Franz Hilarius Ascher

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Franz Hilarius Ascher 1852-1929

Franz Hilarius Ascher (* 25. Mai 1852 in Pitten, Niederösterreich; † 30. Dezember 1929 in Graz), gelernter Berg- und Hüttenmann, kaufte 1903 Abbaugebiete des Schladminger Braunkohlenbergbaus und gründete zur Verwertung der Lagerstätte die Ennstaler Kohlengewerkschaft.

Kindheit und Jugend

Geboren als Sohn des Berg- und Hüttenbeamten Franz Ascher, schlug Franz Hilarius im Jugendalter schließlich ebenso die Laufbahn seines Vaters ein. Nach Vollendung der sechsklassigen Realschule in Wiener Neustadt begann er seine bergmännische Laufbahn als Förderer beim Berg- und Hüttenwerk in Pitten. Der junge Mann fand in den Ingenieuren des Eisenwerkes und in seinem Vater gute Lehrer. Im Jahr 1869 wurde er Schurfbauleiter bei der Bergbauunternehmung Strasshof, später Betriebsführer beim Schrambacher Steinkohlenbergbau. Schließlich trat er in den Dienst von Heinrich Ritter von Dräsche in Grünbach.

Leitende Stellen

Ende 1872 kam Ascher als Bergverweser nach Wies, wo er Bergbaue in Tombach, Steyeregg und Schönegg bis Oktober 1873 leitete. In der Folge wurde er Bergverwalter beim Kohlenbergbau Thomasberg bei Aspang. 1880 übersiedelte Ascher nach Graz und nahm eine Stelle als Betriebsleiter und Bergdirektor beim Kohlenbergbau Limberg bei Schwanberg an, wo er unter anderem für den Bau der Schachtanlagen verantwortlich zeichnete.

Auslandsaufenthalte

Mitte des Jahres 1882 verließ Ascher die Steiermark und widmete sich zusammen mit Fachkollegen dem Studium der "Karpathengeologie" und den Erdöllagerstätten Westgaliziens. In Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiet der Geologie wurde er im Jahr 1878 zum korrespondierenden Mitglied der Geologischen Reichsanstalt in Wien und im Jahr 1884 zum ordentlichen Mitglied der ungarischen geologischen Gesellschaft ernannt. Nach geologischen Exkursionen in Siebenbürgen und Schürfarbeiten in den Gemeinden Ratten, Anger und Weiz war Ascher für die Zurndorfer "Meganitfabrik" als Sprengtechniker tätig.

Studium neuer Sprengstoffe

Oberst Favier entwickelte Sicherheitssprengstoffe, für welche sich Ascher so interessierte, dass er nach Frankreich, Belgien und England reiste, um diese zu studieren. Ascher erhielt schließlich eine Anstellung bei der französisch-belgischen "Favier-Gesellschaft" und wurde in Folge zu ihrem Generaldirektor ernannt. Nach harten Verhandlungen mit der "Dynamit-Nobel Aktiengesellschaft" traf man ein Übereinkommen, wonach der Sicherheitssprengstoff nur mehr durch letztere hergestellt werden sollte. Im Jahr 1894 wurde die Favier-Gesellschaft liquidiert.

Redakteur und Kohlengewerke

Nachdem Ascher so seine Stellung verloren hatte, gründete er im Jahr 1894 in Graz die Montanzeitung, die er bis zu ihrer Zusammenlegung mit den Zeitschriften des Verlages für Fachliteratur G.m.b.H. in den Jahren des Ersten Weltkrieges als Redakteur leitete. Im Jahr 1899 übernahm Ascher die Leitung der Bella- Möttniger-Kohlengewerkschaft Krain, die er bis zum Jahr 1905 innehatte.

Der Schladminger Braunkohlebergbau

Durch die Gründung vieler Gewerkschaften versuchte er den Bergbau, vor allem in der Obersteiermark, zu beleben, darunter die Ennstaler Kohlen-Gewerkschaft, die Steiermärkische Nickel-, Kupfer-, Zink-, Silber- und Bleigewerkschaft, die Österreichische Magnesitindustrie und Kohlengewerkschaft, die bei Öblarn ein Magnesitwerk errichten sollte.

Im Jahr 1903 kaufte er schließlich die Gruben Klaus und Schladming, welche von Ascher gewältigt und aufgeschlossen wurden. Er vereinigte sie noch im gleichen Jahr zum "Schladminger Braunkohlenbau" und brachte sie in die neu gegründete "Ennstaler Kohlen-Gewerkschaft" ein. Zur Abförderung der Kohle wurden eine Seilbahn zum Bahnhof in Schladming und der Bau von Bunker- und Verladeanlagen geplant. Die Bevölkerung hoffte auf einen neuen Aufschwung des Bergwesens und Ascher versuchte, die herrschende Begeisterung für sein Vorhaben aufrechtzuerhalten. Doch mit diesem Unternehmen war ihm wenig Erfolg beschieden. Der Absatz der qualitativ auch nicht sehr hochwertigen Kohle hat nicht den Erwartungen entsprochen. Ascher ließ in der Zeit des Betriebes drei Gutachten anfertigen, die er zu einer Schrift "Die Braunkohlen - Bergbaue der Ennstaler Kohlen-Gewerkschaft in Klaus und Pichl bei Schladming in Steiermark" zusammenfasste. Innerhalb der Gewerkschaft kam es immer wieder zur Umschreibung von Kuxen. Für die Jahre 1910 und 1913 weist das Montanhandbuch nur vier mit der Bauhafthaltung befasste Arbeiter aus.

Aschers Engagement für den Kohlenbergbau in Schladming scheint ab 1906 bereits abgenommen zu haben und er wandte sich erfolgversprechenderen Projekten zu; im Jahr 1912 wurde der Braunkohlenbergbau Pichl mit dem Barbara-Grubenfeld von Ascher aus dem Schladminger Braunkohlenbergbau ausgegliedert und im Jahr 1921 in die neu gegründete Österreichische "Magnesit-Industrie und Kohlengewerkschaft" eingebracht. Dieses Kohlenvorkommen sollte die Energiebasis für ein künftiges Magnesitwerk bei Gröbming bilden.

Im Herbst des Jahres 1917 wurde die Förderung von neuen Betreibern in Schladming wieder aufgenommen. Der Bergbau war als "miltärischer Betrieb" eingestuft worden. Von 120 Arbeitern wurden täglich durchschnittlich vier Waggons Kohle gefördert. Während des Ersten Weltkrieges leitete Franz Ascher den Neuaufschluss des Schwefelkiesbergbaues Großstübing für die Leykam-Josefsthal-A.G. Es gelang ihm, die Versorgung der Papierfabriken mit dem wichtigen Rohstoff Schwefelkies sicherzustellen.

Zu einem aufsehenerregenden Ereignis kam es in Schladming am Morgen des 17. Februar 1920, als eine Explosion das Kanzleigebäude beim Bahnhof zerstörte. Dieses Ereignis führte schließlich im Jahr 1922 zur Einstellung des Betriebes. Die Heimsagung und Löschung des Schladminger Braunkohlenbergbaus mit dem Merkur-Grubenfeld erfolgte im Jahr 1922, jene des Braunkohlenbergbaus Pichl mit dem Barbara-Grubenfeld im Jahr 1946.

Magnesit-Industrie als letztes Projekt

Franz Ascher befasste sich in den letzten Jahren seines Lebens intensiv mit der Aufschließung von Lagerstätten der Österreichischen Magnesit-Industrie und Kohlen-Gewerkschaft in St. Martin am Grimming. Er arbeitete an großzügigen Finanzierungsplänen für eine groß ausgelegte und moderne Magnesitindustrie. Am 30. Dezember 1929 verstarb Ascher jedoch im Barmherzigenspital in Graz. Die Familiengruft am Grazer Zentralfriedhof zeigt einen Bergmann in voller Lebensgröße mit einem Grubenlicht vor einer geschlossenen Stollentür.

Quelle

  • Da schau her. Beiträge aus dem Kulturleben des Bezirkes Liezen, 28. Jahrgang. Nr. 1, April 2007

Einzelnachweise