Besuch Kaiser Ferdinand I. im Ausseerland, Enns- und Paltental
Der Besuch Kaiser Ferdinand I. im Ausseerland, Enns- und Paltental fand vom 2. September bis 4. September 1837 statt. Hier machte der Kaiser anlässlich seiner Rückreisen von Bad Ischl nach Wien im Ennstal und Paltental an einige Stationen halt.
Allgemeines
Es fand noch eine zweite Reise vom 13. September bis 15. September 1841 statt, welche vom Programm ziemlich ähnlich war. Bei beiden Reisen hielt sich der Kaiser einen Tag in Aussee auf und nächtigte im Kammerhof. Bei der zweiten Reise wurde Kaiser Ferdinand, auch der Gütige genannt, von Erzherzog Johann von Österreich begleitet.
Reise 1837
Das Herrscherpaar traf am Vormittag des 2. September 1837 in Aussee ein, nach zahlreichen Honoratioren wurde das Mittagsessen eingenommen. Am späteren Nachmittag wurde eine Ausfahrt nach Grundlsee gemacht. Danach soll der Kaiser sich den Staatsgeschäften gewidmet haben. Bekannt ist aber, dass Ferdinand I. aufgrund seiner Behinderung als regierungsunfähig galt. Nachdem das Herrscherpaar im Kammerhof übernachtet hatte, trat es seine Weiterreise durch das Ennstal an. Dieser Besuch von Kaiser Ferdinand I. und seiner Frau wird auch von Graf Ferdinand Jaxa von Bakowsky in seinen Brief an seinen swiki:Pfleger[1] Alois Krenauer erwähnt. Wobei er einen zweiten Besuch erwartet hatte. Es ist möglich dass ursprünglich ein längerer Aufenthalt geplant war.
Stationen der ersten Reise
- Aussee (Bad Aussee)
- Untergrimming
- Stainach, Mittagessen
- Schloss Trautenfels
- Wörschach
- Liezen
- Burg Strechau
- Rottenmann, Übernachtung
- Trieben
- Gaishorn
Bericht über den 2. Teil der Reise
Über die Reise Ihrer k. k. Majestäten durch Steyermark theilt die Krätzer Zeitung vom 12. September folgende weitere Nachricht mit: Enns- und Paltenthal am 3. und 4. September
Die treue Anhänglichkeit und Liebe an das Allerhöchste Herrscherpaar hat sich auch im schönen Ennsthale des Judenburgec Kreises bey den einfachen, aber biedern Thalbewohnern durch ihre zwangslosen Äußerungen während der Allerhöchsten Durchreise Ihrer k. k. Majestäten neuerdings beurkundet. Als die frohe Kunde einlangte, daß die Allerhöchsten Reisenden auch das Ennsthal mit Ihrer Gegenwart auf der Rückreise von Ischl nach Wien beglücken werden, so freute sich Jedermann, und die an der Verarial, Salzstraße befindlichen Gemeinden der Bezirke Trautenfels, Friedstein und Liezen wetteiferten ihre aufrichtigen Gefühle der Treue und Anhänglichkeit an das hohe Kaiserhaus durch passende Aufstellung von Triumphpforten an den Tag zu legen.
Als Ihre Majestäten den Bezirk Pflindsberg verlassen, und über die Klachau herab am Fuße des im Sonnenglanze prangenden Grimmingberges angelangt waren, wurden Allerhöchst dieselben vor der Einfahrt in das Ennsthal von einer großen Anzahl jubelnder Menschen auf das Ehrerbiethigste empfangen, und geruhten während der Aussperre der Wagen den von einem ländlich geschmückten Mädchen überreichten Prolog huldvoll anzunehmen, wonach Ihre Majestäten einen nach einem großartigen Style erbauten und grün verzierten Triumphbogen, auf welchem ein uniformierter Musikchor aufgestellt war, passierten, und die überraschendste Aussicht auf Trautenfels und das übrige Ennsthal erlangten.
Unter dem Donner der Pöller gelangten ihre kk MM in die Mittagstation Stainach, allwo ebenfalls ein feyerlicher Empfang unter dem lauten Vivatrufen der auch aus weit entfernten Gegenden herbey geströmten Menschen Statt hatte. Gleich nach der Ankunft in Stainach und vor der Mittagstafel verfoigten sich Ihre k. k. Majestäten in das von dem Siegmund Friedrich Graf von Trauttmansdorff erbaute, und wegen seiner schönen Bauart und der herrlichen Aussicht merkwürdige Schloss Trautenfels, um von dort das ganze untere Ennsthal zu übersehen, und fuhren sodann wieder nach Stainach zurück.
Vom Posthause in Stainach war ober dem ländlich verzirrten Haustore angebracht:
- Jauchzendt alle voll voll von Wonne ;
- heut´ erscheint unsre Sonne.
- Jauchzee glücklich Abendland
- Deinem Kaiser Ferdinand !
- Ruft vivat aus Herz und Sinn
- unsrer holden Kaiserin ! -
Vom Posthause aus war eine Allee aus Waldbäumen angebracht, welche zu einer Pforte führte, an welcher die herzlichsten dankerfüllten Wünsche treu ergebener Unterthanen zu lesen, und alle Jnsignien der Land-und Feldwirthschaft nebst deren Produtten zu sehen waren; hierbey war auch die Schuljugend aufgestellt. Während der Tafel, welcher der Ihre Majestäten auf der Reise durch Steyermark begleitende Herr Landes, Gouverneur, Graf v. Wickenburg, beygezogen zu werden die Ehre hatte, wurde die Volkshymne: "Segen Oestreichs :c." abgesungen, und nach jeder Strophe in dreymahliges "Lebe hoch" von der unübersehbaren Volksmenge ausgebracht, und von Pöllerschüssen begleitet.
Nachdem der uniformierte Musik-Chor, aus Schullehrern der Umgegend, auch die Ehre hatte, vor Ihren k.k. Majestäten zu spielen, geschah gegen 4 Uhr unter lautem Vivatrufen die allerhöchste Abfahrt nach Rottenmann, und in allen Ortschaften war eine große Menge Menschen versammelt, um das allgeliebte Herrscherpaar zu sehen, und Allerhöchst demselben die tiefste Ehrfurcht zu bezeigen. Von Stainach bis Liezen waren 5 Triumphbögen errichtet.
Bey der Kirche in Wörschach war als Chronographieum
- "Lieber Kaiser Ferdinand ! Wir wollen hier für dich von Gott seinen Segen erflehe"
In der Mitte des Dorfes Wörschach stand als Chronographieum:
- "Unser Wunsch ist: Gott erhalte doch lange unseren guten Vater Ferdinand"
Sowohl in Wörschach als auch in Liezen waren neben der festlich gekleideten Jugend auch Musikbanden aufgestellt und auf der im Dorfe Liezen auf das geschmackvollste erbaute Pforte stand geschrieben: "Dem allerdurchlautigsten Herrscherpaare huldigen Liezens dankbare Bewohner."
Als Ihre k. k. Majestäten an jenem Puncte angelangt waren, wo die in das alte Stift Admont'sche Bergschloss Strechau führende Straße in die Hauptstraße ausmündet, geruhten Allerhochst dieselben sich in die in Bereitschaft gehaltenen zweyspännigen Wagen zu begeben, und in das auf einem sehr steilen Berge liegende Schloss Strechau in Begleitung des Herrn Landes-Gouverneurs, Grafen von Wickenburg, und des Judenburger Kreishauptmanns, Johann Nep. Eder, sich zu verfolgen. Am Thore wurden die Allerhöchsten Reisenden von dem aus dem Stifte Admont herbey gekommenen Stifts-Administrator Benno Kreil und dem Pfleger Förstner mit den Gefühlen innigster Freude und Dankbarkeit empfangen, und in die Gemächer dieses uralten Gebäudes, welches eine der besterhaltensten alten Burgen der Provinz Steyermark ist, geführt. Nachdem Ihre k. k. Majestäten die Merkwürdigkeiten dieses Schlosses besehen, und der Burg Kapelle ein kurzes Gebeth verrichtet, und ein in der Zwischenzeit eingetretenes starkes Regenwerter abgewartet hatten, geruhten Allerhöchst dieselben die Reise nach Rottenmann weiter fortzusetzen, wo die allerhöchste Ankunft um 7 Uhr Abends erfolgte, und die Häuser bereits sämtlich beleuchtet waren.
Zahlreiche Kanonenschüsse vom Bergschlosse Strechau, welche mit Pöllerschüssen vom nahen Grünbüchel bey Rottenmann erwiedert wurden, verkündeten die Ankunft Ihrer Majestäten. Unter Glockengeläute und allgemeinem Jubel und Freudenrufe fuhren die Allerhöchsten Reisenden in die Stadt Rottenmann durch eine festlich geschmückte Triumphpforte mit der Aufschrift: "Willkommen Allerhöchstes Kaiserpaar." Die Ortsbehörden, die Pfarrer von Rottenmann, St. Lorenzen und Gaishorn mit der gesamten Schuljugend und einer großen Zahl Einwohner empfing Ihre Majestäten auf das Ehrfurchtsvollste. Die Stadt war festlich mit Gesträuch und Bäumen, dann Blumen geschmückt, das Portal des Gasthauses, allwo Allerhochst dieselben abstiegen, schmückte gleichfalls ein zierlicher Kranz." Weiß gekleidete Mädchen waren vor den Gemächern Ihrer Majestäten aufgestellt, und ein Knabe überreichte Sr. Majestät dem Kaiser ein passendes Gedicht, ein Mädchen Ihrer Majestät der Kaiserin einen Blumenstrauß. Eine Compagnie des k. k. Infanterie-Regiments Ritter v. Luxem war auf dem Platze als Ehrenwache aufgestellt, und Trompeten und Pauken mischten sich in den Jubel des ganz entzückten und freudetrunkenen Volkes. Mit der festlichen Beleuchtung der Stadt glänzten auch zahllose Freudenfeuer von den nahen Bergen.
Am 4. September um 8 Uhr Früh setzten Ihre nach gehörter heil. Messe unter dem lautesten Jubelrufe einer zahlreichen Volksmenge und unter Glockengeläute und Pöllerschüssen durch einen mit der Inschrift: "Unsere Liebe begleitet Euch;" versehenen Ehrenbogen die Reise nach der Kreisstadt Bruck weiter fort, und empfingen auch in den Zwischenorten Trieben und Gaishorn, wo die Ortspfarrer mit der Schuljugend und einem zahlreichen Publicum bey Triumphbögen aufgestellt waren, die Beweise inniger Unterthans liebe und unverbrüchlicher Treue.
Quellen
- Brief an den Pfleger Alois Krenauer von Graf Ferdinand Jaxa Bakowsky, Orginal im Landesarchiv Steiermark , Signatur:K-1-H-4 ;Herrschaftsarchiv Trautenfels ; Datum 4.11.1837
- ANNO, "Grätzer Zeitung" vom 12 September 1837
- ANNO, "Grätzer Zeitung" vom 11. September 1837
- ANNO, "Klagenfurter Zeitung" vom 3. Oktober 1841
Fußnote
- ↑ Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWikis