Schladminger Postgeschichte

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historische Aufnahme des Postgebäudes und der Postbediensteten

Die Geschichte der Schladminger Post reicht bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurück.

Geschichte

Über dem Portal des Hotels "Alte Post" ist ein Aushängeschild angebracht, das einen Panther mit einem Zinnkrug zeigt. Unter dem Panther stehen die Buchstaben "IFT". Man wusste bisher weder Bescheid über die Worte oder Namen, die mit diesen drei Buchstaben beginnen, noch war man darüber informiert, in welchem Zusammenhang der Panther zu den Buchstaben zu bringen ist.

Bei der Aufarbeitung der Schladminger Postgeschichte im Steiermärkischen Landesarchiv war es möglich geworden, nicht nur die Frage nach dem Aushängeschild zu klären, sondern auch auf ein Jubiläum hinzuweisen, das für die Schladminger Wirtschaftsgeschichte von besonderem Interesse ist. Man kann mit Recht sagen, die drei Buchstaben IFT stehen am Beginn der Schladminger Postgeschichte in deren Rahmen 1988 das Jubiläum der Errichtung der ersten Briefpoststation vor 180 Jahren fällt.

Nach Säkularisation des geistlichen Fürstentums Salzburg im Jahre 1803 wurde dieses durch den Frieden von Pressburg 1805 als Herzogtum erstmals eine österreichische Provinz. Die k.k. Oberste Hofpostverwaltung in Wien beschloss hierauf die Errichtung eines Postkurses zwischen den Städten Graz und Salzburg, wobei aber dieser Kurs das obere Ennstal nicht miteinbezog, sondern von Stainach über das Salzkammergut (Bad Aussee und Bad Ischl) führte.

Um aber auch den Bereich des oberen Ennstales postalisch zu versorgen entschied man in Wien nach Einholung der kaiserlichen Genehmigung durch eine Hofkammer-Verordnung vom 29. Oktober 1807, dass zwischen den Poststationen Stainach und Radstadt wöchentlich zweimal ein "reitender Briefpostkurs" eingerichtet werden sollte. Durch eine Anordnung der Hofkammer wurde bestimmt, dass die für diesen Postkurs zu eröffnenden Poststationen Gröbming und Schladming den Dienst mit 1. Mai 1808 aufzunehmen haben. Die Postmeisterstelle in Schladming wurde der Gastwirtin Josefa Tritscher mit der Auflage verliehen, für die Besorgung der Postgeschäfte einen geprüften Postschreiber auf ihre Kosten aufzunehmen. Josefa Tritscher ersuchte ihren 19jährigen Sohn Franz hiefür in Dienst nehmen zu dürfen, was ihr auch bewilligt wurde. Als Jahresbesoldung wurde der Postmeisterin Tritscher ein Betrag von 450 Gulden und ein zehnprozentiger Anteil an den Briefposteinnahmen zugesichert. Im Jahre 1819 folgte Josefa Tritscher ihr Sohn Franz in der Führung der Poststation. Er hatte bisher als Postexpeditor die Postgeschäfte in Schladming versehen.

Diese aus den Archivalien entnommenen Tatsachen ermöglichen nun auch die Deutung des Aushängeschildes auf der "Alten Post". IFT sind die Initialen von Josefa und Franz Tritscher, die als Gastwirte zugleich auch die ersten Postmeister von Schladming waren.

Nach Franz Tritscher wurde 1820 Franz Teitsch die Postmeisterstelle durch die Oberste Hofpostverwaltung in Wien verliehen. Eine wenig rühmliche Erscheinung in der damals noch kurzen Postgeschichtevon Schladming war Jakob Sambs aus Bad Ischl, der im Jahre 1824 durch Kauf Besitzer der Postrealitäten von Franz Teitsch wurde und sich gleichzeitig auch um die Postmeisterstelle in Schladming bewarb. Nach einem von der Oberpostverwaltung in Graz errichteten Dienstvertrag bekam Sambs auch die Postmeisterstelle währte aber nicht lange, denn wie aus einer Anzeige des Gerichtes des Judenburger Kreisamtes vom 18. Juni 1825 hervorgeht, hat Sambs "mit vielen Schulden belastet, Schladming unbekannt wohin" verlassen.

Der Verkauf der Postrealitäten mitwelchen die Ausübung des Postdienstes verbunden war, scheint aber noch nicht volle Gültigkeit erlangt zu haben,denn nach dem Verschwinden von Jakob Sambs verkaufte Franz Teitsch Haus und Grund an Franz Feichter, der ab 1825 die Postgeschäfte führte. Laut Dienstvertrag war Feichter verpflichtet vier diensttaugliche Pferde, zwei Postillione, eine gedeckte und zwei ungedeckte Kaleschen nebst den erforderlichen Stallrequisiten zu halten.

Reitende Briefpost und Karriolpost

Am Beginn des Postverkehrs zwischen Stainach und Radstadt gab es nur eine "reitende Briefpost" ohne Personenbeförderung. Eine Verbesserung trat mit der Einführung der "Karriolpost" am 7. Juni 1837 ein. Unter dem Begriff "Karriol" versteht man einen leichten zwei oder vierrädrigen Wagen für Pferdebespannung.

Aus einem Schreiben der k.k. Obersten Hofpostverwaltung in Wien an die k.k. Oberpostverwaltung in Graz vom 29. April 1837 sind Einzelheiten über die Einführung der "Karriolpost" zu entnehmen:

"Die Carriolpost ist von Stainach in der Regel Mittwoch abends um 3 Uhr abzusenden. Jedoch ist der Abgang stets von der Ankunft der Post Nr. 80 von Graz abhängig und sollte diese ein oder das andere Mal so verspätet sein, dass die Carriol von Stainach viel später als um 3 Uhr erfolgen könnte, so darf in kürzeren Tagen die Absendung der Karriolpost von Stainach bis zum anderen Morgen 6 Uhr verschoben werden. Von Radstadt wird dieselbe jedesmal Freitag früh um 6 Uhr abgehen."

Bemerkenswert ist im ersten Teil des oben zitierten postalischen Erlasses, dass die Abfahrtszeit der Karriolpost von Stainach um 15:00 Uhr als "abends um 3 Uhr" bezeichnet wird. Ebenso die Berücksichtigung der Postankunft aus Graz in Stainach mit dem Hinweis, dass zur Herbst- und Winterzeit ("in kürzeren Tagen") die Weiterbeförderung von Poststücken ins obere Ennstal längstens bis zum nächsten Morgen um 6:00 Uhr verschoben werden kann.

Bis zur Einführung der Karriolpost zwischen Stainach und Radstadt bestanden seit 1808 zwei Reitpostkurse,von denen einer auch nach 1837 bestehenblieb, während der zweite durch die Karriolpost ersetzt wurde.

Eine wichtige Bestimmung enthält auch das Schreiben der k.k. Obersten Hofpostverwaltung an die k.k. Oberpostverwaltung in Graz bezüglich der zugelassenene Poststücke: "Mit der Carriolpost dürfen Geldbriefe und Frachtstücke bis zu einem Gewichte von zehn Pfund befördert werden. Größere Frachtstücke, wenn sie zur Aufgabe gebracht werden, können dann befördert werden, wenn der erforderliche Raum hierzu im Wagen vorhanden ist."

Fahrplan der Postkutsche

Mit der Einführung der Karriolpost zwischen Stainach und Radstadt wurde im Jahre 1837 auch ein neuer "Coursplan" veröffentlicht. Die Reitpost ging von Stainach jeden Sonntag um 17:00 Uhr ab und kam um 21:30 Uhr in Gröbming an. Schladming wurde um 0:45 Uhr erreicht und dann ging es weiter nach Radstadt, wo die Ankunft um 5 Uhr früh vorgesehen war. Der Retourkurs ging von Radstadt am Montag um 17:00 Uhr ab, erreichte um 21:00 Uhr Schladming und traf um 1:15 Uhr in Gröbming ein. Am Dienstag um 5:00 Uhr früh war in Stainach die Ankunft der Reitpost.

Die Karriolpost ging jeden Mittwoch um 15:00 Uhr von Stainach ab, traf um 19:30 Uhr in Gröbming ein und setzte die Fahrt am Donnerstag um 6:00 Uhr früh in Richtung Schladming fort, wo sie um 9:00 Uhr eintraf. Die Ankunft in Radstadt war am Donnerstag um 3:15 Uhr. Jeden Freitag fuhr die Karriolpost um 6:00 Uhr in Radstadt ab, erreichte um 10:00 Uhr Schladming, um 13:15 Uhr Gröbming und schließlich um 18:00 Uhr Stainach.

Für die Sicherheit während der nächtlichen Fahrt durch das obere Ennstal war auch Vorsorge getroffen worden, denn im Inventar der Poststation Schladming waren unter der Rubrik "Ausrüstung für den Postillion" zwei Pistolen mit Halfter ausgewiesen.

Fünf Postämter in Schladming Postamt und Poststation Schladming

Diese Feststellung ist allerdings nicht wörtlich zu nehmen, denn es war in Schladming immer nur ein Postamt in Betrieb, doch gab es im Laufe der 180 Jahre (bis 1988) seit Bestehen der Postbeförderung fünf Postämter an verschiedenen Orten, von denen das erste bekanntlich im Altbau des Hotels "Alte Post" untergebracht war.

Die erste Übersiedlung des Postamtes erfolgte in das Haus der Sparkasse Schladming-Gröbming am Hauptplatz. Von dort wurde das Postamt in das Haus Martin-Luther-Straße 154 verlegt, wo sich heute die Kanzlei der Gemeinde Rohrmoos-Untertal und das Optikergeschäft Wutscher befinden. Die alte Bezeichnung "Postgasse" vor der Umbenennung in "Martin-Luther-Straße" und das Hotel "Neue Post" erinnern an das seinerzeitige Postamt, das in weiterer Folge in das Haus Hauptplatz Nr. 18 verlegt wurde, um schließlich in das neu errichtete Gebäude am unteren Hauptplatz zu übersiedeln. Die Eröffnung dieses Postamtes erfolgte am 15. Dezember 1973.

Aus der Schladminger Postamtchronik

Im Postamt Schladming wird eine Postamtschronik verwahrt, in der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die alljährlichen Amtsrevisionen protokoliert sind. Aus den Eintragungen sind auch einige Details zu entnehmen, die für die lokale Postgeschichte von Interesse sind. So wird z. B. im Jahre 1852. vermerkt, dass ein Amtsschild mit der vorschriftsmäßigen Umschrift "k.k. Postamt und Poststazion Schladming" an der Außenseite des Postamtes bringen sei. Im gleichen Jahr wird das Postamt auch angewiesen, eine gut verschließbare feste Kassatruhe machen zu lassen, in welcher die Geldbrieftasche und kleinere Sendungen zu verwahren sind.

Nach der Errichtung der Eisenbahnlinie Selzthal - Bischofshofen im Jahre 1875 und der damit verbundenen Einführung der Bahnpost brachte man mit einem Pferdegespann die Poststücke zum Bahnhof bzw. holte man diese von postführenden Zügen ab. Der das Pferdegespann begleitende Postillion wurde angewiesen, bei den Bahnhoffahrten unbedingt das Posthorn samt Schnur zu tragen. Ein Postillion wird sicher älteren Schladmingern in der Person des Herrn Fischer in Erinnerung sein, der in den 1930er Jahren die Post von und zum Bahnhof führte und dabei auf seinem Flügelhorn verschiedene Weisen blies. Das Pferdegespann für den Posttranspart wurde noch vom Gasthof "Alte Post" beigesteilt.

Empfangsbestätigung für einen Brief von Schladming nach Kleinlobming, 23. März 1834

Erstmalig ist in Schladming im Jahre 1869 ein "Briefsammlungskasten", ein Vorläufer der heute üblichen Briefkästen, aufgestellt worden. Wesentliche Neuerungen waren die Einführung des Postsparkassendienstes im Jahre 1883 und die Aufnahme des Telegraphendienstes im Jahre 1885. Wahrscheinlich schon vor 1899 wurden in Schladming die Postschließfächer eingeführt, denn in der Postamtschronik wird anlässlich einer Amtsrevision im Jahre 1899 daraufhingewiesen, dass die "Lettres Boxfachbesitzer" aufzufordern sind, die Schlüssel zu ihren Fächern mitzunehmen, da das Postamt keinerlei Garantie übernehmen kann, dass nicht etwa Unbefugte sich Briefschaften aus den Fächern aneignen.

Auch bezüglich der Zusammenarbeit zwischen den Postämtern Schladming und Ramsau am Dachstein wird 1905 im Revisionsbuch des Postamtes Schladming eine Erwähnung gemacht. Dem Ramsauer Postmeister Eustachius Gasleiger, der in Schladming ein Haus besaß, wurdefür den Ausnahmefall die Genehmigung erteilt, dass Gasteiger die restlichen Pakete in seinem Haus in Schladming bis zum nächsten Tag lagern darf, wenn auf das Tragtier nicht alle in Schladming angekommenen und für die Ramsau bestimmten Postpakete geladen werden können.

Der Postverkehr um die Jahrhundertwende

Im Schladminger "Fremdenführer" vom Jahre 1901 sind auch ausführliche Hinweise auf den Dienstbetrieb im Postamt Schladming zu lesen. Nicht nur an Wochentagen waren die Amtsstunden zur üblichen Zeit festgelegt, sondern auch an Sonn- und Feiertagen war das Postamt von 8:30 Uhr bis 11:30 Uhr geöffnet. Weiters wird vermerkt: "Außerdem wird täglich abends zwischen 8 und 9 Uhr bei den Telegrafen-Sammelstellen Salzburg, Graz und Leoben angefragt, und falls dort Depeschen erliegen, werden dieselben aufgenommen und sofort bestellt."

Briefkästen waren im Jahre 1901 am Bahnhof, bei Fabichlers Erben (Volksbank), Niederauer (Fa. Zimmermann), Tritscher (Gasthof Tritscher), Scarsini ( Coburgstraße Nr. 49) und am Postgebäude angebracht.

Die Briefzustellung erfolgte vom 1. Oktober bis 31. Mai um 8:00 Uhr und um 10:30 Uhr, vom 1. Juni bis 30. September um 8:00 Uhr, um 10:30 Uhr und um 15:40 Uhr. An Sonn- und Feiertagen wurde um 10:30 Uhr zugestellt. Schladming war als Sommerfrischenort schon damals auch im Postdienst sehr um seine Gäste bemüht.

Quelle