Anna von Lamberg
Anna von Lamberg, geborene Werndl (* 23. Dezember 1861 in Steyr, Oberösterreich; † 2. November 1943 auf Schloss Dorf, NÖ.), galt aufgrund ihres sozialen Engagements als eine im mittleren Ennstal hochgeschätzte Persönlichkeit und ist besonders mit der Ortsgeschichte von Pürgg-Trautenfels eng verknüpft.
Gräfin Lamberg und das Schloss Trautenfels
Am Montag, den 12. Juli 1880, heiratete um ein Uhr nachmittags die 18-jährige Anna Werndl, Tochter Josef Werndls, Begründers der Waffenfabrik in Steyr und Erfinders des ersten österreichischen Hinterladergewehres, in Schloss Dorf an der Enns den Grafen Josef Graf Lamberg.[1]
Mit dem 22-jährigen Grafen ehelichte sie auch den damaligen Eigentümer von Schloss Trautenfels. Das Schloss war davor - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - ziemlich vernachlässigt worden; es kam zu häufigen Besitzerwechseln, da kaum jemand die anstehenden Renovierungsarbeiten bewältigen konnte. Mit dem Grafen Lamberg als Eigentümer begann ab 1878 aber eine neue Blütezeit. In nur zwei Jahren setzte er das Schloss instand und mit der großen Mitgift welche Anna in die Ehe brachte, konnten zahlreiche weitere Investitionen getätigt werden; unter anderem die Installation einer Zentralheizung.
Anna Lamberg brachte im Laufe ihrer Ehe fünf Kinder zur Welt, die jüngste Tochter, Christiana, wurde im Jahr 1899 geboren.
Die soziale Gesinnung der Schlossherrin ist bis heute unvergessen. Herausragendes und bis in die Gegenwart wirkendes Beispiel ist die Gründung eines Altersheimes für ihre ehemaligen Bediensteten. 1895 brannte der Bauernhof vlg. Friedl in Unterburg ab. An dieser Stelle ließ sie das Altenheim Unterburg errichten, stattete es mit einer eigenen Landwirtschaft aus und übertrug die Betreuung den Kreuzschwestern, die dieser Arbeit bis 1987 nachkamen. Anna Lamberg sorgte nicht nur für die ältere Bevölkerung, sondern auch für die Dorfjugend. Im Altenheim hatten Mädchen die Möglichkeit, in Handarbeiten ausgebildet zu werden. Sie veranstaltete Weihnachtsfeiern für arme Kinder; alle bekamen laut Überlieferung ein Geschenk und eine warme Jause, für viele wird es wohl der erste Weihnachtsbaum des Lebens gewesen sein.
1907 eröffnete die Volksschule Unterburg. Sie wurde ebenso von Anna Gräfin Lamberg gestiftet. Im ersten Jahr besuchten 70 Kinder in die Volksschule, welche damals einklassig geführt wurde.
Die Familie Lamberg stellte die letzten adeligen Eigentümer des Schlosses dar. Anna führte den Besitz nach dem Tod des Grafen bis 1941 weiter, ehe sie aus finanziellen Gründen das Schloss an die Deutsche Reichspost verkaufen musste.
Das Marmorrelief der Gräfin Lamberg
Im Jahre 1904 starb Graf Lamberg und wurde in Pürgg beigesetzt. Erst 1908 kam es zur Errichtung der prunkvollen Familiengruft an der Westseite der Pürgger Pfarrkirche. Verantwortlich dafür zeichnete der Wiener Bildhauer Joseph Heu, zu dem die Familie Lamberg schon längere Zeit gute Beziehungen unterhalten haben dürfte.
Im Besitz des Schloss Trautenfels Universalmuseums Joanneum ist heute eine Hochreliefplatte aus schneeweißem Marmor, welches auch dieser Künstler gefertigt hat. Dieses für die Schlossgeschichte bedeutsame Geschenk zeigt die Büste der Gräfin Anna Gräfin Lamberg in Seitenansicht. Die Gräfin ist im Stil der Antike mit wallendem Kleid und im Nacken geknoteten Haar wiedergegeben. Das Relief erhält durch die dreifache Kannelierung eine seitliche Rahmung. Darunter die Aufschrift: ANNA GRAEFIN LAMBERG WERNDL. Rechts oben findet sich die Signatur des Künstlers: J. HEU. FECIT 21. SEPT. 1899. Die Höhe des Marmors beträgt 77 cm, die Breite 42,5 cm und die Stärke 4 cm. Das Marmorrelief der Gräfin wurde folglich schon im Jahre 1899 von Josef Heu ausgeführt.
Anna, die älteste Tochter der Gräfin Lamberg, heiratete den Südtiroler Baron Mersi. Über deren einzigen Sohn, Josef Maximilian Freiherr von Mersi, und dessen Erben gelangte das Marmorrelief in den regionalen Antiquitätenhandel.
Die Museumsleitung von Schloss Trautenfels stand seit Jahren mit Günther Kappel senior, Antiquitätenhändler in Bad Mitterndorf, in regelmäßigem Kontakt. Über seine Vermittlung gelangten zahlreiche wertvolle Objekte in die Sammlung, so auch dieses Marmorrelief. Anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand verabschiedete sich Günther Kappel mit diesem großzügigen Geschenk und ermöglichte so die Rückkehr eines besonderen Erinnerungsstückes an die Anna Gräfin Lamberg an seinen ursprünglichen Aufenthaltsort.
Kinder
- Anna Katharina, Gräfin von Lamberg (* 22. April 1881 in Trautenfels; † 8. September 1958 in Irdning) ∞ Augusto Freiherr von Mersi
- Josef Maximilian Gustav Balthasar, Graf von Lamberg-Kunstadt Freiherr von Ortenegg und Ottenstein (* 6. Jänner 1884 in Trautenfels; † 5. November 1950 in Rottenmann) ∞ Katharina Freiin von Imhof
- Friederike, Gräfin von Lamberg (* 7. April 1888 in Trautenfels; † 18. August 1963) ∞ Peter Stenitzer
- Christiane, Gräfin von Lamberg (* 1. April 1899 in Trautenfels; † 16. September 1957 in Kammerhub
Die großzügigen Stiftungen von Reichsgräfin Anna von Lamberg
- Für den Turmbau der Stadtpfarrkirche in Steyr 1889
- Für die Armen
- Gräfin Anna-Lamberg-Stiftung, heute Alten und Pflegeheim Unterburg
- Für die Schülerlade der k.k. Fachschule und Versuchsanstalt (in Steyr?)
- Unterstützung von hilfsbedürftigen Arbeitern der Waffenfabrik sowie deren Witwen und Kindern 1890
Quellen
- Da Schau Her. Beiträge aus dem Kulturleben des Bezirkes Liezen, 18. Jahrgang. Nr. 2, April 1997
- www.geneall.net
- steyrerpioniere.wordpress.com mit Bildern und Zeitungsausschnitten
Einzelnachweis
- ↑ Allgemeines zu Lamberg siehe Salzburgwiki swiki:Lamberg