Nikolaus und Krampus
Der Nikolaus und Krampus kommen traditioneller Weise am 5. und 6. Dezember zu den Kindern.
Kulturgeschichte
Vom unteren Ennstal bis nach St. Gallen, rund um den Grimmingstock, im Donnersbach- und Paltental erstrecke sich eine Volksschauspiel-Landschaft, in der nicht kommerzielles Laienschauspiel gepflegt wird.
Aufgrund ihres Alters und ihrer Gestaltung kann man die steirischen Nikolaus- und Krampusspiele in vier Gruppen einteilen:
- Überlieferte Spiele mit Spieltexten unbekannter Autoren
- Spiele von verstorbenen Autoren des 20. Jahrhunderts
- Spiele zeitgenösssischer Autoren
- Neueste Spiele mit den Stilmitteln gegenwärtiger Veranstaltungskultur
Nach der Erinnerung älterer Leute gab es in den 1960er- und 1970er-Jahren schon Tage vor dem "Kramperltag" Kettengeklirr vor der Haus- oder Stubentür, was die Kinder, oft große Sprüche führend, alsbald verstummen ließ. Das wilde Treiben auf der Straße, wie es heute vielerorts zu beobachten ist, hat es damals nicht gegeben.
Der hl. Nikolaus ging gefolgt von einem oder mehreren Krampussen zu den Familien um die Kinder zu ermahnen, das Sündenregister vorzutragen, die Kinder zu loben oder streng zu ermahnen und auch mit einem kleinen Gabensackerl zu beschenken. Darin befanden sich Nüsse, Feigen, Bockshördnln, Äpfel und vielleicht auch Orangen und Datteln. Wenn sich der Krampus gar zu drohend gebärdete, wurde er vom Nikolaus im Zaum gehalten und die Kinder suchten Schutz hinter der Mutter. Die Krampusse waren nicht wie heute mit Schellen und Glocken ausgerüstet, sondern hatten Ketten und eine Rute, eine lange, feuerrote Zunge und auch ein Buckelkorb durfte nicht fehlen.
Aus Gröbming wird berichtet, dass dieser Grupper um den Nikolaus auch noch ein weiß gekleideter Engel, eine Habergeiß und ein Schmied angehörten. Bei den Krampussen war noch der Luzifer, der angekettet war und von zwei Krampussen mit Mühe gehalten werden konnte.
Das Öblarner Krampusspiel
- Hauptartikel Öblarner Krampusspiel
In seinen Ursprüngen geht dieses Spiel auf generationenlange mündliche Überlieferungen zurück. Die Figuren Nikolaus, Luzifer, Tod, Jäger und Krampusse, Schab und Habergeiß, die Bauernfamilie mit den Nachbarn und der Schmied sowie zuletzt das Moosmandl und das Grassmandl sin in den ähnlich aufgebauten Spielen in Donnersbach und Bad Mitterndorf ebenfalls zum Großteil vorhanden. Durch die seit dem 19. Jahrhundert mündliche Überlieferung wurden die Texte stark verändert, sodass heute zum Teil die Lokalformulierungen wiedergegeben werden. Der hl. Nikolaus sagt zum Beispiel als Begrüßungssatz: "Ich tritt herein in dieses Haus, ich bin der heilige Nikolaus!"
Das eindrucksvolle Schauspiel wird jedes Jahr vor der malerischen Kulisse es Öblarner Hauptplatzes aufgeführt und lockt ein ums andere Mal fast tausend Zuschauer an. Eine Gruppe von 10 bis 12 Teilnehmern des Krampusspiels geht außerdem jedes Jahr auf die abgelegenen Berge und Bauernhöfe und führt dort das Spiel auf.
Das Gröbminger Krampusspiel
- Hauptartikel Gröbminger Krampusspiel
In Kleinsölk wird seit einigen Jahren das von Walter Thorwartl verfasste Kramusspiel aufgeführt. Die ortseigenen Krampusse mit jeweils einem Nikolaus ziehen von Haus zu Haus und bringen Süßigkeiten, Orangen etc. mit. Dafür bekommen sie von den Erwachsenen Geld, das sie für den Ankauf von Geschenken verwenden.
In Großsölk ziehen Kinder und Jugendliche als sogenannte "Stoana Pass" durch den Ort. Als hl. Nikolaus geht ein Erwachsener mit. Heute gibt es aber nicht mehr viele Hausbesuche.
Auch in anderen Orten gehen zuerst die Gruppen mit dem hl. Nikolaus, zu späterer Stunde laufen und lärmen dann die Krampusse allein durch den Ort.
Das Krampussspiel in Lassing wird alle vier Jahre aufgeführt.
Hammerschhmiedteufellauf
in St. Gallen findet jeweils am Samstag vor dem 6. Dezember der "Hammerschmiedteufellauf" statt. Bei diesem Nikolospiel. wird die Entstehung und die Entwicklung St. Gallens dargestellt, von der Rodung des ursprünglichen Urwaldes bis zur Eisenblütenzeit.
Die Hammerschmiede führten einst nicht nur ein Leben in Wohlstand sondern auch in Übermut und Leichtsinn. Sie kehren in diesem Spiel als Teufel mit furchterregenden, holzgeschnitzten Masken und schwarzen, breitkrempigen Hüten mit meterlangen Hörnern an ihren Heimatort zurück, um ihr Unwesen zu treiben. "Teufelsaustreibern, Bären, Luchsen und "Waldmenschen" und natürlich der Nikolaus begleiten sie. Der Nikolaus steht dabei auf einem Floß (als Schutzpatron der Wasserleute und Flößer) und ruft zur Umkehr und Buße auf, bevor er Süßigkeiten an die Kinder verteilt.
Initiator der Veranstaltung war Ernst Zwanzleitner.
Weitere Veranstaltungen
Ausschließlich am 5. Dezember:
- Der Auftritt der Fischerndörferer Pass im Altausseer Ortsteil Fischerndorf.
Siehe auch
Quellen
- Ennstaler Bräuche im Jahrlauf, erhoben von: Hubner, Otto; Tritscher, Josef (beide Schladming); Pilz, Thomas; Pilz, Martin; Pichler, Martin (alle Gröbming); Jandl, Ingrid (Öblarn); Radlingmaier, Andreas (Aigen im Ennstal); Reiter, Franz (Lassing); Pfatschbacher, Aloisia; Puntigam, Regina (Admont); zusammengefasst von Jandl, Ingrid, Begleittexte von Pichler, Manfred; Projektbetreuung: Dr. Orač-Stipperger, Roswitha, Verband der Heimat- und Trachtenvereine Enns- und Paltental und Steirisches Salzkammergut, Gröbming, 2002, ISBN 3-9501633-0-1