Portal:Geschichte/Sankt Gallen

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Geschichte St. Gallens

Sankt Gallen Marktplatz 1923.

In der Antike war das heutige Gebiet von Sankt Gallen nur eine Wildnis östlich der Pyhrnpass Straße Wels–Liezen–Aquileia. Weder Kelten noch Germanen hatten dieses Gebiet besiedelt. Auch die Römer und die Slawen wichen diesem Waldland aus. So ist das Gebiet um Sankt Gallen wohl das einzige Gebiet in der Steiermark, das keinen slawischen Orts- oder Hausnamen aufweist. Vermutlich zogen die Slawen am Rande vorbei, wie der Name Laussa (aus luza = Morast) und vielleicht auch Eßling in Altenmarkt bei Sankt Gallenbewiesen. Erst nach der Gründung des Benediktinerstifts Admont im 11. Jahrhundert wurde eine Verbindung zwischen Pyhrnstraße und dem nach Norden gerichteten Teil des Ennstals (Wasserstraße) angestrebt. Damals wurde die Sankt Gallener Gegend als Silva Nova (Neuwald) bezeichnet.

Gottfried Edler von Wetternfeld erbaute 1152 zu Ehren des hl. Gallus eine Kirche (St. Gallus in silva), die Erhebung zur Pfarre erfolgte 1160. Angesichts des neuen Verkehrsweges wurde in Sankt Gallen eine Taverne zur Stärkung der Reisenden eingerichtet. Der Ort entwickelte sich weiter: Ende des 13. Jahrhunderts war in Sankt Gallen ein Meister Ulrich als Arzt tätig, was ein erhebliches Wachstum der Bevölkerung voraussetzt. Die Errichtung der Burg zum Schutz des Stiftseigentums im Jahr 1278 lässt auch auf einen gewissen Wohlstand schließen.

Im 16. Jahrhundert ist in Sankt Gallen die Eisenindustrie dominierend. Das Roheisen wurde aus Eisenerz importiert, in Radwerken (Rennöfen) verhüttet und via Enns und Donau exportiert. Jakob Graß wurde 1487 urkundlich erstmals als Gewerke erwähnt. Nach dem Niedergang dieser Industrie ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr der Fremdenverkehr einen Aufschwung. Der erste Sankt Gallener Reiseführer wurde 1879 von Josef Rabl verfasst.

Beim sogenannten Juliputsch 1934 kam es zu mehrtägigen Kämpfen, deren Schwerpunkt die Obersteiermark war, und zwar sowohl das Industriegebiet zwischen Judenburg und Leoben als auch das steirische Ennstal. Die blutigsten Auseinandersetzungen fanden in und um Schladming und Leoben-Donawitz statt. In Sankt Gallen weigerte sich der Gendarmerie-Postenkommandant Franz Titz, sich den nationalsozialistischen Putschisten zu ergeben, und wurde erschossen. Einer der daran Beteiligten wurde in der Folge im Kreisgericht Leoben wegen Mordes zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Oberschulrat Werner Windhager wurde die Aufgabe übertragen, die Ortschronik der Marktgemeinde Sankt Gallen zu ergänzen, zwischenzeitliche Veränderungen aufzuzeigen und die Fotografie als Zeitdokument einzufügen. Seit der letzten Ausgabe im Jahr 1977, waren mehr als 30 Jahre vergangen, in denen sich vieles geändert hat. Die Ortsbeschreibung musste erneuert und durch Bildmaterial erkenntnisreicher gestaltet werden. Im Februar 2014 fand im Gasthaus Hensle die Präsentation der neuen Chronik statt.[1]

Entwicklung des Fremdenverkehrs

Durch die Eröffnung der Rudolfsbahn 1872 durch das Ennstal wurde der Bahnhof Weißenbach an der Enns zu einem wichtigen Ankunftsort von Urlaubern im Sankt Gallener Becken. Die Fremdenverkehrsführer "St. Gallen – Standquartier für Ausflüge" (1879) und "St. Gallen – ein Führer für Naturfreunde und Sommergäste" (1905) warben mit lieblicher Landschaft, guter Unterkunft und Dienstleistungen: Wannenbäder, photographischen Ansichten, Fremdenführer, zugleich Träger, werden zu sehr billigen Preisen von den Gastwirten beschafft. Fahrgelegenheiten – ein Einspänner von oder zum Bahnhofe 1 Gulden. Ein Einspänner war ein leichtes Fuhrwerk mit einem einzelnen Zugpferd.

Quellen