Ausseer Kaisertag 1902

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Das Michael Moser Bild zeigt den Kaiserempfang im Jahre 1902 anlässlich des "Steiermärkischen Nothstandsfond" vom 15. bis 18. August.

Der Ausseer Kaisertag fand 1902 im Rahmen eines mehrtägige Wohltätigkeitsfest für den "Steiermärkischen Nothstandsfond" in Aussee statt.

Einleitung

Die Veranstaltung fand von Freitag, den 15. bis Montag, den 18. August 1902, statt. Geplant war der kaiserliche Besuch am Freitag, den 15. August. Jedoch musste der Besuch aufgrund anhaltendem Regen auf Sonntag verschoben werden. Es war dies nach 1896 August der zweite Kaisertag in Aussee, der erste war eine Großveranstaltung der FFW anlässlich deren 20jährigen Bestehens. Der Besuch 1902 war der sechste seiner apostolischen Majestät Kaiser Franz Joseph I. im Alpenkurort Markt Aussee und fand am Sonntag, den 17. August 1902, statt.

Wie es zu dem Besuch kam

Am 14. und 15. September 1899 kam der Statthalter der Steiermark, Manfred Graf zu Clary und Aldringen nach Mitterndorf und Aussee um sich selbst ein Bild von den Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe vom 9. bis 15. September 1899 zu machen und um zu überprüfen, ob die getroffenen Maßnahmen und Sanierungen nach der Hochwasserkatastrophe vom 26. Juli bis zum 3. August 1897 ausreichend und zielführend waren.

Obwohl die Wassermassen diesmal um einiges mehr waren als 1897, waren die angerichteten Schäden jetzt wesentlich geringer. Dennoch war der Statthalter sehr bestürzt über die Zerstörungen und über die Not der Betroffenen. Noch an Ort und Stelle machte er einen allgemeinen Spendenaufruf.

Ab Mitte September 1899 wurden dafür Sammelstellen in Graz, Marburg, Cilli und in Pettau (Ptuj, heute Slowenien) eingerichtet. Des Weiteren regte der Statthalter bei dieser Gelegenheit auch gleich den "Steiermärkischen Nothstandsfond (wird des Öfteren auch als Steiermärkische Nothfallfond, Notfallfond oder Nothhilfefond bezeichnet), einen >Nothstandsfond für Elementarschäden in der Steiertmark< in der Höhe von einer Millionen swiki:Kronen[1] an, dessen Zinsen eine rasche und unbürokratische Bereitstellung von Mitteln für derartige Katastrophenfälle für die von der Katastrophe betroffenen Kommunen und Einzelpersonen, ermöglichen sollte.

Die Leitung des Fonds wurde dem Regierungsrat Rudolf Häfken Ritter von Hattingstein, Verwaltungsrat der Olmützer Kreditbank und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Münz- und Medaillenkunde, übertragen. In Graz war bereits 1900 beabsichtigt worden eine Tuberkulose-Heilstätte auf der Lassnitzhöhe einzurichten. Ein eigener Hilfe-Fond war dafür notwendig und es wurde daher im Jahr 1901 ein Wohltätigkeitsfest, das erste Burgfest, veranstaltet. Bei diesem Fest waren auch der in Grundlsee, Archkogel 16, Villa Rebenburg, ansässige Baron von Rebenburg, ein Schwager von Erzherzog Johann von Österreich und Johann Freiherr von Chlumecky, Besitzer vom Brunnknechtgut in der Gemeinde Straßen bei Aussee, Anger 17, anwesend.

Dabei wurde die Idee geboren, die beiden Wohltätigkeitsfeste für den Steiermärkischen Nothstandsfond und für die Tuberkulose-Heilstätte gemeinsam abzuhalten. Es wurde beschlossen, dass vom 15. bis 18. August 1902 das "Sommerfest des Steiermärkischen Nothstandsfond" im aufstrebenden Alpenkurort Aussee stattfinden soll. Dieses Fest wurde dann auch von Johann Freiherr von Chlumecky und Baron Anton von Rebenburg, der die Leitung des Festkomitees übernahm, sowie dem Bürgermeister von Aussee, Theodor Hölzlsauer, Markt 3, organisiert.

Im Juni/Juli 1902 wurde bekannt, dass auf dringende Bitten von Johann Freiherr von Chlumecky, Kaiser Franz Joseph I. am 15. August an dem Fest teilnehmen wird. Der Kaiser stellte aber im Falle von Schlechtwetter sein sicheres Erscheinen auch für den 16. oder 17. in Aussicht.

Das "Sommerfest des Steiermärkischen Nothstandsfond" mutierte daraufhin zu einem Volksfest und der 17. August zum zweiten "Ausseer Kaisertag". Die Festplätze waren im Neuper-Prater und in Praunfalk. Fotograf Michael Moser dokumentierte die Festtage.

An dem Fest nahmen am 17. August dann auch teil einige Mitglieder des königlichen Hauses von Hannover, die Prinzen und Prinzessinnen Cumberland aus Gmunden, sowie die Fürsten-Familie Hohenlohe-Schillingsfürst, die Altaussee Nr. 1-5 in Besitz hatten. Zur Überraschung des Kaisers war auch die Schauspielerin swiki:Hansi Niese aus Ischl angereist und sang in Praunfalk in der Defregger-Hülte bei Zithermusik etliche Jodler und Volkslieder.

Überliefert wurde, dass Kaiser Franz Joseph I. in jedem der errichteten Pavillons Zigarre rauchend und manchmal auch ein Gläschen Wein trinkend, lange verweilte. Die ihm und seinem Gefolge angebotenen Waren wurden mit Golddukaten bezahlt. Auf Rückgabe des Wechselgeldes wurde dabei stets verzichtet.

Der Festplatz in Praunfalk mit den Belustigungen wurde noch bis zum 1. September 1902 weiterbetrieben und endete offiziell mit einem Souper im heute umbenannten Hotel Hackinger in Hotel Kaiser von Österreich in der Hauptstraße 152.

Der bis dahin erzielte Reinerlös für den "Steiermärkischen othstandsfond" übertraf bei weitem allen Erwartungen.

Die Pavillons in PraunfaIk wurden, bis auf die Defregger-Hütte, abgetragen. Diese wurde bis nach dem Zweiten Weltkrieg mit Unterbrechungen weiterbetrieben und erst 1952 abgebrochen.

Der "Ausseer Kaisertag" vom August 1902 hatte eine starke mediale Aufmerksamkeit. Um hier nur einige zu nennen: Die (Ausseer-)Steirische Alpenpost brachte etliche Berichte und Extraausgaben (Nr.: 29 bis 361 J902), die Freie Presse (Nr.: 13.6441 18.August 1902), das Neue Wiener Tagblatt (I 8.August 1902)

Der Kaisertag

Das Grazer Tagblatt schrieb in seiner Ausgabe vom Freitag, den 15. August 1902 auf Seite 7:

Nach oftmaligem Umsteigen, wie dies auf der Eisenbahnstrecke Bruck-Leoben-St. Michael-Selztal u. s. w. leider nicht anders möglich ist, ist Ihr Spezial-Festberichterstatter in dem von Mutter Natur an landschaftlichen Reizen mit einer verschwenderischen Fülle ausgestatteten Aussee angekommen. Ein leichter Sprühregen rieselte hernieder, der aber glücklicherweise nach kurzer Dauer seine für die gesamte Ausseer Bewohnerschaft nichts weniger als angenehme Tätigkeit einstellte. Aussee rüstet sich für die Festtage, jung und alt ist fieberhaft an der Arbeit, dem allgeliebten Kaiser einen festlichen Empfang zu bereiten.

Es sind schon viele Jahre ins Land gezogen, seitdem der erhabene Monarch diesen in nächster Nähe seiner Sommerresidenz[2] befindlichen schönen Kurort nicht mehr besucht hat. Die wackere Bewohnerschaft von Aussee, welcher jederzeit treu zu ihrem Herrscher gestanden ist, befindet sich in vollstem Jubel ob der Gnade, die ihr zuteil werden wird. Wahrlich, der Entschluß des Kaisers, das in den Tagen vom 15. bis zum 17. d. M. zu Gunsten des steirischen Notstandsfonds und anderer gemeinnützigen Zwecke in Aussee stattfindende große Wohltätigkeitsfest mit seinem allerhöchsten Besuche auszuzeichnen, wird nicht nur in der grünen Steiermark für lange Zeit freudigen Wiederhall finden, sondern das ganze Reich wird sein geistiges Auge am 15. August nach Aussee richten, wo der Monarch umjubelt von seinen treuen Söhnen und Töchtern der Berge und von den hier weilenden Kurgästen des weiten Reiches, einen neuerlichen Beweis der Liebe zu seinem steirischen Volke und des Gefühls für Wohltätigkeit geben wird.

Es wird ein edler Wettstreit werden, um den festlichen Empfang des Monarchen! Dies konnte man schon heute an dem Schmuck der Häuser bemerken. Viele derselben sind bereits von oben bis unten in Tannenreisig gehüllt, mit Fahnenstoff in den Reichsfarben kunstvoll geziert und mit dem Bildnisse des Kaisers versehen. Wohin das Auge des Monarchen blicken wird, überall wird ihm sein mildes Antlitz entgegenstrahlen. In Familienkreisen und in den Straßen und Gassen des Marktes dreht sich die Konversation nur um die kommenden Festtage und vielfach gedenkt man dabei des verstorbenen Erzherzogs Johann, welcher die hübsche Tochter eines Ausseer Postmeisters sich zur Lebensgefährtin erwählt hatte und die unser Kaiser in den Adelsstand erhob.

Mit regem Interesse verfolgt die Bewohnerschaft die Ausschmückung des Marktes, welche stündlich zunimmt. Wenige Minuten vom Bahnhofe entfernt, befindet sich der erste Triumphbogen. Der Monarch, welcher am Freitag 11 Uhr Vorm. in Aussee eintreffen wird, wird dort vom Protektor des Festes, Se. Exzellenz Statthalter Grafen Clary und Aldringen in Begleitung Sr. Exzellenz des Herren Landeshauptmannes Grafen Eduard Attems und des Bezirkshauptmannes Freiherrn von Esebeck ehrfurchtsvollst begrüßt werden.

Auf der Fahrt zum Markt wird der Kaiser bei der ersten Triumphpforte die Huldigung des Bezirksausschusses durch Herrn Obmann Hotelier Lex und der Gemeindevertretung Straßen entgegennehmen. Bei der zweiten Triumphpforte, welche vor dem Gebäude der k.k. Salinenverwaltung errichtet ist, empfängt die Beamtenschaft der Salinenverwaltung den Monarchen. Dort werden nach den bisher getroffenen, aber nicht nicht abgeschlossenen Dispositionen dem Kaiser der Oberbergrat Schernthanner, Obergüterverwalter Possaner Edler von Ehrenthal und Salinenarzt Dr. Jung vorgestellt werden. Unter einem Flaggenspalier und Spalier der Schuljugend und Bevölkerung begibt sich sodann Se. Majestät auf den Kurplatz, an dessen Eingange ein Triumphbogen aus frischem Waldmoos errichtet ist, woselbst die Geistlichkeit, die Gemeindevertretung und die Beamtenschaft der öffentlichen Behörden zum festlichen Empfange versammelt sein werden. Der Kaiser wird sich in das errichtete prunkvoll ausgestattete Kaiserzelt begeben und eine Huldigungsansprache des Bürgermeisters Hölzelsauer entgegennehmen. Hier werden dem Monarchen vorgestellt werden L.-G.-R. Edlinger, Dechant und Pfarrer Herr Marx, Forstmeister Gabriel, Forstverwalter Bernauer, Obmann der Kurkommission Oberlehrer Concek, Obmann der Kurärztevereinigung von Aussee kais. Rat Schreiber, Oberpostverwalter Tonnetti u. a.

Nunmehr begibt sich der Monarch per Wagen direkt nach Alt-Aussee, woselbst vor der Kirche die Geistlichkeit und die Gemeindevertretung von Alt-Aussee unter Führung dem Kaiser ihre Huldigung darbringen wird. Dort werden sich auch zu Empfange eingefunden haben: Prinz Moriz Hohenlohe, Fürst Montenuovo, Graf Meran, Graf Kettelstein, Herrenhausmitglied Baron Socher, Kammerpräsident Baron Mauthner, Reichsratsabgeordneter Auspitz u. a. Der Bürgermeister von Alt-Aussee Gaiswinkler wird eine Ansprache halten, worauf sich der Monarch an die Ufer des Alt-Ausseer-Sees begeben wird, um die Schönheiten desselben zu bewundern und sofern die Fernsicht rein ist, einen Ausblick auf den Dachstein und den Kranz der steirischen Alpen zu genießen.

Eine besondere Überraschung wird dem Monarchen in Alt-Aussee zu teil werden. Ein lebender Triumphbogen, aus frischen, kerngesunden Steirermädeln und Steirerbuam werden mit buntfärbigen Fähnchen dem Monarchen den Willkommgruß der Jugend entgegenbringen.

Nach kurzem Verweilen am Alt-Ausseersee begibt sich der Kaiser mit dem Gefolge zum Grundlsee, woselbst der Kaiser der gräflichen Familie Clary und Aldringen die Ehre seines Besuches geben wird. Auch ist eine Dampferfahrt bis zur Villa Meran geplant.

Sodann wird die Rückfahrt nach Aussee angetreten. Der Kaiser nimmt hier im Hotel Hackinger Absteigequartier, um kurze Zeit Rast zu nehmen.

Mit dem Hofzuge werden dann Nachmittags in Aussee eintreffen die Erzherzoginnen Gisela und Valerie, sowie Prinz Leopold von Bayern. Mit diesen begibt sich der Monarch um halb 3 Uhr auf den Festplatz im Praunfalk zum Parkfeste, für welches ein reichhaltiges, originelles Programm zusammengestellt ist. Dort wird das gesamte Festkomitee, an der Spitze der Obmann desselben Rentier von Rebenburg den Monarchen ehrfurchtsvollst begrüßen und Herr v. Rebenburg eine Ansprache an den Kaiser richten. Hier wird dem Kaiser der Obmann des Preßausschusses und Redakteur der Festschrift Herr Regierungsrat Ritter von Höfken vorgestellt werden. Der Kaiser wird einen Rundgang durch den Festplatz unternehmen, die Festschrift und die Festmedaille von Ihrer Exzellenz Gräfin Clary und Aldringen huldvollst entgegennehmen und sich die Patronessen, und zwar die Damen Frau Possaner E. v. Ehrenthal, Frau Martha Jung, Baronin von Esebeck, Frau Sophie Greipel, Gräfin Anna Stürzkh, Baronin Andrian-Werburg, Frau Karoline Schernthanner, Frau Elsa Hedding, Frau Mina v. Fröhlich-Feldau, Frau Therese Czopp, Frau Helene Eisner, Exzellenz Therese Gräfin v. Meran, Frau Anna E. v. Rebenburg, Frau Maria Beth, Frau Maria Hölzlsauer, Gräfin. Margarete Kesselstatt, Fürstin Franziska Montenuovo, Frau Paula E. v. Höfken, Frau Käthe Edlinger, Frau Rucziczka, Frau Olga Spontagh, Frau Rosa Perfahl, Baronin Braun, Frau Klara Schreiber, Frau Maria Fraungruber und Frau Marie Mlady vorstellen lassen.

Musikkapellen und der Ausseer Männergesangverein werden Vorträge halten. Geplant ist auch ein Vortrag steirischer Lieder von der berühmten in Ischl weilenden Hofopernsängerin Niese. Um 5 Uhr erfolgt unter Pöllersalven die Abfahrt des Kaisers vom Festplatze zum Bahnhöfe behufs Rückkehr in das kaiserliche Hoflager nach Ischl.

Nach dem Programme und den vom Protektor des Festes, Statthalter Grafen Clary und Aldringen, persönlich geleiteten Vorarbeiten zu schließen, wird das Fest einen imposanten, selten schönen Verlauf nehmen. Das Programm enthält eine Fülle der abwechslungsreichsten Unterhaltungen und Besichtigungen. Das bei hereinbrechender Dunkelheit am Festplatze zur Abbrennung gelangende Feuerwerk wird im Vereine mit den Höhenfeuern und dem Raketenfeuer auf der Spitze des Treffensteins, welcher sich hinter dem Festplatze malerisch er ­hebt, einen überwältigenden Anblick gewähren. Der Festplatz wird von neun Bogenlampen von den Ausseer Elektrizitätswerken Schwarz, Waldersdorf und Komp., sowie von 1 000 Lampions und 4 000 Talglichtern erleuchtet sein. Besonderes Interesse wird auch das altsteirische Bogenschießen hervorrufen.

Die bereits erwähnte, vom Herrn Regierungsrat Ritter von Höfken unter Mitwirkung von Frau Klara Schreiber herausgegebene, sorgfältig redigierte Festschrift enthält einen reichen Schatz von Beiträgen in Vers und Prosa. Sie wurde kunstvoll mit Illustrationen hergestellt von der Gesellschaft für graphische Industrie in Wien. Da sie als besondere Überraschung, welche sie auch sein wird, gedacht ist, will ich weiter noch nichts verraten, als daß sie Beiträge von R. v. Höfken, Hel. Bettelheim, Gabillon, Baron Esebeck, Feldzeugmeister Beck, Graf Meran, R. v. Arnold, Chlumecky, Adele Schreiber, Julie Thenen, Ed. Hanslik, Dr. W. Kienzl, Max Friedländer, Rosegger, Fraungruber, Lewinsky, L. A. Frankl, Julius Glaser, Ferdinand v. Andrian-Werburg, Edmund Wengraf, Benedikt Groller, George May, Johann Kain, I. Häufler, Dr. J. Sollhammer, Professor Obersteiner, J. T. Poestion, Professor Fournier, Marie v. Najmayer, Dr. Josef Rollhammer u. a. enthält. Regierungsrat R. v. Höfken hat sich mit der Bewältigung dieser Arbeit der vollsten Anerkennung verdient gemacht.

Spenden sind dem Komitee bereits reichlich zugeflossen. Freudigen Jubel hat die Allerhöchste Spende, wie bereits telegraphisch gemeldet, von 6 000 Kronen, des Kaisers hervorgerufen. Der Glückshafen verfügt dank der reichlich geflossenen Gaben über eine Unzahl wertvollster Gewinne. Geldspenden sind von vielen Aristokraten und allen Firmen, welche mit der k. k. Salinenverwaltung in Fühlung stehen dem Festausschüsse bereits zugekommen.

Viel Beifall wird die in Silber und Bronze zur Ausgabe gelangende Festmedaille erringen. Sie enthält auf der einen Seite das Bildnis eines steirischen Mädchens, welches die Styria darstellt. In der oberen rechten Ecke befindet sich der steirische Panther. Auf der anderen Seite befinden sich in einem Wappenschilde die Worte: "Wer schnell gibt, gibt doppelt." Im unteren Teile ist der Spruch: "Der Not zur Wehr, dein Land zur Ehr" eingeprägt.

Zum Festschießen hat der Herr Statthalter einen hohen Silberpokal im Barockstil, innen vergoldet, in reich getriebener Arbeit und hochkünstlerischer Ausführung mit seinem gravierten Wappen und der Inschrift: "Festschießen Aussee, August 1902", gespendet.

Der Kaiser ist der Veranstaltung des Festes derart wohl gesinnt, daß er, falls Freitag schlechtes Wetter ist, am Samstag oder sonst am Sonntage sofern an diesen Tagen das Wetter schön ist, das Fest besuchen wird.

Kurzmeldungen vom 14. August

Aussee, 14. August. (Eig. Drahtber.) Das Wetter ist herrlich. Die Ausschmückung und Dekoration Aussees ist vollendet und macht einen großartigen Eindruck. Fremde sind bereits massenhaft eingelangt. Die Hotels sind überfüllt. Jeder ein ­treffende Zug bringt neue Festteilnehmer. Die Bahnstrecke ist beflaggt, die Stationsgebäude sind festlich geschmückt.

Aussee, 14. August. (Eig. Drahtber.) Unter den eingetroffenen Festgästen befinden sich sehr viele Jäger. Der Hauptteil trifft morgen ein. Es herrscht prächtige Feststimmung.

Aussee, 14. August. (Eig. Drahtber.) Statthalter Graf Clary und Aldringen trifft im Vereine mit den Obmännern der einzelnen Ausschüsse die letzten Verfügungen für morgen. Den einzelnen Ausschüssen stehen vor die Herren: v. Rebenburg, Höfken, Graf Johann Meran, Baron Esebeck, Graf Bardeau, Kesselstatt, Hölzlsauer und Lex.

Aussee, 14. August. (Eig. Drahtber.) Se. Majestät der Kaiser und die eintreffenden kaiserlichen Hoheiten werden im Hotel Hackinger wohnen. Für den Kaiser sind acht prachtvolle Apartements bestimmt.

Aussee, 14. August. (Eig. Drahtber.) An dem morgen stattfindenden Dejeuner werden teilnehmen: Seine Majestät Kaiser Franz Joseph, Erzherzogin Marie Valerie, Erzherzogin Gisela, Prinz Luitpold von Bayern, Statthalter Graf Clary, die Flügeladjutanten Graf Paar, Fürst Montenuovo, Baron Esebeck, die Hofdamen Gräfin Bombelies, Baronin Rehlingen und Leibarzt Hofrat Dr. Kerzl.

Aussee, 14. August. (Eig. Drahtber.) Im Hotel Hackinger sind abgestiegen: Graf Kottulinsky, Bezirkshauptmann Hammer-Purgstall, Kämmerer Graf Spaur und Bezirkshauptmann v. Matlakowsky.

Aussee, 14. August. (Eig .Drahtber.) An den Festlichkeiten werden auch die Bürgermeister der größeren Städte Steiermarks teilnehmen. Bürgermeister Dr. Franz Graf aus Graz ist bereits eingelangt.

Auszug vom Besuch des Kaisers am Sonnstag

Nachstehend einige Zitate aus dem "Grazer Volksblatt", Ausgabe von Montag, den 18. August 1902:

Der Kaisertag.

Ich habe Ihnen bereits telegraphisch berichtet von dem Wechsel der Witterung. Es erübrigt mir noch, den verehrten Leserinnen und Lesern des "Grazer Volksblatt" kurz die Wirkung zu schildern, welche der herrliche Sonnenschein auf die Bewohner von Aussee und die dort weilenden Festgäste ausgeübt hatte. Das verzweifelt schlechte Wetter von Freitag dauerte bis spät in die Nacht hinein. Der nächste Morgen hingegen war reich an Überraschungen. Heller Sonnenschein erfüllte das liebliche Landschaftsbild. In blauem Äther gehüllt ragten die Spitzen und Firnen der Aussee umschließenden Bergriesen hoch in den Lüften empor. Der gewaltige, vielzackige Saarstein breitete sich in überwältigender Schönheit aus. Einzelne Nebelwolken verdeckten die Mitte des Steinkolosses, währenddem die Spitzen des Berges sich vom blauen Himmel scharfkantig abhoben. In gleich malerischer Pracht konnte man den Loser, den Tressenstein und den Zinken sehen. Die Bewohner von Aussee konnten sich an dem seltenen Anblicke nicht genug ergötzen. Insbesondere waren es die aus Graz erschienenen Festgäste, welche dankerfüllt ihre Blicke zum Himmel lenkten.

[...]

Der Kaisertag, Sonntag, 17. August

Schlag 11 Uhr fährt der Hofzug, bestehend aus vier Wagen, langsam in den Bahnhof. Se. Majestät befindet sich im zweiten Hofwagen, stehend am großen Spiegelfenster.

Bevor die Anwesenden in Hochrufe ausbrechen, grüßt Se. Majestät bereits freundlich durch das geschlossene Fenster. Im nächsten Augenblick hält der Zug und mit elastischem Schritt entsteigt der Monarch dem Coups. Der Statthalter und die übrigen zum Empfange anwesenden Persönlichkeiten salutieren ehrfurchtsvollst. Der Monarch reicht dem Statthalter lächelnd die Hand und nimmt huldvollst dessen Willkommgruß entgegen. Nachdem der Monarch dem Landeshauptmann die Hand gereicht hatte, hört er die Meldung des Bezirkshauptmannes Herrn Baron Esebeck au, mit welchem der Monarch einige Zeit freundlich spricht. Dann werden ihm der Stationschef und der Verkehrskontrollor vorgestellt.

Um 5 Uhr 6 Min. erfolgte die Abreise nach Ischl. Ein kleines Mädchen in Alt-Aussee und das Töchterchen des Restaurateurs Schramml in Grundlsee, welche den Monarchen mit Gedichten erfreuten, erhielten goldene Halskettchen mit den Initialen des Kaisers.

Weblink

  • ANNO, Steirische Alpenpost, Ausgabe vom 30. August 1902, Seite 6, Liste der besten Scheibenschützen und ihre Trefferzahl

Quellen

  • Michael Pollner, im November 2019 (via Brief an das EnnstalWiki 2020)
  • ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 15. August 1902, Seite 7
  • ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 18. August 1902, Seite 2f - hier auszugsweise gebracht
  • ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 19. August 1902, Seite 7f - der vollständige Bericht über den Kaiserbesuch
  • ANNO, Illustrirtes Wiener Extrablatt, Ausgabe 18. August 1908, Seite 5

Einzelverweis

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki
  2. gemeint ist Bad Ischl