Holozäne Bildungen im Mittleren Ennstal

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Unter "Holozäne Bildungen im Mittleren Ennstal" werden geologische Bildungen aus der Epoche des Holozäns[1] zwischen Trautenfels und Gesäuseeingang abgehandelt.

Allgemeines

Der Abschnitt des mittleren Ennstals ist ca. 33 km lang. Diese Strecke ist zum Teil sehr breit ausgebildet, insbesondere im Raum Irdning. Der schmale Felsdurchlass Gesäuseeingang war nach Abschmelzen des Würm-Gletschers öfters verklaust und es kam zum Rückstau der Enns. Es bildeten sich Seen, die zu Grundwasserverhältnissen führten, welche stark vom restlichen Ennstal abweichen. Durch die aufstauenden Ereignisse prägt diesen Ennstal-Abschnitt ein nur flaches Gefälle.

Holozäne Bildungen

In das durch die Gletscher übertiefte Ennstal wurden von der Enns und deren Zuflüsse bereits nach dem Abschmelzen der Eismassen Grobsedimente eingeschüttet. Anhand von Aufschlussbohrungen konnten diese Sedimente bis über 100 m Tiefe nachgewiesen werden. Ein detaillierter Längsschnitt im Bereich zwischen Irdning und Gesäuseeingang zeigt folgenden geologischen Untergrund:

Im Raum Altirdning folgt unter den jungen Ablagerungen der Enns bzw. unter den Moorschichten eine mehrere Meter mächtige Schluff-Schicht. Das Liegende bildet ein bis zumindest 120 m Tiefe aufgeschlossener Kies-Horizont, der zum Teil zu Konglomerat konsolidiert ist. Ab Wörschach gibt es unter dem Schluff-Horizont eine nur geringmächtige Kies-Schicht, die von einer weiteren, lokal auch torfführenden Schluff-Schicht unterlagert wird. Im Liegenden wurden bei den Bohrungen Grobsedimente erschlossen. Ab Liezen folgt unter der Kies-Schicht des zweiten Schluff-Horizonts in 25 bis 30 m Tiefe ein dritter Schluff-Horizont. Ihm folgen wieder die Grobsedimente. Dieses Profil lässt sich in Richtung Osten bis Gesäuseeingang verfolgen. Ab Selzthal werden die Schluff-Horizonte jedoch mächtiger. Die Sedimentzwischenlagen verlieren hingegen an Mächtigkeit und werden in die Tiefe hin feinkörniger. Die Erschließung reicht bis 60 m.

Im Bereich nördlicher und südlicher Zubringer inkludieren die Lockersedimente häufig Gerölle. Je weiter der Transport reicht, desto kleiner sind die Korngrößen. Kalkalpine Anteile sind vermehrt im direkten Nahgebiet der dementsprechenden Bergflanken und deren Schuttfächer zu finden. Die Schluff-Schichten werden mit Seenbildungen in Verbindung gebracht. Im Bereich Gesäuseeingang bzw. der Haindlmauer kam es zu einer großen Massenbewegung und Bergstürzen, die zu einem Rückstau der Enns und zur Bildung der Seen führte.

Die Schwelle von Gesäuseeingang hat eine große Bedeutung für die spät- und postglazialen Bildungen des Mittleren Ennstals. Durch den Eintrag der Enns in die Seen lagerten sich große Mengen an Sand und Schluff-reichen Ton ab. Besonders Randgebiete und Buchten waren von Sedimentationsvorgängen geprägt. Im Westen waren die Einträge in das Seengebiet aufgrund der zahlreichen Zuflüsse aus den Niederen Tauern besonders groß. Hier sind auch die Korngrößen gröber und werden in Richtung Osten feiner. In den Buchten entstand über einer Schlammmudde-Schicht, Torfmudde-Schicht, Schilfschwemmtorf bzw. autochthon gebildeter reiner Schilftorf. Diese Landschaften stellten einen geeigneten Lebensraum für Schwarzerlen und Kiefer dar, die zur Bildung von Hochmooren beitrugen. Die Enns schnitt sich immer weiter in das Tal ein und so waren diese Moore von Hochwässern kaum betroffen.

Die Schluff-Horizonte dienen als Dichtschicht zwischen den wasserführenden Grobsedimenten. Das tiefere Grundwasser ist deshalb artesisch gespannt. Im Raum Admont konnten bei Bohrungen drei verschiedene Druckhöhen mit maximal zwölf Meter über Geländeoberkante erschlossen werden. Im Raum Liezen-Wörschach zwei bis drei mit ca. ein bis zwei Meter über Geländeoberkante und bei Trautenfels nur einer. Die Einspeisung von Wasser in diese gespannten Horizonte erfolgt ausschließlich an den Talrändern durch den Hangschutt oder die Schuttkegel hindurch. Die Grundwasserfließgeschwindigkeit beträgt beispielsweise im Selzthaler Moor 20 bis 30 m pro Jahr.

Das Admonter Becken inkludiert ein Terrassensystem. Die oberste Kante befindet sich 20 bis 30 m über dem heutigen Talboden. Die Anlage dieser Terrassen kann wohl mit den Seenbildungen korreliert werden.

Das Krumauer Moor befindet sich heute mehrere Meter über dem Ennsniveau. Dies zeugt davon, das die stauende Barriere am Gesäuseeingang ursprünglich höher lag und seither nach und nach erodiert wurde.

Im westlichen Teil des mittleren Ennstals entstanden durch die zufließenden Bäche an den Talmündungen gut ausgeprägte Schwemmkegel. Auch das instabile Haselgebirge am Nordrand des Ennstals trug zu den Massenbewegungen bei.

Die Moor- und Sumpfbildung betraf weite Teile des Mittleren Ennstals. Durch den Rückstau des Wörschachbachs bildete sich das Wörschacher Moor, durch jenen der Palten das Selzthaler Moor und durch den doppelten Rückstau des Metschitzbachs und Ardningbachs das Ardninger Hochmoor. Das Frauenberger Moor hat wohl seinen Ursprung aus den Schwemmkegeln des Eßlingbachs und des Lichtmeßbachs bzw. aus dem Rückstau durch die Gesäuseschwelle.

Ursprünglich war die Enns ein stark mäandrierender Fluss, der die Talmoore umfloss. Durch die Bevölkerung wurde diese Naturlandschaft jedoch immer mehr zur Kulturlandschaft umfunktioniert. Es folgte in den Jahren 1863 bis 1870 die Ennsregulierung. Alte Flussschlingen sind noch Relikte des Mäanders und große Feuchtgebiete wurde entwässert. Von den ursprünglich großen Talmooren sind durch die Entwässerung, den Torfstich und die Aufforstungen nur mehr kleine Reste vorhanden. Einzige Ausnahme ist das Pürgschachener Moor. Es ist ein sehr naturnahes Latschenmoor und mit seiner Größe von ca. 62 Hektar das größte, weitgehend intakte Talbodenhochmoor Österreichs.

Quellen

  • Bistritschan, K.: Zur Geologie der Talfüllungen des Mitterennstales, Verh. Geol. B.-A., S 232 - 235, Wien, 1952
  • Bistritschan, K.': Ein Beitrag zur Geologie und Hydrologie der österreichischen Alpentäler.' Z. deutsch. geol. Ges., Band 106/I, 82 - 88, Hannover, 1955
  • Büchner, K.-H.: Ergebnisse einer geologischen Neuaufnahme der nördlichen und südlichen Gesäuseberge, Ober-Steiermark, Österreich. in: Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud., 22, 71 - 95, Wien, 1974
  • Kellerer-Pirklbauer, A., Proske, T. & Untersweg, Th.: Darstellung der Talbodenbereiche des Steirischen Ennstals (Bericht). Institut für digitale Bildverarbeitung, Graz, 2012
  • Scharf, W.: Geologie des Ennstales. in: Güntschl, E. (red.): Festschrift 100 Jahre Ennsregulierung, 9-16, Wien, Verlag Natur und Technik, 1960
  • Van Husen, D.: Ein Beitrag zur Talgeschichte des Ennstals im Quartär. in: Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud., Band 18, 249 - 286, 1968
  • Van Husen, D.: Zur Entwicklung des Oberen Ennstals im Pleistozän. in: Tagungsband Arbeitstagung Geol. B.-A. 1987 Blatt 127 Schladming, 86-93, Wien: Geol. B.-A., 1987

Einzelnachweise

  1. Das ist der jüngste Zeitabschnitt der Erdgeschichte; er dauert bis heute an.