Johann Wöhr

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Geistlicher Rat Monsignore Kanonikus Johann Evangelist Wöhr (* 1. November 1842 in Rottenmann; † 2. März 1896 in Graz) war ein Geistlicher und Schriftsteller.

Leben

Er kam als Sohn eines Arztes in Rottenmann zur Welt. Er besuchte dort die Stadtschule, wo er bei dem sehr angesehenen Lehrer Stansky der beste Schüler war. Dann ging er in das Admonter Gymnasium in Graz. Dort eignete er sich die lateinische Sprache derart gut an, dass er später in dieser Sprache Tischreden hielt. Auch entwickelte er eine schöne Sprache der Poesie. Die Matura schloss er mit ausgezeichnetem Erfolg ab und ging ins Grazer Priesterseminar.

Am 9. Juli 1865 wurde er zum Priester geweiht und mit 1. August 1866 zum Kurat in Aussee bestellt, wo er bis 1871 blieb. Dort gründete er nicht ganz ohne Schwierigkeiten den katholischen Gesellenverein, dann einen Arbeiter-Konsumverein und eine Kinderbewahranstalt. Zur Leitung dieser Anstalt berief er die Kreuzschwestern, die ersten neben Rein in der Steiermark.

Im Frühjahr 1870 gerieten in Aussee Wöhr, sein Amtskollegen Dechant Simon Hammer und Kaplan Stöger mit dem radikalen Schriftsteller und Journalisten der "M. Fr. Br." Waldegg in Konflikt. Dieser hielt gehässige Vorträge wider den Jesuiten, denen die drei Geistlichen mit geharnischten Plakaten entgegen traten. Waldeg klagte wegen Ehrenbeleidung und die Sache kam in Wels vor ein Geschworenengericht. Wöhr verteidigte die drei Priester, musste aber eine Niederlage einstecken. Die verhängten Gefängnisstrafen wurden aber nach kurzer Zeit in Geldstrafen umgewandelt und diese größtenteils im Gnadenwege erlassen.[1]

Wöhrs erster Pfarrer war Vinzenz Mann, dessen Geisteskraft bereits unter dem ausgebrochenen Typhus litt. Trotzdem war Wöhr von Mann sehr beeindruckt.

Schon zu seiner Zeit in Aussee förderte Wöhr die konservative Bewegung in der Steiermark. Er trat bei der großen Septemberversammlung 1869 in Graz als Redner auf.

Von Aussee ging Wöhr als Provisor nach Altaussee, wo er vom 4. November 1871 bis 1. März 1872 tätig war. Es folgten zwei Monate als Benefikatenstellvertreter in Vordernberg, als Kaplan der Pfarre Waasen bei Leoben (1. Mai bis 1. September 1871). Dann kam er nach St. Andrä in Graz.

Am 27. Oktober 1876 wurde er Domkaplan in Graz und Mitglied des Seckauer Domkapitel, welches am 1. März 1888 installiert wurde. Schon einige Jahre vorher war er päpstlicher Kämmerer und fürstbischöflicher Geistlicher Rat geworden.

Von 1878 bis 1886 war er Landtagsabgeordneter für den Kreis Gröbming-Aussee als treuer Anhänger der konservativen Partei.

Er war auch Mitglied der obersteirischen Messbruderschaft.

Er starb an einem Leiden, das auf Verfettung der Herzmuskeln zurückzuführen war, das am 16. Mai 1892 ausgebrochen war. Als erstes Symptom der inneren Erkrankung trat die Lähmung einer Hand auf. Er verbrachte Erholungsurlaube am Land und fuhr zur Kur nach Karlsbad in Böhmen.

Schriftsteller

Bereits nach Eintritt ins Priesterseminar verfasste er die Erzählung Der Engel vom Paltenthale, die von einem Tiroler Bücherverein preisgekrönt wurde. Später erschien diese Erzählung im "Sonntagsboten" abgedruckt.

Dann begann er Kindergeschichten zu schreiben, die er im Buch "Die Soldaten des Kindlein Jesu" veröffentlichte.

Im "Sonntagsboten" veröffentlichte er Reisebeschreibungen seiner 1888 unternommenen nach Rom und in die Schweiz.

Seine letzte Erzählung war der "Almkönig" im "St. Josefs-Kalender". Auch Predigten über das Leiden Christi brachte er heraus.

Weithin bekannt ist Pürgg unter der Bezeichnung "Kripperl der Steiermark" welche meist Peter Rosegger zugeschrieben wird, jedoch ursprünglich vom Dichter und Domherrn Hans Wiesing (Johann Wöhr) stammt.

Quelle

  • ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 3. März 1896, Seite 1

Einzelnachweise

  1. Quellen ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 17. Mai 1870, Seite 5, Beginn der Schwurgerichtsverhandlung; sowie ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 19. Mai 1870, Seite 4, Urteilsverkündung