Berigln im Ausseerland

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Berigln im Ausseerland sind eine Ausseerland-Variante der Perchten, die am Glöckltag, den 5. Jänner, unterwegs sind.

Allgemeines

Diese Brauchgestalt zeigt auch die Sprachgrenze auf, die sie zu den Hinterberger Perchten im Osten aufweist. Sie unterscheiden sich durch ihre Glocke.

Bei den Figuren handelt es sich um vermummte Gestalten, die oft Frauenkitteln mit Schürzen tragen, ein Tuch vor dem Gesicht, einen Hut mit Federn oder anderem, skurrilen Kopfschmuck haben. Dann tragen sie einen Leinensack umgehängt für die Glöcklkrapfen, eine Glocke am Gurt und einen Bartwisch in der Hand.

Zum Unterschied der Salzkammergut-Glöckler, die von der Früh bis zum Einbruch der Dämmerung unterwegs sind, laufen die Berigln ab Dämmerungsbeginn.

Berigln in Grundlsee

Sie tragen Kuhglocken und haben ein Dirndl an. Die Schuhe sind meistens abgetragene Bergschuhe oder Filzschuhe – "Fützdatscha". Damit man nicht feststellen kann, um welche Person es sich handelt, sind die Handschuhe sehr wichtig. Und ohne Strohhalm zum Trinken durch den Hudl, dem Fetzen vorm Gesicht, geht kein Berigl los.

Sophie Rastl erzählt dazu:

"In Grundlsee und Gößl gibt es wichtige Regeln, an die sich jeder halten sollte. So zum Beispiel, dass sie in Grundlsee kein Wort sprechen dürfen. Sie können sich nur mit Gesten verständigen. In Gößl aber wird mit verstellter Stimme gesprochen, um den Hausbewohnern "schlecht zu sagen" (sie spaßhalber zu rügen). Je schlechter, desto besser. Wenn man erkannt wird, muss man sich "blessn" (= sich entblößen 29) – das heißt, den Hudel vom Gesicht nehmen. Wenn in einem Haus auch musiziert wird, muss man ebenfalls den Hudl herunternehmen - oder wenn etwas zu Essen angeboten wird."

Der mitgeführte Besen dient zur "Sauberkeitskontrolle", denn die Berigln schauen in jedem Winkel der Häuser nach. Früher wurde sogar das Aschenloch im Herd kontrolliert und gegebenenfalls ausgeräumt. Wobei dabei die Asche auf den Fußboden gekehrt wurde. Doch dafür durfte man dem Berigl nicht böse sein - man hätte vor dem Besuch eben aufräumen müssen.

Verköstigt werden die Berigl mit Schnaps vom Allerbesten, mit den letzten Weihnachtskeksen oder Krapfen, die tagsüber noch von den Glöcklern abgeholt worden waren. Es soll auch Schweinsbraten und Speckbrote geben.

Waren die Heiligen Drei Könige noch nicht da, übernehmen die Berigl das Schrebein von "20 - C - M - B - .." an den Türstock. Wobei das Minus zwischen den Zeichen das "Augenmerk" ist.

Eine weitere Besonderheit in Gößl ist das "Hexen Ausläuten" um 23:00 Uhr. Das heißt, egal wo sich die Berigln befinden, wird fünf Minuten lang geläutet. Der Winter soll damit vertrieben werden.

Als letzte Regel gilt es vor Schlag Mitternacht die letzte Stube verlassen zu haben. Hat ein Berigl dies nicht, muss er sich "blessn", also den Hudel vom Gesicht nehmen. Es folgen "aha", "kenn ich den überhaupt" oder "habe ich richtig geraten".

Die Glöcklkinder und die Berigln in Gössl

In Gößl, einer Ortschaft in Grundlsee sind sie wieder beide gemeinsam unterwegs, die Berigln und die Glöcklkinder. Beginn dort ist bereits um 6 Uhr in der Früh!

Altausseer "Pelz"-Berigln

In der Nacht kommen die Bergiln in Altaussee heraus, ganz anders gekleidet als jene in Grundlsee: Vermummung mit der "Gugel", einer Fellmaske, dem "Rock" aus Schaffell, dem Steirerkittel und dem "Vischta" (dem Vür-, Vortuch, der Schürze). Auch ihre Regeln sind strenger, die Anzahl limitiert. Wer in den Kreis der Altausseer "Pelz"-Berigln aufgenommen werden muss, muss einige Jahre als "Glöcklbua" unterwegs gewesen sein, sein Gewand mitbringen und zum Einstand einen Achtelliter "Branntwein" (Schnaps) trinken.

In Altaussee treffen sich die Berigln ohne Unterbrechung seit 1948 in der Küche beim vgl. Brandauer. Nach einer Verköstigung ziehen sie los. Zusammen mit den inzwischen vorm Haus eingetroffenen "Glöcklbuama" beginnt das "Anläuten". Dabei "tratzen" (ärgern auf harmlose Art) die Kinder zwischen sechs und 16 Jahren die noch unverkleideten Berigln mit ihrem Geläute, die sich als "lärimhoakli" (lärmheikel) bezeichnen. Sie machen dann dem Lärmen ein Ende, so der Brauch. Sie ziehen sich ins Haus zurück, ziehen sich an und stürmen unvermutet aus dem Haus. Sie versuchen die Glöcklbuama am Feld gegenüber zu "wuzln", als sie am Boden mit Schnee einzureiben, um sie an weiterem Läuten zu hindern. Es kommt zu Verfolgungen und kleinen Raufereien.

Sind sie dann alle ermüdet, wählen die Berigln einige ältere Glöcklbuben aus, die sie nun auf ihrem Weg begleiten dürfen. Zuvor wird noch beim vgl. Brandauer unter Anleitung der "Beriglmam", so wird der Leiter einer Beriglpass in Altaussee genannt, von den Glöcklbuben noch möglichst still ein "Glockenkreuz" gelegt. Die größte Glocke wird dabei in die Mitte gelegt. Brauchforscher Ferdinand von Andrian kannte 1905 diesen Brauch des Glockenlegens noch nicht. Ing. Franz Stadler konnte dann 1970 dieses Brauchelement beobachten.

Schließlich werden die Glocken wieder aufgehoben und auf das Kommando des Beriglmam "Glöklbuam!" läuten diese drei Mal im Rhythmus lang - lang - kurz - kurz - kurz, dann alle durcheinander, bis der Beriglmam Ruhe gebietet.

So läuft es dann bei den Häusern ab. Während des Durcheinanderläutens schrebt der Beriglmam den "Dreikönigssegen", das C+M+B mit Jahreszahl, an den Türstock.

Die Glöcklkinder und die Berigln in Obertressen

Im Ortsteil Obertressen in der Stadt Bad Aussee kommt es zu einer Verbindung zwischen den Glöcklkindern und den Berigln. Ein solches Treffen wäre eigentlich aufgrund der Tag-(Abend)-Nachttrennung der beiden Bräuche gar nicht erlaubt. In Obertressen kam es, jedenfalls im Jahr 2003, gegen 13 Uhr im Gasthaus Stieger "Schnitzelwirt" zu einem Treffen der Berigln und der Glöcklkinder.

Es gab zunächst für alles etwas zu trinken, bevor sie gemeinsam zu den Häusern loszogen. Der Oberberigl belehrte die Glöcklkindert in einer kurzen Ansprache und übte mit ihnen nochmals den Spruch. Auch zeigte er ihnen, wie man effizient viel Lärm mit den Glocken machen kann. Beim Abmarsch verteilte die Wirtin noch Krapfen und Orangen. Dann ging es los.

Quelle


Ein Beitrag im Rahmen des Leader-Projekts "Heimatkunde - heimatkundig"
Heimatkunde heimatkundig Leader Projekt Logoleiste.jpg