Ernst Zucker

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Die vierköpfige Familie Zucker wohnte viele Jahre in der Siedergasse Nummer 7. Zucker war ein unauffälliger, weitum bekannter Häutehändler und dazu handelte er weiters mit allem, was ihm unter die Hand kam. Im Jahre 1939 wurde die Familie nach zwei Tagen Auszeit von der hiesigen SA, unter Führung von S.H., unbekannten Ortes abtransportiert. Der Wohnungsvermieter Bertl Waschl und auch die Nachbarn, haben nie mehr etwas von der Familie Zucker gehört.
Auswanderungs-Antrag von Ernst Zucker, 18. Mai 1939

Ernst Zucker (* 19. Mai 1909 in Schladming; † in Litzmannstadt in Polen) wurde am 2. November 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo er auch zu Tode kam. Zucker war jüdischer Herkunft und ist somit ein Shoah Opfer.

Leben

Ernst Zucker erlernte den Beruf des Kürschners und war bis im März 1938 im Fellgeschäft tätig.

Bei dem in Schladming geborenen Ernst Zucker handelt es sich um einen Sohn von Jakob Zucker (* 1869). Er heiratete Gertrude Zucker, geborene Schnürmacher (* 8. Juni 1915). (1)

Vermutlich hatten die beiden eine Tochter, eventuell mit dem Vornamen Margarete. (2)

Er lebte in der Siedergasse in Schladming mit seiner Familie. Die Geschäftsfläche (Hauthütte) betrug 30 m² und hatte einen Wert von 140 RM, heutzutage ungefähr 630 €. (3) Das Ehepaar verlor das Geschäft im Jahr 1938.

Am 1. Juni 1938 musste er unter dem Druck der politischen Verhältnissen Schladming verlassen und zog nach Wien. Am 18. Mai 1939 suchte er um Unterstützung bei der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien für die Auswanderung an, da er keine Arbeit mehr hatte und bei seinen Eltern lebte. Leider glückte ihm die Auswanderung nicht.

Dem Akt der Sammelstellen A und B ist zu entnehmen, dass eine handschriftliche Notiz des Geschäftsführers derselben der Liegenschaft des Jakob Zucker einen geringen Wert bescheinigte und dies zu der Entscheidung führte, dass der Fall nicht mehr weiterverfolgt würde. (4)

Vor seiner Deportation lebte er mit seiner Frau Gertrud(e) in einer Sammelwohnung in Wien, im 2. Bezirk, Große Schiffgasse 18. Das Ehepaar Zucker war ursprünglich nicht für diesen Transport vorgesehen, sondern wurde anstatt erkrankter Personen hinzugenommen. Dadurch ergibt sich eine inhomogene Zahl des Transportakts, der dem Ehemann zugeordnet ist. (5)

Der Ehefrau wurden bei der Deportation Vermögenswerte in der Höhe von 17 RM abgenommen. Dem Ehemann 23 RM. Auf der Transportliste wird Gertrude S. mit der Nummer 995 angeführt, der Ehemann Ernst Zucker mit der Nummer 941. (6)

Das Ehepaar Zucker (7) (8) wurde ins Ghetto Litzmannstadt gebracht und ist dort verstorben. Ihre Todesumstände sind nicht bekannt.

"Der Brief an die Zukunft" stieg am 5. Mai 2003 an einen Luftballon gebunden in den Himmel. Darauf vermerkt der Text zweier Schülerinnen, Magdalena und Barbara:

"Ernst Zucker wurde in Schladming geboren; er wurde mit dem Transport Nr. 10 am 2. November 1941 nach Litzmannstadt deportiert und 1945 wurde er für tot erklärt. Musste diesem Menschen soviel Leid geschehen? Hätte man das alles verhindern können? Über all diese Fragen nachzudenken bringt uns heute nicht mehr viel; viel wichtiger ist, dass wir verhindern, dass so etwas Schreckliches in Zukunft nochmals passiert.

Wünschenswert wäre, wenn in Zukunft alle Religionen akzeptiert werden würden; wenn sich keiner mehr zu verstecken braucht aufgrund seines Glaubens, seiner Rasse bzw. seiner Hautfarbe. Es ist unerlässlich, dass so etwas wie Massenvernichtung nicht mehr passiert; alle Menschen sollten akzeptiert werden; keiner hat das Recht über andere zu urteilen oder andere zu verurteilen.

Die Opfer sollten nicht vergessen werden; ein Gedenkplatz wäre eine richtige Methode dafür.

Es ist wichtig, nicht zu vergessen, welches Leid all diesen Menschen zugestoßen ist; lassen wir es nicht zu! Kämpfen wir für die Erinnerung an all diese Personen; vor allem im speziellen Fall an Ernst Zucker." (9)

Die Schwester von Ernst Zucker, Grete Weiss. geborene Zucker (* 12. Mai 1905 in Schladming) wurde mit ihrem Ehemann Karl Weiss (* 3. Oktober 1889) am 14. Juni 1942 ins Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.(10)

In Erinnerung an die von den Nazis deportierten Familien Zucker und Weiß wurden am 4. Juli 2023 vor dem Rathaus Schladming im Rathauspark Stolpersteine verlegt (siehe Stolpersteinverlegungen in Schladming im Juli 2023).

Quellen