Hackenschmiedhaus vlg. Kaltenbrunner

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Das Hackenschmiedhaus vlg. Kaltenbrunner in einer historischen Aufnahme.

Das Hackenschmiedhaus vlg. Kaltenbrunner ist ein historisches Gebäude in der Marktgemeinde Admont.

Geschichte

Im oberen Markt in Admont, direkt am Lichtmessbach gelegen, nennt ein Urbar aus dem Jahr 1547 das "Hackenschmied-Häusl mit einem Hämmerl", in welchem Jakob Laiminger erstmals als stiftischer Untertan zinspflichtig war. Unter dem folgenden Besitzer Zacharias Stubmer wurde um 1648 das Herrenhaus als "Zeichen des Wohlstandes" mit Sgraffitodekor versehen. Laut Kaufbrief vom 31. Mai 1792 erwarb der aus Scharnstein in Oberösterreich stammende Sensengewerke Adam Kaltenbrunner "die Werkstatt des Vorderen Sensenhammers zu Admont und 5770 Gulden", wobei das "Kaltenbrunner-Haus" ganze 175 Jahre in Familienhand verblieb.

Durchschnittlich produzierten die "vier Feuer und vier Hämmer jährlich 35 000 Sensen". Angetrieben wurde die Hämmer vom Lichtmessbach abgeleiteten Weiregg-Fluder. 1842 beschrieb Johann Georg Kohl in seiner "Reise in Steiermark und im bayrischen Hochlande" den Kaltenbrunner’schen Hammer mit "donnernden, puffenden Tönen der Hämmer und dem Sausen und Heulen des Blasebalgs und Feuers, sowie dem Knarren und Quiecken der Maschinenräder und endlich dem Schrillen und Pfeifen der geschliffenen Sensen". Ferner fiel dem Schreiber auf "dass die Sensenschmiede hier gewöhnlich reiche Leute sind. Dabei sind diese Sensenschmiede, obgleich sie oft große Werke und viele Knechte im Dienst haben, nicht etwa vornehme Fabriksherren, sondern einfache Bauern- und Bürgersleute. ,Nein!’ Jetzt schaut nit mehr soviel dabei heraus’, sagte die wohlbeleibte Sensenschmiedmeisterin von Admont, obgleich bei ihren Kleidern überall viel herausschaute, was in dem engen Gewande keinen bequemen Platz fand, gewiss nicht in Folge kümmerlichen Verdienstes".

Auch andere Erzählungen berichten davon, dass die Hammerleute stets gut versorgt wurden, was wohl daran lag, dass Werken für den Eigenbedarf ein landwirtschaftlicher Betrieb angeschlossen war. Große Landwirtschaften mit zahlreichen Bediensteten gab es im Admonttal bei den Werken der Hammerherren in Hall und im bei jenem im Paradies.

Zum Kaltenbrunner gehörten 1792 etwa "die Frauenpoint nächst der Stiftssaag, ein Tagwerk Grund am Reitfeld, drei Tagwerk Wiesen und das Alpl in Tiefengräben in Aigen sowie der zu Hall gelegene Einfang für Vieh und Getreide". Wie aus dem Haushaltsbuch von 1862 hervorgeht waren von den 33 Bediensteten des Hauses allein 13 in der hauseigenen Landwirtschaft beschäftigt. Ferner liefert das Buch auch die Lohnkosten der im Eisenwerk beschäftigten Spezialisten auf: Bestverdiener war demnach der Eßmeister mit 315 Gulden gefolgt vom Hammerschmied mit 250 Gulden, weiter der Abrichter (208), der Heizer (160), der Kleinhammer, der Richter und Bscheider mit je 125 Gulden und der Kramrichter mit 110 Gulden. Abrichterhelfer, Breitenheizer, Aushammer, zwei Abschinner verdienten je 104 Gulden. Ferner der Wasserschauer (83), der Schleifer (63), der Kohlbub (57) der Obermüller (100), der Auswascher (52) der Ablahrer (75) der Dritte (70) und schließlich der Hammerzimmermann mit 130 Gulden.

Über die zum Werk gehörende Eisengrube in den Admonter Tauern liegen keine verbindlichen Daten vor, ebenso über die dort vom Hammerwerk reichlich genutzten Wälder, immerhin verbrauchte die Sensenproduktion jährlich rund 5 000 Kilogramm Holzkohle. Im Haushaltsbuch der Familie sind die letzten Eintragungen einer Sensenerzeugung für 1863 belegt. Ein offizielles Datum zur Stilllegung des Kaltenbrunner’schen Sensenhammers wird sodann im Jahre 1870 erwähnt.

1869 erwarb der aus Burgeis in Südtirol stammende Radmacher Peter Reinalter Teile des ehemaligen Hackenschmiedhauses und eröffnete ebendort einen Spenglerbetrieb. Bis in die Gegenwart folgten mehrere Generationen, weshalb der heutige Betrieb zu den ältesten, durchgehend in Familienbesitz befindlichen Betrieben der Region gehört. Schon die zweite Generation erweiterte den Betrieb auf Wasserleitungs-Installation, die dritte bezog auch Heiztechnik mit ein. Indes gehört der Familienbetrieb Reinalter zu den größten Arbeitgebern in Admont.

Teile der Werkanlagen erwarb ein Jahr zuvor der Radmacher Peter Reinalter, das Herrenhaus selbst kam schon 1857 in den Besitz der Innerberger Hauptgewerkschaft, die es als Dienstwohnung für den Leiter ihrer Forstverwaltung nutzte. Noch heute erinnert das restaurierte Herrenhaus an den 323 Jahre bestehenden "Eisenadel" im Zentrum von Admont.

Quelle