Heinrich Heß

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Heinrich Heß
Heinrich Heß
Heinrich Heß

Heinrich Heß (* 29. Dezember 1857 in Wien; † 12. August 1946 ebenda) war einer der ganz großen Gesäuse-Pioniere und wird als solcher auch "Vater des Gesäuses" genannt.

Leben

Heinrich Heß stammte aus einer Unternehmerfamilie in Wien und wurde als solcher "Exporteur österreichischer Waren" und später Miteigentümer einer Metallwarenfabrik. Schon als Jugendlicher begeisterte ihn die Bergsteigerei und so besuchte er Anfang der 1870er-Jahre erstmals die Ennstaler Alpen. In einem Aufsatz beschrieb er seine ersten Eindrücke:

"Wie ich es gefunden habe? Ich weiß es nicht, und wer es mir gesagt hat? Niemand! Wie zwei Liebende sich finden müssen und wenn tausend Meere sie trennen sollten, so habe auch ich mein Ennsthal gefunden. Urplötzlich, wie der Gedanke als solcher überhaupt, kam die Empfindung über mich, daß es ein Ennsthal gebe und daß es dort herrlich schön sein müsse. Ehe ich noch diesen Gedanken so recht zu Ende gedacht, daß ich schon mit mehreren gleichgesinnten Freunden auf der Bahn und ohne es zu wissen, hatten wir eine der interessantesten, wenngleich gefahrvollsten Bergfahrten angetreten. Als wir damals auf der abenteuerlichsten aller meiner Bergtouren, den kühnen Gipfel des Reichensteines erklommen hatten, stritt eben die hereinbrechende Nacht mit der Abenddämmerung und überzog sich der Himmel mit schwärzlichen Gewitterwolken. Nächtliche Schatten krochen in die von weiß schimmernden Wässern durchrauschten Thäler und alle Farbentöne der letzten Lichtreflexe des entschwundenen Tages umflossen die ungeheuerlichen, wettergebleichten Felsriesen, welche da, in wildzackigem Kranze aufragend, die brausende Enns begleiten. Märchenhaft ungewöhnlich erschien mir diese Welt, als ich da, selbst auf einer wilden Zinne stehend zum ersten Male den Blick in sie versenkte und jener leise Schauer, welcher stets die Menschenseele durchbebt, wenn sie die erhabene Allgewalt der Natur erfaßt – er wird meiner Erinnerung stets eine feste Stütze bleiben. Von da an pilgerte ich getreulich immer wieder in das schöne Ennsthal".

Heinrich Heß gilt als der eigentliche Entdecker und touristische Erschließer der Gesäuseberge, weshalb ihm der Beiname "Gesäusevater" zuteil wurde. Am Beginn seiner Tätigkeit benötigte er noch ortskundige Führer, wie dem Holzknecht Andreas Rodlauer mit dem er 1877 erstmals den Peternpfad, jenen Durchschlupf des sagenhaften Wilderers "Schwarzer Peter" durch die Wandfluchten der Hochtorgruppe, den Wasserfallweg sowie den Kleinen Buchstein beging. Bis 1892 gelangen ihm in den Ennstaler Alpen insgesamt 21 Erstbegehungen. 1876 gründete er die "Alpine Gesellschaft D‘ Ennstaler", die mit ihren drei Dutzend Mitgliedern das gesamte Wegenetz im Gesäuse alpintouristisch erschloss und überwiegend in Eigenleistung die Ennstalerhütte sowie die ihm zu Ehren benannte Heßhütte erbaute.

Heß war der Verfasser des ersten Gesäuseführers (1884), des Ahnherren aller heutigen Gebietsführer, den ersten deutschsprachigen Führer für ein Alpengebiet. Ab der siebten Auflage, 1921, trat dabei Eduard Pichl als Koautor auf. Er war Mitherausgeber des "Hochtourist in den Ostalpen", bis zum Zweiten Weltkrieg das kompetente mehrbändige Standard-Führerwerk, redigierte 25 Jahre lang (von 1895 bis 1920) die "Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins", und 31 Jahre dessen "Mitteilungen". Als Schriftleiter musste er die große Arbeit hauptsächlich in aufreibender Nachtarbeit leisten. Gemeinsam mit swiki:Ludwig Purtscheller[1] brachte er den mehrbändigen "Hochtourist" heraus, der über Jahrzehnte ein Standardwerk der ostalpinen Führerliteratur war.

"Mit einer rührenden Pünktlichkeit und mit einer seltenen Gewissenhaftigkeit hat er sein ‚Nebenamt’ ausgeübt, verzichtete dabei auf jede Hilfe und schrieb jeden Brief, jede Zeile persönlich mit der Hand und blieb Niemandem die Antwort schuldig. Und wie er es verstanden hat, in allem auf dem Laufenden zu bleiben, sich Mitarbeiter heranzuziehen, . . . wie er aus dem simplen Nachrichtenblatt die inhaltsvolle, ernste Halbmonatsschrift machte, und wie er bis zum letzten Komma peinlich war, so dass wohl kaum ein Druckfehler die hunderttausend von ihm redigierten Seiten verunziert ... So penibel und prinzipienstreng er in Bezug auf seine literarische Tätigkeit war, so tolerant und locker zeigte er sich in Bezug auf Reglement und Dogmatismus: "Verkümmern wir uns nicht die Freude an der Natur durch engherzige Regeln und knöcherne Gesetze und bewahren wir uns vor allem das, was wir im Hochgebirge als beglückendes Ziel suchen und finden wollen – die herrliche Freiheit!"

Am 27. und 28. Juni 1926 feierte er sein 50jähriges Jubiläum als Alpinist.[2]

Auszug aus seinen Bergfahrten

Am 11. Juni 1876 gelang ihm die zweite Besteigung des Admonter Reichensteins.

Am 11. Juni 1877 beging er als erster Tourist den Peternpfad mit Andreas Rodlauer, am 5. Juli 1877 den Wasserfallweg im Urzustand. Am 29. August 1877 stand er als Erster auf dem Kleinen Buchstein und am 16. August 1885 kletterte Heß auf den Hexenturm-Gipfel erstmals im Rahmen einer Gratüberschreitung von Westen über den Kesselgrat.[2]

Ehrungen

Ihm zu Ehren wurde die Heßhütte benannt.

Bücher

Quellen

Einzelnachweise

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki
  2. 2,0 2,1 Quelle anno, Österreichische Touristenzeitung, Ausgabe 1926, Seite 90