Mittelpleistozäne Bildungen im Unteren Ennstal

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Unter "Mittelpleistozäne Bildungen im Unteren Ennstal" werden geologische Bildungen aus der Epoche des Mittleren Pleistozäns zwischen Hieflau und der oberösterreichischen Landesgrenze abgehandelt.

Allgemeines

Von Hieflau aus verläuft das Ennstal weiter in Richtung Norden und Nordwesten. Aufgrund der Geologie ist der Flusslauf oft geknickt, von schmalen Felsdurchlässen und nur kurzen Aufweitungen geprägt.

Die älteren Kaltzeiten - Günz, Mindel und Riss - hatten große Reichweiten und drangen vermutlich auch bis in die Nebentäler um Hieflau und Altenmarkt vor bzw. vereinigten sich dort mit anderen Gletscherflüssen zu größeren Eisstromnetzen. Da der Würm-Ennsgletscher nicht bis in das Untere Ennstal reichte, sind die fluvioglazialen, zum Teil konglomerierten Schotter gut erhalten. Die Enns hat sich anschließend scharf darin eingekerbt.

Mittelpleistozäne Bildungen

Anschließend an das Gesäuse sind im Unteren Ennstal vielfach hoch gelegene, nicht zusammenhängende und auf unterschiedlichen Höhenniveaus liegende Schotterkörper zu beobachten. Besonders in der Umgebung um St. Gallen und östlich von Landl sind diese Schotter und Konglomerate deutlich ausgebildet. Eine genaue Datierung konnte bisher nicht erreicht werden. Vermutlich stammen sie aus einer Schüttung in der Günz-Kaltzeit oder dem Interglazial zwischen Günz und Mindel.

Östlich von Mooslandl prägt ein eisüberformtes Plateau in ca. 740 m Seehöhe die Landschaft. Das Grundgebirge besteht aus Gosaugesteinen der Nördlichen Kalkalpen. Ihm lagern mehr als 60 m mächtige meist feinkörnige, stark angewitterte und löchrige Konglomerate auf. Mächtige lehmige Verwitterungsrückstände bilden Zwischenlagen.

Die konglomerierten Fernschotter in der Umgebung von St. Gallen befinden sich auf einem tieferen Niveau von 550 bis 675 m Seehöhe. Ihre höheren Lagen sind vermutlich dem Mindel zuzuordnen; die tieferen Lagen dem Riss. Anhand der kristallinen Anteile in den unteren Bereichen ist eine Verbindung mit dem Ennstal über den Buchauer Sattel naheliegen. Nachfolgend wurde die Region jedoch vom Ennstal abgeschnitten und etwaiges Schüttmaterial kam nur mehr von den lokalen Fließgewässern und den unmittelbaren Gebirgen. Dies zeigt sich in der Veränderung des Gesteinsmaterials, der kantigen Körnung und der schlechten Sortierung.

Zwischen Weißenbach an der Enns und der Laussa ist angrenzend an die Deckenschotter eine Moräne erhalten. Die Forscher sind sich bezüglich der Alterseinstufung nicht einig und variieren zwischen Prä-Riss und Mindel.

Eindeutige Relikte aus der Riss gibt es am Fuße des Kirchberges nahe Kirchenlandl und auch westlich der Ortschaft. Auch im Erbtal liegen Rissmoränen vor. Folgedessen muss der Gletscher im Riss-Hochglazial mindestens bis in 700 m Seehöhe gereicht haben, denn nur so konnte er als Seitenarm den Erbsattel überwinden.

Die maximale Ausdehnung des Riss-Enngletschers reichte bis nach Großraming in Oberösterreich. Im gesamten Unteren Ennstal sind die kristallinreichen Grundmoränenreste und Moränenrücken mit dieser Kaltzeit korrelierbar. Aus einer späteren Rissvereisung stammen noch zwei weitere Terrassenreste. Eine davon befindet sich bei Mooslandl und die zweite lässt sich vom Gesäuseausgang bis Kleinreifling verfolgen.

Quellen

  • Kellerer-Pirklbauer, A., Proske, T. & Untersweg, Th.: Darstellung der Talbodenbereiche des Steirischen Ennstals (Bericht). Institut für digitale Bildverarbeitung, Graz, 2012
  • Kohl, H.: Das Eiszeitalter in Oberösterreich - Abriss einer Quartärgeologie von Oberösterreich. Linz, 2000
  • Penck, A. & Brückner E.: Die Alpen im Eiszeitalter. Band 1, Leipzig, 1909
  • Spaun, G.: Das Quartär im Ennstal zwischen Hieflau und Altenmarkt. in: Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud., Band 14, S 149 - 184, Wien, 1964
  • Van Husen, D.: Ein Beitrag zur Talgeschichte des Ennstals im Quartär. in: Mitt. Ges. Geol. Bergbaustud., Band 18, S 249 - 286, 1968
  • Weissenbäck, M.: Bericht 1989 über geologische Aufnahmen im Quartär der nördlichen Gesäuseberge auf Blatt 100 Hieflau in: Jb. Geol. B-A., Band 133/3, S 438 - 440, Wien, 1990