Gips- und Anhydrit-Lagerstätte Wienern
Am Südostufer des Grundlsees im Ausseerland befindet sich nahe der Siedlung Wienern die Gips- und Anhydrit-Lagerstätte Wienern. Der Tagbau in Etagenform ist bereits von Weitem sichtbar. Betreiber ist die Saint-Gobain Austria GmbH.
Geschichte
Die ehemals Grundlseer Gipswerke G.m.b.H., heutiger Bergbaubetrieb Wienern, begann sowohl mit Tag- also auch Tiefbau die Gips- und Anhydrit-Lagerstätte Wienern abzubauen. Der Abbau begann im November 1951. Man gewann Gips im Tagbau und Anhydrit im Tiefbau. Geliefert wurde hauptsächlich an die Österreichischen Stickstoffwerke in Linz (OÖ.), die damit Schwefelsäure und Ammoniumsulfat gewannen. Doch bald wurden die beiden Stoffe auch für die Baustoffindustrie wichtig.
Anfang der 1970er-Jahre übernahm die Firma RIGIPS Austria Ges.m.b.H. den Grundlseer Bergbau. Sie errichtete in Unterkainisch in Bad Aussee eine Gipsaufbereitungs- und Veredelungsanlage, die mit einer werkseigenen Materialseilbahn verbunden wurde.
1993 wurde Gips ausschließlich im Tagbau gewonnen, Anhydrit nur mehr teilweise.
Ein Unternehmen, das für diesen Bergbau von Bedeutung ist, ist die Firma Knauf & Co Gips- und Gipsplattenwerk Ges.m.b.H. in Weißenbach bei Liezen.
1953 eröffnete zwischen Pürgg und Pruggern in Lessern ein weiterer Gipsabbau. Das Werk gehörte dem Bad Ausseer Rudolf Groh. Jedoch war der Abbau unergieblich und bereits 1955 wurde er wieder geschlossen.
Ein weiteres Unternehmen, das sich länger hielt, waren die Gipswerke Mitterndorf, die Franz und Josefine Zaurezny gehörten. Sie verpachteten das Unternehmen an Siegfried Saf, der 1957 den Bergbau übernahm.
Der vierte Betrieb im Bezirk Liezen ist der Gipsbergbau Admont.
Geologie
Bereits in der ausklingenden k & k Monarchie wurde in geologischen Berichten hier ein kleiner Bergbau erwähnt. Die Bezeichnung war damals noch "Gipsgrube bei den Wienern". Es handelt sich hierbei um die größte Gips-Lagerstätte in den Ostalpen.
Die Lagerstätte basiert - wie auch die Steinsalz-Lagerstätten dieser Region - auf den geologischen Formationen des Haselgebirges und im geringen Anteil auch auf Evaporit-Entwicklungen der Werfener Schichten. Beide sind den Nördlichen Kalkalpen zugehörig. Es besteht ein Anhydrit-Körper, der von einem mächtigen Gips-Hut überlagert wird. Um den begehrten Gipsstein gewinnen zu können, müssen erst der hangende Hangschutt und Moränenmaterial entfernt werden. Dieser Abraum wird im stillgelegten Tagbaugebiet zur Rekultivierung der Geländeoberfläche benutzt. Anhydrit wird aufgrund seines bei der Saint-Gobain Austria GmbH geringen wirtschaftlichen Nutzens nur in sehr geringen Teilen abgebaut.
Das Gefüge des Gipsgesteins ist massig bis geschichtet und umfasst verschiedene Typen: strahlend weiße zuckerkörnige, hell- oder schmutziggraue bis schwarze, knollig-brekziöse und gebänderte Entwicklungen. Lokal sind schwarze und braune Dolomitsteine und dunkelgrünliche, vulkanische Gesteine zwischengelagert. Der jüngere Teil des Gipssteins ist anhand seiner hell-purpurroten Färbung erkennbar.
Bilder
- Gips- und Anhydrit-Lagerstätte Wienern – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien bei Ennstalwiki
Quellen
- Lobitzer, H.: Geologische Spaziergänge. Ausseerland – Salzkammergut, Wien, Geologische Bundesanstalt, 2011
- Mandl, G. W., Van Husen, D. & Lobitzer, H.: Geologische Karte der Republik Österreich 1:50.000, Erläuterungen zu Blatt 96 Bad Ischl. Wien: Geol. B.-A., 2011
- Weidinger, J. T., Lobitzer, H. &amP, Spitzbart, I. (Hrsg.): Beiträge zur Geologie des Salzkammergutes. Gmundner Geo-Studie, 2, Gmunden, 2003
- Hans Jörg Köstler: Neuzeitliches Montanwesen im Bezirk Liezen, in: Bergbau und Hüttenwesen im Bezirk Liezen (Buch), S. 86