Wilderei in den Ennstaler Alpen

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Festnahme des Wildschützen Max Ganser.
Eine zeitgenössische Darstellung der Festnahme des Wildschützen Max Ganser.

Die Wilderei in den Ennstaler Alpen hatte um 1900 schon bedenkliche Formen angenommen.

Geschichte

Überall in den Ennstaler Alpen trieben sich illegale Hubertusbrüder herum. Manche davon wurden auch erwischt, beispielsweise die Pfifferbrüder aus Hall, oder Max Ganser, der als wahrer Schrecken der Aufsichtsorgane galt, eines Tages aber in einer Höhle nahe der Koderalm auf dem Peterkogel doch in die Falle der Waidmänner tappte.

Über seine Festnahme berichtete das "(Neuigkeits) Welt Blatt" in seiner Ausgabe vom 11. Mai 1901:[1]

Der Wildschütz im Felsenloch.

In der Gegend von Eisenerz in Steiermark trieb schon seit längerer Zeit ein gefürchteter Wildschütze, Namens Max Ganser, sein Unwesen, und alle Versuche der Gendarmerie, wie der Jäger, den Wildschützen zu fangen, erwiesen sich als fruchtlos. Zuletzt hatten mehrere Jagdherren aus seine Festnahme eine Belohnung von 600 Kronen ausgesetzt.

Am 25. April gelang es endlich den Revierjäger des Barons Eichinger, Hans Windhager und Ludwig Baumgartner, in der Nähe von Hieflau den Wildschützen auf ziemlich romantische Art zu fassen.

Schulknaben waren aus den »Peterkogel« gegangen, um Alpenblumen zu pflücken. Sie fanden einen ausgetretenen Weg, welcher über steile Gewände fast bis zur Spitze des Fetsenstockes führt. Zu ihrem Erstaunen sahen sie hier ein Felsenloch, einem Adlerhorste gleich, welches aus Brettern ein Vordach hatte. Der Wildschütze, der sich in seinem Horste gestört sah, jagte sie bald fort. Revierjäger Hans Windhager erfuhr davon und begab sich selbst an Ort und Stelle. Das Nest war leer, der Jäger fand aber im Loche eine Liegestätte mit Decken, Kochgeschirr, ein Wasserfäßchen u. s. w. Die Aussicht von dieser Behausung erwies sich als geradezu reizend, und was für Ganser die Hauptsache war, er konnte die Straße nach jeder Richtung übersehen, so daß er Jedermanns Kommen im Voraus wußte.

Windhager sah ein, daß die Gefangennahme durch eine Person unmöglich war; er holte daher seinen Kameraden, den Revierjäger Ludwig Baumgartner, und Beide vereint wagten die Verhaftung. Leise schlichen sie sich an und erketterten das letzte Stück mit äußerster Vorsicht. Plötzlich standen sie mit angeschlagenem Gewehre vor dem

Wildschützen und forderten ihn aus« sich zu ergeben. Ganser hatte gerade seinen Namenstag gefeiert und wohl etwas über den Durst getrunken. Er sah aber bald ein, daß er keine Wahl hatte und ergab sind. Mit vieler Mühe brachten ihn die Jäger über das steile Gehänge aus die Straße und nach Reifling in den Gemeindearrest, von wo aus er dein Bezirksgerichte St. Gallen eingeliefert wurde.

Über Max Ganser schrieb das Grazer Volksblatt in seiner Ausgabe vom 20. April 1901:[2]

Max Ganser, so heißt er nämlich richtig, wird schon sieben Jahre verfolgt und gilt als einer der verwegensten Wildschützen. Seine "Jagdgründe" erstrecken sich bis ins Salzburgische und soll seine Beute keine schlechte sein. Der Gendarm, der ihn verfolgte, hatte sogar die Ehre, ihn sprechen zu dürfen. Auf die Frage des Gendarmen nämlich, wer er sei, antwortete er, er sei ein Erzhauer und gehe in die Nachtschicht. Umso größer war der Aerger dieses Jüngers der Hermandad, als er später erfuhr, welch großes Vergnügen und welche Auszeichnung ihm zutheil geworden. Ueberhaupt soll Ganser sich öfters ganz ungeniert in den Gasthäusern von Eisenerz herumtreiben, ohne dass es jemand wage, ihn anzuzeigen, aus Furcht vor seiner Rache. Ganser soll seinen Weg über den Prebichl genommen haben. Allein gar manche Leute wollen ihn neuerdings in Eisenerz gesehen haben.

Auch Georg, genannt "Schurl" Mühlanger, der mit dem Kohlenfuhrwerker Holzer weitschichtig verwandt war, wurde unterhalb der Hochscheibenalm in flagranti gestellt. Das allein wäre ja noch nicht so dramatisch gewesen, hätte man nicht bei einer anschließenden Hausdurchsuchung Mühlangers säuberlich geführtes Schussbuch im Herrgottswinkel gefunden. Darin vermerkte Schurl – neben 114 Stück erlegten Wildbrets – unter den namentlich genannten 32 (!) Komplizen auch neun weitere aktive Wilderer. Rodlauers Name stand allerdings nicht in diesem verhängnisvollen Bücherl und auch die Verhöre der überführten Mittäter brachten diesbezüglich nicht den geringsten Verdacht ans Tageslicht.

Quelle

Einzelnachweis

  1. ANNO, "(Neuigkeits) Welt Blatt", Ausgabe vom 11. Mai 1901, Seite 10
  2. ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 20. April 1901, Seite 2