Ludwig August Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha

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Ludwig August Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha und Familie

Ludwig August Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (* 9. August 1845 auf Schloss Eu; † 14. September 1907 in Karlsbad, heute Tschechien) war eine bedeutende Persönlichkeit für die Stadtentwicklung Schladmings und des Fremdenverkehrs in dieser Region.

Leben

Seine Eltern waren August Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha (* 13. Juni 1818) und Clémentine Prinzessin d' Orléans ((* 13. Juli 1847 in Rio de Janeiro; † 7. Februar 1871 in Wien). Ludwig August Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha heiratete am 15. Dezember 1864 in Rio de Janeiro, Brasilien, D. Leopoldina de Bragança, princesa do Brasil (* 13. Juli 1847), mit der er folgende Kinder hatte:

  • Peter, Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha (* 1866; † 1934)
  • August, Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha (* 6. Dezember 1867 in Rio de Janeiro, Brasilien; † 11. Oktober 1922 in Schladming, ∞ Carolina, Erzherzogin von Österreich)
  • Joseph, Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha (* 21. Mai 1869)
  • Ludwig, Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha (* 15. September 1870, heiratete Mathilde, Prinzessin von Bayern Anna, Gräfin von Trauttmansdorff-Weinsberg)

Nach seiner Heirat wurde er Admiral der brasilianischen Flotte. Seine Marineausbildung hatte er in Europa absolviert. Nach dem frühen Tod seiner Frau behielt August seine Führungsposition in der Flotte von Brasilien. Ebenso blieb er Ehrenpräsident der Historisch-Geographischen-Gesellschaft, aber er hielt sich vermehrt wieder in Europa auf. Er ist gemeinsam mit seiner Gemahlin in der so genannten Koháry-Gruft der Kirche St. Augustin in Coburg bestattet.

Der Prinz und seine Jagdleidenschaft

In Europa widmete er sich seiner Jagdleidenschaft, vor allem dem Abschuss von Gemsen, wobei er es auf den Weltrekord von 3 412 Tieren brachte. Auf Einladung des Franzosen Gustave de Vernouillet, der passionierter Jäger war und in Schladming ein Haus und ein Jagdrevier besaß, war Ludwig August Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha mehrmals zur Jagd im Ennstal. Schon in den Jahren 1869 und 1873 erbaute der Prinz im Gebiet von Großsölk und Kleinsölk Jagdhäuser und 1880 eines im Untertal.

Es blieb aber nicht allein beim Bau dieser Jagdhäuser, sondern Prinz August fasste den Plan, in Schladming ein Jagdschloss zu erbauen, das ursprünglich auf einem Grundstück des Hofbauer-Anwesens am Rohrmoos errichtet werden sollte. Die Verkaufsverhandlungen um das Grundstück gediehen aber nicht wunschgemäß, sodass der Prinz beim vulgo Oanleitner im Bereich des östlichen Ausläufers der Ramsau ein passendes Areal erwerben wollte. Aber auch dies war nicht möglich, worauf er 1882 das Anwesen vulgo Kürschner im sogenannten "alten Markt" von Schladming zum Abbruch kaufte und 1884 das Jagdschloss erbauen ließ.

Natürlich waren die Schladminger sehr stolz auf ihren hohen Gast und freuten sich sehr, als sie von dem Bauvorhaben des Prinzen nähere Einzelheiten erfuhren. Man beeilte sich daher diese, für Schladming sehr bedeutsame Neuigkeit an die Presse weiterzugeben, worauf im "Grazer Volksblatt" vom 13. Juli 1882 Folgendes zu lesen stand:

"Ein neuer Schladminger Bürger. Seine Hoheit Prinz August, Herzog zu SachsenCoburg- Gotha (von der katholischen Linie dieses Fürstenhauses) hat in diesem Frühjahr das sogenannte Kürschner-Anwesen im Markte Schladming angekauft und beabsichtiget, darauf eine Villa für sich und eine Wohnung für sein Jagd- und Forstpersonale zu erbauen. Derselbe ist nämlich seit ein paar Jahren Besitzer von sehr ausgedehnten Waldungen bei Schladming und in den drei Sölken bei Gröbming; diese Forste waren ehemals als Zubehörde des Montanwerkes Eisenerz Staatseigenthum gewesen, von da an die Innerberger Hauptgewerkschaft übergegangen und von dieser an ihren dermaligen erlauchten Besitzer verkauft worden."

Und als nach Fertigstellung des Schlosses im Jahre 1884 im darauffolgenden Frühjahr August Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha mit seiner Familie das Haus bezog, gab es wiederum einen Zeitungsbericht - diesmal in der Ausseer Steirischen Alpenpost. Da hieß es am 21. April 1884:

"Heute bezog Prinz August von Coburg-Gotha sein neu erbautes Jagdschloß und gab in dem reizenden Heim ein Diner, bei welchem die bewährte Schladminger Musikkapelle unter Leitung des Capellmeisters Herrn Franz Tuller die Tafelmusik besorgte.

Um 6 Uhr Abends begab sich Seine königliche Hoheit, geleitet von Herrn von Vernouillet und dem hier zum Besuche weilenden General a. D. Herrn Baron Richter auf den Bahnhof, um dort seinen Bruder, den Prinzen Philipp von Coburg-Gotha, zu erwarten. In den letzten Tagen wurden mehrere Jagdausflüge unternommen und 6 schöne Exemplare von Auerhähnen erlegt."

Prinz August Ludwig, der Erbauer des Jagdschlosses in Schladming, wurde 1845 in Frankreich geboren, verlebte dort seine ersten Jugendjahre und kam später nach Koburg, wo er seine Schulbildung genoss. Vermählt war er mit Leopoldine Prinzessin von Brasilien, die aber schon nach siebenjähriger Ehe verstarb. Seither hatte sich der Prinz vom öffentlichen Leben zurückgezogen, betrieb wissenschaftliche Studien, machte Weltreisen und war ein eifriger Weidmann.

Hier boten ihm natürlich seine weitläufigen Jagdreviere im oberen Ennstal ausreichende Möglichkeiten, wobei Prinz August besonderen Wert auch auf die Wildhege legte. In einer zeitgenössischen Veröffentlichung ("Die eherne Mark" von Ferdinand Knauß, Graz 1897) werden die einzelnen Coburg'schen Reviere wie folgt beschrieben:

"Es war dies die ganze Nordseite der Niederen Tauern von Schladming bis Stein an der Enns mit den Haupttälern Untertal, Oberhaustal, Gumpental, Seewigtal, Sattental, Groß- und Kleinsölk. Die teils eigenen, teils gepachteten Jagden zählen zu den schönsten und bestgehegten Revieren Österreichs."

Neben dem nun hundertjährigen Jagdschloss in Schladming ließ Prinz August Ludwig ein kleineres Gebäude im Schlosspark und das sogenannte Waldmeisteramt - heute Sportgeschäft Kahr - errichten und schuf damit geeignete Räumlichkeiten für das Jagd- und Forstpersonal, sowie für die notwendigen Kanzleien. An der nördlichen, südlichen und östlichen Außenfront des im Stile der englischen Gotik erbauten Schlosses ist je ein Wappen des Herzogtums Sachsen angebracht, und seit 1940 befindet sich auch das Stadtwappen von Schladming am Turm des Hauses. Dieses Wappen wurde vom alten Rathaus am Hauptplatz abgenommen und hierher übertragen. Über die Inneneinrichtung des Schlosses kann nur auf Grund schriftlicher oder mündlicher Überlieferung berichtet werden, denn so manches nach dem Verkauf noch im Schloss verbliebene Stück ist heute leider auch nicht mehr vorhanden. Das Vorhaus allein war seinerzeit schon eine Sehenswürdigkeit, denn der Prinz brachte von seinen Weltreisen interessante völkerkundliche Erinnerungsstücke mit, die durch eine Sammlung brasilianischer Waffen ergänzt war.

Unzählige Jagdtrophäen erweckten das Interesse jedes Gastes, der zu Besuch ins Schloss geladen war. Drei Gemskrikeln zeigte der Prinz mit besonderem Stolz: Es war die 1 000. Gemse, die er am 4. September 1884 am Schladminger Roßkopf erlegte, die 2 000., erlegt im Jahre 1891, und die 3 000., erlegt im Jahre 1899.

Erfreulicherweise sind noch einige Jagdgemälde erhalten geblieben, die der herzogliche Kammermaler Otto Recknagel in München 1885 und 1888 malte. Recknagel war auch oftmals in Schladming und stellte sich gerne zur Verfügung, wenn für festliche Anlässe in Schladming künstlerischer Schmuck zu entwerfen war.

Der Prinz und der Schladminger Fremdenverkehr

Mit Prinz August kamen sehr oft auch seine Söhne nach Schladming. Meist kamen sie aber nicht alleine, sondern in Begleitung Verwandter oder Freunde, sodass während der Sommermonate Schladming nicht selten der Treffpunkt des Hochadels war, was sich natürlich äußerst vorteilhaft auf den Fremdenverkehr auswirkte. Prinz August unterstützte aber auch mit guten Ratschlägen das Schladminger "Verschönerungs-Comité'" und ließ ihm manch größere Geldspende zur Realisierung verschiedener Vorhaben zufließen. In dankbarer Anerkennung dieser Mithilfe ernannte man August Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha zum Protektor und später zum Ehrenmitglied des "Verschönerungs-Comités".

Ein besonderes gesellschaftliches Ereignis für Schladming war der Empfang des jungvermählten Paares August Leopold (des Sohnes Prinz Augusts) und Erzherzogin Karoline Maria Immakulata am Abend des 30. Mai 1894. Ganz Schladming war auf den Beinen, als der Hofzug am festlich beleuchteten und geschmückten Bahnhof ankam und das Hochzeitspaar sich nach der Begrüßung durch die Honoratioren des Ortes zum Schloss begab. Eine heute noch sichtbare Erinnerung an diese Hochzeit ist das Brautkleid der Erzherzogin, das sie der Katholischen Kirche spendete und das nun umgearbeitet als Kleid daran linken Seitenaltar befindlichen Marienstatue im Glasschrein Verwendung fand.

Sein Tod

Es war im September des Jahres 1907, als die Bevölkerung von Schladming von aufrichtiger Trauer um Prinz Ludwig August von Sachsen-Coburg und Gotha erfüllt war, denn mit dem Verstorbenen verlor die Stadt nicht nur ein Mitglied aus den Kreisen der Hocharistokratie, sondern auch ein Vorbild an edler Herzensbildung. Die Lokalpresse, aber auch Grazer Zeitungen, wie z. B. das "Grazer Volksblatt" fanden in längeren Nachrufen würdigende Worte für den Verstorbenen. So war auszugsweise der Nr. 38 vom 22. September 1907 des "Grazer Volksblattes" zu entnehmen:

"Als am letzten Samstag die Nachricht vom Ableben des Prinzen August von Sachsen-Coburg-Gotha in Schladming eintraf, erweckte sie überall aufrichtige Trauer. Der Verblichene stand mit Schladming in inniger Beziehung. Hier hielt er sich auch gerne im Laufe des Jahres einige Male mit seinen Familienmitgliedern in dem von ihm 1884 erbauten herrlichen Jagdschlosse auf, um dem Weidwerk nachzugehen. Das Jagdschloss weist unzählige Jagdtrophäen auf, die der Verstorbene in den umliegenden Hochwäldern erbeutete. Unter zwei Gemskrikeln findet sich die Angabe: "Die 1.000 Gemse, 4. September 1884, am Schladminger Roßkopf. Die 2.000 Gemse erlegte der Prinz im Jahre 1891, die 3.000 Gemse im Jahre 1899 in der Sölk, wo derselbe unter anderem ebenfalls ein Jagdhaus erbaute.

Für die Bedürfnisse der Gemeinde wie auch der Kirche hatte der Prinz stets eine offene Hand."

Quellen