Weihnachten in der Dachstein-Tauern-Region

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Dieser Artikel schildert Weihnachten der Dachstein-Tauern-Region, wie man es in früheren Zeiten erlebte.

Geschichte

An der viel gepriesenen "stillen Zeit" um Weihnachten und am Fest der Geburt Christi hat sich nicht nur in der Dachstein-Tauernregion manches gewandelt. Wetteifern heute die einzelnen Orte und Städte um die schönste Gestaltung des vorweihnachtlichen Ambiente mit Tannen- und Lichtergirlanden oder der modernen Technik entstammenden Lichterornamenten, so war es dereinst in den Orten zwar dunkel, doch in den Herzen vielleicht heller in Anbetracht der Erwartung des schönsten Festes der Christenheit- der Weihnacht.

So mögen einige Erinnerungen an die Weihnachtszeit vergangener Tage aus Schladming, der Ramsau und der Gemeinde Rohrmoos-Untertal wachgerufen werden.

Während heute durch Betriebsweihnachtsfeiern und Feiern verschiedener Vereine der Kernpunkt des Festes schon vorweggenommen wird, konzentrierte sich früher die Erwartung auf das Geschehen der Heiligen Nacht allein.

Davon berichtet auch der "Ennstaler" in der Weihnachtsausgabe des Jahres 1923:

Schladming: (Kirchenmusikalische Aufführungen am Weihnachtsfest). Am Weihnachtsfeste wurden in der katholischen Pfarrkirche vom Kirchenchor im Vereine mit dem gemischten Chor des Gesangsvereines und des Streichorchesters Schladming in der Christmette das "Tantum ergo" und die Pastoralmesse in G von Anton Faist aufgeführt. Als Einlage wurden das "Stille Nacht" und alte Hirtenlieder angestimmt. Am Christtage erklang das "Tantum ergo" von Franz Tutter d. Ä. und die Pastoralmesse von C. Kempter. Sämtliche Aufführungen wurden unter dem Dirigenten Franz Tutter junior mit großer Exaktheit zu Gehör gebracht.

Weiters hat Herr Mesner Ignaz Pachauer den Hochaltar sowie die Krippendarstellung mit schönen neuen, musterhaften Schaustellungen geschmückt. Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass dem Mesner Herrn Pachauer Lob und Dank für seine überaus großen Bemühungen gebührt und seine geschmackvolle Dekoration und Schmückung der Kirche auch allseitig anerkannt wird.

In der gleichen Ausgabe des "Ennstaler" wurde auch von einer Theateraufführung berichtet, die den Zusehern eine besinnliche Weihnachtsstimmung vermittelte.

Schladming: (Theater). Am 23. d. M. wurde das Bühnenidyll "Alpen-Weihnacht" von F. S. Prast zur Aufführung gebracht. Es dient dem Zwecke, die alten Sitten und Gebräuche unserer jetzigen Zeit näher zu bringen, sie wieder schätzen und lieben zu lernen. Die Aufführung hat reichen Beifall gefunden. An und für sich schon recht volkstümlich, wurde die Wirkung noch erhöht durch die gute Darstellung. Die Zwischenpausen wurden ausgefüllt durch bisher ungedruckte Hirtenlieder. Den Abschluss machte ein wohlgelungenes, lebendes Krippenbild.

Weihnachtskrippe

Zur Schladminger Weihnacht gehörte - wie schon im "Ennstaler"-Bericht von 1923 besonders hervorgehoben- auch die figurenreiche Weihnachtskrippe, die sogenannte Pachauer Krippe in der katholischen Pfarrkirche. Es war üblich, dass man aus nah und fern besonders mit den Kindern nach Schladming kam, um "Kripperl zu schauen". Bis zum Ende der Aufstellungszeit, zu Maria Lichtmess war Ignaz Pachauer bemüht, dem biblischen Geschehen entsprechend, abwechselnd neue Szenen im Krippenbergdarzustellen. Die Krippe, heute durch eine neue ersetzt, wurde zwar vom Schladminger Stadtmuseum erworben, doch sind schon vor der Übernahme durch das Museum verschiedene Figuren und andere, einst zur Krippe gehörende Gegenstände verstreut und verkauft worden. Leider waren auch Versuche, die noch vorhandenen Krippenfiguren durch die finanzielle Hilfe von Sponsoren fachgerecht restaurieren zu lassen, nicht zielführend.

Weihnachtsfeiern und Geschenke im ländlichen Bereich

Weihnachtsfeiern und Geschenke im ländlichen Bereich waren im 19. Jahrhundert in der Dachstein-Tauern-Region noch weitgehend unbekannt. Man feierte mit dem Kirchgang das Fest. Bei Bauernhöfen in der Region konnte man an den Torsäulen der Hofumzäunung kleine, ungeschmückte Tannen- oder Fichtenwipfel den Weihnachtsgrössing und in der Wohnstube den mit Tannenreisig geschmückten Herrgottswinkel sehen. Der geschmückte Christbaum war zumeist ein "Import". Der kam in erster Linie von alpinen Vereinen aus der Stadt, wo man den geschmückten Christbaum durch Adels- und Bürgerhäuser schon längst kannte. Es wurden "Bescherungen" für die damals wirklich armen Bauernkinder in der Schule veranstaltet, wobei auch Eltern und Angehörige erstmals den heute üblichen Christbaum mit seinem Schmuck und Lichterglanz sahen.

Über den Verlauf einer Weihnachtsfeier für die Kinder der Volksschule in der Ramsau berichtete die "Steirische Alpenpost" am 9. Jänner 1887:

Ramsau (bei Schladming), 3. Jänner.
Wie im vorigen Jahr, so hat auch in diesem die Section "Austria" des deutschen und österreichischen Alpen-Vereines Christgeschenke, bestehend aus Kleidern, Jugendschriften, Photografien, Federn, Bleistiften und Süßigkeiten, für die Schuljugend an das evangelische Pfarramt Ramsau gesandt. Vermehrt wurden diese Gaben durch Bücher und einige Kleidungsstücke von Seite des Herrn Baron Riese-Stallburg. Ein Verehrer der hiesigen Gegend sandte aus Thüringen Schmucksachen für den Christbaum und charaktervolle Gestalten aus der Geschichte der Geburt Christi.

Die Schuljugend wurde auf den Nachmittag des 27. Dezember bestellt. Die Verteilung der Gaben übernahmen die Lehrer. Der Nachbar, Gastwirt Prugger hatte bereitwillig seine Lokalitäten zur Verfügung gestellt und die geschickten Hände der Töchter desselben haben die Räume geschmückt und den Christbaum behangen. Nach Aufstellung der 160 Schulkinder und ihres Anhanges wurde die Feier mit dem Absingen des Liedes von Christof von Schmid: "Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all" begonnen. Auf Grund des Weihnachts-Evangeliums hielt der Herr Pfarrer eine herzliche Ansprache und führte die Namen der Geber dieser Geschenke vor. Durch den Gesang "0 Tannenbaum", gaben die Kinder ihrer Freude Ausdruck. Aus den Händen des Herrn Pfarrers, der Lehrer und deren Frauen nahmen nun die Kinder die verschiedenen Gaben freudestrahlend entgegen. Am Schlusse sangen sie die Volkshymne und mit einem begeisterten "Hoch" auf Se. Majestät den Kaiser[1] und die kinderfreundlichen Geber wurde die Feier beendet und diesen noch ein herzliches "Vergelt's Gott" im Geiste ausgesprochen.

Über Weihnachtsbescherungen in der Volksschule Untertal bei Schladming wird auch in der Schulchronikaus den Jahren 1898 und 1900 berichtet:

Schulchronik Untertal 1898: Erste Weihnachtsbescherung. Durch Spenden der alpinen Gesellschaft "Preintaler" sowie durch den Schladminger Arzt Dr. Ivo Hütter und von Anton Bachler, dessen Kinder seinerzeit die Schule Untertal besuchten war es möglich 25 Kinder mit Kleidungsstücken zu beteilen.

1900: Durch eine Spende der Preintaler (50 Kronen) war eine Christbaumfeier möglich geworden, wobei ärmere Kinder auch mit Kleidungsstücken beteilt wurden.

In der Stadt Schladming war der geschmückte Christbaum mit versilberten oder vergoldeten "Bockshörndln", Nüssen und Äpfel schon früher - besonders in bürgerlichen Familien gebräuchlich. Auch die Hauskrippe wurde zur Weihnachtszeit aufgestellt und viel bewundert, da sie doch meist aus altererbtem Familien besitzstammte.

Wenn oben von einer kirchenmusikalischen Aufführung in der Schladminger Stadtpfarrkirche im Jahre 1923 in der Weihnachtsausgabe des "Ennstaler" berichtet wurde, so wird uns schon viel früher in einer Kirchenrechnung von 1702 von einem weihnachtlichen Musizieren in der Achatiuskirche berichtet. Namentlich wurden damals erwähnt: der "Geugger" (Geiger) Tobias Helpferer, David Stainer (Passgeugger) und Michael Holter, der dem Schulmeister "auf der Orgel singen hilft".

Dafür bekamen die Musikanten drei ‚Gilden‘ Lohn. Noch früher, im Jahr 1671 hörte man in der Achatiuskirche zu Schladming Weihnachtslieder von den "Kürchensingern". Damals zahlte die Rosenkranbruderschaft den Sängern zu Weihnachten für einen "Trunckh" (Dank) einen Gulden.

Quelle

Einzelnachweise