Martinitag

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Darstellung St. Martin in Veules-les-Roses, Frankreich
Hochaltar in der katholischen Pfarrkirche zum hl. Andreas in Öblarn. Rechts daneben kauert der Bettler unter dem hl. Martin. Die Figur stammt vom Bildhauer Josef Thaddäus Stammel.

Der Martinitag, auch Martinstag, der 11. November, wird in vielen befragten Bauernfamilien des Ennstales als Stichtag genannt, ab dem die Tiere nicht mehr ausgetrieben werden, das heißt, dass "eingestallt" wird.

Allgemeines

Von den vielen Martinibräuchen sind bei uns nur mehr die Martinigans, die Weintaufe in den Weinanbaugebieten am 11. November und die Lichter bzw. Laternen der Kinder übriggeblieben.

Im 15. Jahrhundert waren es noch Martinsfeuer, für die Kinder und Jugendliche Brennholz erbettelten und die Erwachsenen altes Gerümpel und das alte Bettstroh verbrannten. Die Asche kam auf die Felder, um den Ertrag zu steigern. In den Städten und Ansiedlungen wurden zu Beginn des 18. Jahrhunderts diese Feuer wegen der großen Gefahr verboten und an ihre Stelle traten die Kerzen und kleinen Lichter. In Deutschland war zu Martini besonders der Heischebrauch üblich, bei dem die Schüler mit ihren Lehrern in die Häuser zogen und um die Martinigans heischten (bettelten). Zugleich sammelten zu Martini überall – auch bei uns hier – die Viehhüter am Ende der Weidesaison ihren Lohn ein.

Heute gehen am Martinitag die Kindergartenkinder mit ihren schönen Laternen, die sie vorher gebastelt haben, in einem langen Martinszug durch ihren Ort und tragen Lieder und Gedichte zum Andenken an den heiligen Martin vor, während sich die Erwachsenen zum geselligen Martinigans-Essen in einem Gasthaus oder Restaurant treffen.

Der volkstümliche Brauch der Martinigans, die an vielen Orten zum Martinsfest gegessen wird, geht auf den Martinstag als Hauptzinstag zurück. Für die Bauern begann an diesem Tag früher das neue Wirtschaftsjahr. An diesem Tag erhielt das Gesinde seinen Lohn ausbezahlt, wurden Pachtverträge geschlossen, Steuern abgeführt, swiki:Dienstboten[1], Knechte und Mägde konnten, wie ebenso an Maria Lichtmess, den Dienstherrn wechseln - swiki:Schlenkern.

Damit man nicht das gesamte Vieh aus Kostengründen den ganzen Winter hindurch füttern musste, wurde an diesem Tag auch viel geschlachtet. Dazu zählten eben auch die Gänse. Es war also nochmals ein Festessen mit dem Gänsebraten vor dem großen Fasten im Advent.

Im Ennstal

An diesem Tag gibt es von Öblarn aus eine Prozession nach St. Martin am Grimming, wo der Pfarrpatron mit einem feierlichen Hochamt, zelebriert von Abt vom Benediktinerstift Admont wird. Anschließend ist eine Einkehr mit bester Bewirtung in St. Martin Brauch.

Das Martiniganserl wird allerdings für das Ennstal nicht als typischer Brauch genannt. Erst in den letzten Jahren haben einige Gasthöfe damit begonnen, Martinigänse anzubieten.

Martiniloben

Hauptartikel Martiniloben

Das richtige Martiniloben hat sich im Tal aufgehört. Nur mehr in den Sölktälern wird dieser alte Brauch geschätzt und praktiziert.

Laternenfest

Ein jüngerer Brauch ist in den meisten Orten jetzt aber das Laternenfest der Kinder. Die Kindergärtnerinnen lernen mit ihren Gruppen Martinslieder und Gedichte und basteln schöne, bunte Laternen, mit denen sie im Andenken an den hl. Martin bei Einbruch der Dunkelheit am 11. November einen Laternenumzug machen und dabei die Lieder und Gedichte den mitwandernden Eltern und anderen Erwachsenen zu Gehör bringen. In Admont bringen die Kinder das Martinilicht auch dem Abt des Benediktinerstiftes Admont und bekommen eine köstliche Jause von der Gastronomie.

Quellen

Anmerkung

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki


Ein Beitrag im Rahmen des Leader-Projekts "Heimatkunde - heimatkundig"
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