Kenneth Thomas Cichowicz

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Kenneth Thomas Cichowicz (* 1947) ist ein Amerikaner, der 1985 am Hallstätter Gletscher 19 eiskalte Nächte schwer verletzt am Dachstein verbringen musste, bevor er gerettet werden konnte.

Das Drama

Als am 4. November 1985 die Nachricht kursierte, dass der vermisste 38-jährige[1] US-Amerikaner Cichowicz entdeckt wurde, insbesondere weil er nach einem Sturz am Hallstätter Gletscher "19" eiskalte Nächte schwer verletzt am Dachstein verbringen musste, eilte diese Meldung als Sensationsnachricht um die ganze Welt. Eine einzigartige Begebenheit in der Alpingeschichte.

Das Ereignis bewegte so sehr, dass zwei Jahre später sogar eine eigene Dokumentation für die ORF-TV-Serie "Land der Berge" produziert wurde.

Entgegen dem Rat einheimischer Alpinisten überquerte der erfahrene Bergsteiger den Gletscher von der Dachstein-Südwand kommend in Richtung Adamekhütte. Dabei stürzte er in eine Spalte und wurde erst nach neun Tagen als vermisst gemeldet. Doch er war mit einem Benzinkocher ausgerüstet und hatte Lebensmittel bei sich. Nach einigen Tagen wurde er von Verzweiflung übermannt. Nach acht Tagen begann er Abschiedsbriefe an seine Frau und seinen Sohn zu schreiben. Am 11. Tag seiner Gefangenschaft schrieb er: "Casey, mein Sohn. Dein Geist ist bei mir in dem Stoffbären, den du mir als Talisman mitgegeben hast. Ich wünschte, ich könnte leben und sehen, was du für ein tapferer Mann wirst. Pass auf deine Mutter auf, sie liebt dich. Sie ist etwas Besonderes wie du. All meine Liebe, Papa." Am 19. Tag wurde er gefunden und als dann der Rettungshubschrauber landete, war der 40-jährige[2] Amerikaner kaum noch bei Bewusstsein.

Buch

Der Ennstaler Schriftsteller Peter Gruber hatte 2010 dieses wahre Thema aufgegriffen, nach einem Impuls des Land-der-Berge-Redakteurs [[[[Lutz Maurer]]]]. Nach vier Jahren der Recherche präsentierte der Autor Anfang Juni 2014 im Klang-Film-Theater Schladming seinen Roman zu diesem Ereignis.

Es ist eine Vertiefung in all das Hoffen und Bangen, das der in Bergnot geratene Mann während der 19 Nächte (= 20 Tage) tatsächlich erlebte und durchmachte. Einblicke und Erkenntnisse sammelte der Autor im Zuge eines regen Austausches mit dem Protagonisten, der heute mit seiner Familie im US-Bundesstaat Pennsylvania lebt.

Der Amerikaner, ein Durchschnittsbergsteiger und kein Extremabenteurer, hatte sich einem beispiellosen Überlebenskampf zu stellen. Auf den Rückseiten von Dachstein-Ansichtskarten hielt er seine Eindrücke fest. Ein sehr emotionales, erschütterndes Tagebuch. Diese händischen Aufzeichnungen bilden auch den Faden des Romans. Peter Gruber betitelt sein Werk, das auf diesen wahren Begebenheiten beruht, deshalb auch als: "Das Tagebuch des Kenneth Thomas Cichowicz".

Warum ein Salzburger zur Rettung beigetragen hatte

Entscheidend zur Rettung des Amerikaners beigetragen hatte Gustl Herzog aus dem Salzburger Maria Alm am Steinernen Meer. Der mittlerweile 83-Jährige (November 2017) erinnert sich: "Am 12. Oktober 1985 ging ein Amerikaner bei unserem Haus vorbei. Er hat das Taxischild gesehen und mich gefragt, ob ich ihn nach Ramsau bringen könnte. Ich und meine Frau konnten uns mit ihm unterhalten, Englisch hatten wir in jungen Jahren als Skilehrer in den USA gelernt."

Der Amerikaner habe zuerst vom Königssee (Berchtesgadener Land, Bayern) zu Fuß zum Dachstein gehen wollen. "Wegen Schlechtwetter musste er das ändern. Er ging vom Riemannshaus[3] herunter, direkt bei uns vorbei. Er hat bei uns Mittag gegessen und dann habe ich ihn zum Bahnhof Saalfelden gebracht. Dort nahm er den Zug nach Schladming."

Tage später fiel den Herzogs auf, dass ständig Hubschrauber über dem Steinernen Meer kreisten. In einer Zeitung las Gustl, dass jemand gesucht wird. "Ich wusste: Das ist unser Amerikaner." - Und: "Der ist nicht im Steinernen Meer, sondern im Dachsteingebiet." Es waren fast drei Wochen vergangen. Herzog alarmierte die Gendarmerie. "Ihr müsst ihn suchen, er kann noch leben. Der Mann ist bei guter Kondition und sehr gut ausgerüstet. Der war beim Militär und hat die Rangerausbildung gemacht."

Am zweiten Tag der Suche am Dachstein wurde der Soldat am Rande einer Gletscherspalte gefunden. Er hatte sich ein Bein zertrümmert, mehrere Rippen und einen Arm gebrochen. "Er hat versucht, nach oben zu kriechen. Ein Mal ist es ihm fast gelungen, er ist aber wieder abgerutscht. Es muss furchtbar gewesen sein, denn einige Male hat er Stimmen von oben gehört, aber ihn hat keiner hören können", so Herzog.

Als sie von der Rettung erfuhren, reisten Gustl und Maria Herzog nach Schladming und besuchten Cichowicz im Spital: "Als wir in sein Zimmer kamen, sagte er: ,You saved my life.' Und er erzählte, dass er es nur mehr zwei, drei Tage hätte aushalten können - dann hätte er sich umgebracht." Noch heute stehen die beiden mit Kenneth T. Cichowicz und seiner Familie brieflich in Kontakt.

Die Geschichte ging um die Welt, der ORF widmete ihr 1987 eine Sendung, vor Kurzem (2017) gab es eine Neuauflage. Mit einem Wermutstropfen, so die Herzogs: "Gustl wurde als Saalfeldener bezeichnet, das hat viele geärgert, auch dass er in einem komischen Bildausschnitt gezeigt wurde." Präzise Darlegung von Geschehenem ist ihnen sehr wichtig.

Die Geschichte interessiert auch swiki:Servus TV[4]. Im September 2017 war ein Team in Maria Alm, mit dabei war der Sohn von Kenneth T. Cichowicz, Casey. "Wir haben uns sehr gefreut, ihn zu treffen." Am 25. Dezember 2017, 20:15 Uhr, ist die Geschichte auf Servus TV zu sehen.

Weblinks

Quelle

Einzelnachweise

  1. Quelle dieser Altersangabe "Der Ennstaler", 4. Juli 2014
  2. Quelle dieser Altersangabe wie für den Rest dieses Absatzes Oö Nachrichten, abgefragt am 7. Juli 2014
  3. Anmerkung: Im Steinernen Meer, Gemeindegebiet von Saalfelden am Steinernen Meer, Salzburg, Pinzgau
  4. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki