenes Zimmer als Schulklasse hergeben und einrichten". Ortner wehrte sich, denn dem Stift fehlten die nötigen finanziellen Mittel. Am 30. März 1785 hatte das Kreisamt dem Stift die Herstellung und die Einrichtung des Schulzimmers bis Mai aufgetragen.

Am 11. Juli 1785 berichtete Ortner, dass das "Normalschullzimmer im hiesigen Stift nunmehr bereits hergestellt seye", im vom Stift inkorporierten Liezen sei es aber immer noch nicht möglich.

Kunstwerke

Drei spätgotische Schnitzwerke haben bis heute überlebt: der Betstuhl (1514) in St. Nikolaus, der Hochaltar (um 1520) in Sankt Georgen und der Oppenberger Dreikönigsschrein (1485–1490). Letztere dürfte wohl in Rottenmann gestanden haben. Nicht mehr gibt es die 1513 in St. Nikolaus geweihten fünf spätgotischen Altäre. Sie dürften zur Barockzeit zusammen mit den von der romanischen Kirche noch vorhanden gewesenen Altären dem Zeitgeist zum Opfer gefallen sein.

Überlebte Kunstwerke in Stein von der gotischen Kirchen: die Kanzel (1513), das Taufbecken und ein Weihwasserbecken (Torso), alle aus Salzburger Rotmarmor.

Werke aus der Barockzeit: in St. Nikolaus der mächtige Hochaltar und die Seitenaltäre mit den jeweiligen Altarblättern, in St. Georgen die Seitenaltäre, in der Bürgerspitalskirche der Hochaltar und die Seitenaltäre, Gemälde, Statuen und Orgeln in allen drei Kirchen, weiters Kruzifixe vor der den Kirchen St. Nikolaus und St. Georgen.

Bilder

Quellen

  • Ernst Hauser: "Geschichte der Pfarre Rottenmann", Ein Nachschlagewerk, Rottenmann, Juni 2009, → www.yumpu.com
  • www.hlk.steiermark.at, pdf. "Die Aufhebung des Chorherrenstiftes Rottenmann" von Josef Hasitschka
  • "Austria Sacra, oesterreichische Hierarchie und Monasteriologie - Geschichte der ganzen österreichischen, weltlichen und klösterlichen Klerisey beyderlich Geschlechtes" von Marian, Priester des reformierten Ordens der Augustiner Barfüßer, 3. Teil, 6. Band, Schluss des Innerösterreichs oder das Herzogthum Steyermark, Wien, 1784, Seite 78 (im Internet in googlebooks, abgefragt am 3. Jänner 2018)
  • sacra.wiki, Stift Rottenmann

Einzelnachweis

  1. Quelle Austria Sacra
  2. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im SALZBURGWIKI, dem Mutterwiki des EnnstalWikis
  3. Franz Wohlgemuth, Geschichte der Pfarre Gaishorn und des Paltentales (Gaishorn 1955) [in Folge: Wohlgemuth, Pfarre Gaishorn], 392. – Weitere Literatur über das Chorherrenstift Rottenmann: Mathias Pangerl, Geschichte des Chorherrenstiftes St. Niklas zu Rottenmann von seiner Gründung bis zu seiner Uebertragung in die Stadt. In: MHVSt 16 (1868), 73–182; Albert Muchar, Diplomatische Geschichte der Stadtpfarrkirche und des Chorherrenstiftes St. Nikolai zu Rottenmann von dessen Gründung bis zur gänzlichen Auflösung mit fortgesetzter Hinsicht auf die Schicksale der Stadt Rottenmann. StLA, HS Nr. 2301; Jakob Wichner, Historische Schilderung der Stadt, Propstei und der Pfarre Rottenmann. Stiftsarchiv Admont Ji-66, HS 1897 [in Folge: Wichner, Rottenmann].
  4. Wohlgemuth, Pfarre Gaishorn 392f.
  5. N.N. von einem Rottenmanner, Rottenmann. Historische Notizen (Rottenmann 1887) [in Folge: Rottenmanner, Rottenmann], mit dem Abdruck von Kendlmayrs Chronicon Rotenmannense, 33f. "Der Paperl von Rottenmann".
  6. Elisabeth Radaelli, Kurzer Abriß der Geschichte der römisch-katholischen Pfarre Rottenmann, ihrer Kirchen und des ehemaligen Chorherrenstiftes. In: 700 Jahre Stadt Rottenmann 1279–1979 (Rottenmann 1979), 36.
  7. Ileane Schwarzkogler, Bankrott im Barock. In: Lust und Leid. Katalog (Graz 1992), 271–274.
  8. Ortner blieb dann noch bis 1790 der Pfarrer. Mit dieser Aufhebung hatte Kaiser Joseph II. von den fünf Augustinerstiften in der Steiermark vier aufgehoben (Rottenmann, Pöllau, Stainz und Seckau). Nur Vorau durfte bleiben.
  9. Wichner, Rottenmann.
  10. Wichner, Rottenmann.
  11. Wohlgemuth, Pfarre Gaishorn 393.
  12. Albert Muchar, Beitrag zur Geschichte der Steiermark. 2. Teil: Diplomatische Geschichte der Stadtpfarrkirche und des Chorherrenstiftes St. Nikolai zu Rottenmann von dessen Gründung bis zur gänzlichen Auflösung mit fortgesetzter Hinsicht auf die Schicksale der Stadt Rottenmann (1818). StLA HS Nr. 2301.
  13. Rottenmanner, Rottenmann 33f
  14. Gemeint ist die beste Zeugnis-Note "Eminenter", also "hervorragend".