Ennsbrücke Weißenbach an der Enns

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Die Ennsbrücke Weißenbach an der Enns, historische Ansichtskarte aus dem Jahr 1935.

Die Ennsbrücke verbindet im Osten von Weißenbach an der Enns die ehemaligen Gemeinde über die Enns mit der Nachbargemeinde Altenmarkt bei St. Gallen.

Geschichte

Das Grazer Tagblatt berichtete am 19. Juli 1900 von der Eröffnung der Kaiser Franz Josef I. Brücke:[1]

Weißenbach a. d. Enns, 17. Juli. Wer im Vorjahre an der Stelle gestanden, in deren Nähe die furchtbare Gewalt des Hochwassers alles Menschenwerk vernichtete, hat gewiss nicht gedacht, dass Menschenkunst und Menschenfleiß in verhältnismäßig kurzer Zeit ein Werk schaffen werden, das den Gewalten Trotz zu bieten vermag. Wenn wir die Chronik unserer Gegend verfolgen, so wird uns kund, dass seit dem Bestände der wichtigen Verbindung zwischen Altenmarkt und Weißenbach die Ennsbrücke siebenmal vom Hochwasser weggerissen wurde. Seit dem letzten Jahrzehnt wiederholte sich diese Katastrophe dreimal.

Es konnte daher nur ein vollkommenes Werk der Technik diesen Gefahren Trotz bieten. Dies ist durch den Bau der neuen eisernen Ennsbrücke entstanden. Es galt viele technische Schwierigkeiten zu überwinden. Heute aber spannt die schöne Kaiser Franz Josef I.-Brücke ihren mächtigen Bogen über die rauschenden Fluten der Enns. Das Project entwarf der Landes oberingenieur Herr August Herwelly, der auch die Leitung des ganzen Werkes führte. Ausgeführt wurde der Bau vom Stadtbaumeister Herrn Professor Emil Teischinger in Graz und von der Grazer Brückenbauanstalt R. P. Waagner. Die Spannung beträgt 75 Meter, die Breite der Brücke 5 Meter. Die Kosten beliefen sich auf 112.000 K., zu welchen der Staat 20.000 K. spendete, 12.000 K. als unverzinsliches Darlehen gab, 56.000 K. das Land Steiermark beitrug und der Rest von 24.000 K. vom Bezirke aufgebracht wurde. Der Tüchtigkeit des von der Bezirksvertretung gewählten Bauausschusses, bestehend aus den Herren Fabriksbesitzer E. A. v. Peez, I. Christian, Fl. Fluch und Eugen Haller und besonders dem erst ­genannten Herrn als Obmann des Ausschusses, ist es zu danken, dass das Gedeihen des Werkes gefördert und die Bauleitung ersprießlich unterstützt wurde.

Gestern konnte nun das stolze Werk, das den Namen des Monarchen trägt, eröffnet werden. Zu dieser Feier erschienen der Statthalter Herr Graf Clary, der Landeshauptmann Herr Graf Edmund Attems, der Prälat von Admont, Herr P. Cajetan Hoffman, der Bezirkshauptmann Herr Baron Braun und viele andere Festgäste. Ein herrliches Wetter trug zur Festagsstimmung bei. Alle Häuser waren beflaggt und mit Kränzen geschmückt. Beim Empfange des Statthalters bildeten die Fabriksfeuerwehr von Weißenbach, die Freiwillige Feuerwehr von St. Gallen und der Veteranenverein Spalier.

Die Feier wurde mit der herzlichen Begrüßung der Festgäste durch Herrn E. A. v. Peez eingeleitet. Oberingenieur Herr August Herwelly entwickelte dann in formvollendeter Weise ein Bild der Entstehung des Werkes. Diesem entnehmen wir, dass das erste Project auf Grund der beim Hochwasser vom Jahre 1897 gewonnenen Erkenntnis angefertigt und im Jahre 1898 concessioniert wurde. Bevor es verwirklicht wurde, trat im Jahre 1899 ein bedeutend mächtigeres Hochwasser von bis dahin ungekannter ein, das die Holzbrücke zerstörte. Dadurch wurde das Project zum Neubaue wesentlich verändert und die Baukosten um 20 Procent erhöht. Durch die schwierigen örtlichen Verhältnisse, wie insbesondere durch die unmittelbare Nähe des Bahngeleises, die Beschränktheit des Raumes wurden Komplikationen geschaffen, deren Lösung ganz besondere Maßnahmen erforderte.

Bevor der Bauleiter das Werk übergab, dankte er dem Baucomité, insbesondere aber dessen Obmanne, den Ingenieuren, Werkmeistern und Arbeitern. Vor der kirchlichen Einweihung durch den Dechant von St. Gallen, Herrn P. August Millwisch, hielt der Obmann des Baucomités, Herr E. A. v. Peez, die Festrede, in der er vor allem der kaiserlichen Huld gedachte, dass die Brücke den Namen des Monarchen führen dürfe, mit Dankesworten alle Förderer des Werkes erwähnte und mit einem dreimaligen Hoch auf unseren Kaiser schloss. Nun fiel die Hülle vom schönen Kaiser-Medaillon, das mit dem Namen der Brücke auf dem linkseitigen Bogen angebracht ist. Der Statthalter gab seiner Freude Ausdruck, dass es ihm gegönnt sei, das schöne Werk im Namen des Monarchen dem Nutzen und dem Wohle der Mitwelt zu übergeben. Es erfülle ihn mit Stolz, dass an dieser Stelle die Namen des ersten Habsburgers und unseres Monarchen verknüpft seien. Rudolf von Habsburg ertheilte die Erlaubnis, zu Weißenbach eine feste Brücke zu bauen. Der Statthalter schloss mit dem Wunsche, das Werk möge zum Wohle und Gedeihen der Gegend beitragen.

Nach Beendigung der Feier nahm der Statthalter die Vorstellungen der Gemeinde- und Bczirksvertretungen, der Beamten, der Geistlichkeit und der Lehrkörper entgegen. Im Gasthause Gruber fand nun die Festtafel statt, deren Veranstaltung dem Wirte alle Ehre machte. In den Nachmittagsstunden besichtigten der Statthalter und der Landeshauptmann mit großem Interesse die Cellulosefabrik des Herrn E. A. v. Peez in Weißenbach an der Enns unter Führung des Directors Herrn Walther Sauerländer. Daran schloss sich die Fahrt nach dem festlich geschmückten St. Gallen, wo der Statthalter vom Bürgermeister Herrn Franz Busenlechner begrüßt wurde. Zum Empfange erschienen die Gemeindevertretung, die Beamten und der Lehrkörper mit der Schuljugend. Nach Besichtigung der Kirche und des Schulhauses begab sich der Statthalter nach dem Oberhofe, wo er vom Verwalter Herrn Dr. Paul Schuppli empfangen wurde. Der Statthalter interessierte sich für alle Zweige der Wirtschaft. In den Abendstunden verließen der Statthalter und der Landeshauptmann unseren Ort, sichtlich befriedigt vom Verlaufe des Festes und von der Naturschönheit unserer Gegend.

Weblink

Quelle

Einzelnachweis

  1. ANNO, Grazer Tagblatt, Ausgabe vom 19. Juli 1900, Seite 18