Mord in Niederstuttern

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Beim Mord in Niederstuttern am 31. August 1862 wurde Aloisia Egger Opfer eines Eifersuchtsdrama.

Vorgeschichte

Die 42-jährige Aloisia Egger lebte nach geschiedener Ehe als Bedienstete beim vulgo Lettenhammer in Neuhaus, heute Trautenfels. Sie verdiente sich zusätzlich als Wäscherin. In sittlicher Hinsicht war ihr Ruf getrübt, wie das Gericht später feststellte. Im Jahre 1857 lernte sie den Schneidergesellen Franz Fries kennen und unterhielt mit ihm eine Liebesbeziehung. Im Gegensatz zu Aloisia Egger glaubte Franz Fries an eine gemeinsame Zukunft und pachtete deshalb 1862 in Oppenberg ein Schneidergewerbe. Er wollte Aloisia Egger zu sich als Wirtschafterin nehmen.

Um Pfingsten des Jahres 1862 lernte Aloisia Egger den Schmiedgesellen Carl Pari kennen und führte auch mit diesen eine Liebesbeziehung. Carl Pari trat in Verhandlung mit den Schmied Mathias Walcher in Niederstuttern, zwecks Pacht der Schmiede, denn auch er wollte Aloisia Egger als Wirtschafterin. Pari brachte es dahin, dass Aloisia Egger im Hause des Mathias Walcher ein Zimmer zur Wohnung nehmen konnte. Ab 16. August 1862 lebte Aloisia nun bei Mathias Walcher und unterstützte diesen bei der Feldarbeit.

Die Tage vor dem Mord

Carl Pari besuchte Aloisia Egger am 24. August, wobei ihm Aloisia Egger erzählt, Franz Fries sei die ganze vorhergegangene Nacht auf der Stiege vor der Tür gesessen aber sie hätte ihn nicht hineingelassen. Kurz nachdem Carl Pari Aloisia Egger verlassen hatte, traf Franz Fries bei Mathias Walcher ein und forderte diesen auf, Carl Pari sofort hinauszuschmeißen, sollte dieser versuchen zu Aloisia Egger zu kommen. Sonst geschehe ein Unglück. Mathias Walcher fand das lächerlich und nahm dies nicht ernst. Franz Fries suchte nun auch den Kontrahenten auf und machte diesen Vorwürfe. Carl Pari meinte, nachdem er über das Verhältnis von Aloisia Egger mit Franz Fries wüsste, wolle er mit Aloisia Egger nichts mehr zu tun haben. Bei der anschließenden Aussprache zwischen Carl Pari und Aloisia Egger konnte sie ihm überzeugen, dass keine Beziehung mehr zu Franz Fries bestehe. Carl Pari setzte darauf die Beziehung zu Aloisia Egger fort.

Unterdessen schrieb Franz Fries noch an Carl Pari einen Brief, in dem er Carl Pari warnte, sich nicht mehr mit Aloisia Egger zutreffen. Auch lieh er sich vom Schneider Quinz in Ketten ein dolchartiges Messer, welches er am Tag vor dem Mord in Rottenmann schärfen ließ.

Die Bluttat

Am Abend des 30. August kam Carl Pari zu Aloisia Egger und verbrachte die Nacht bei ihr. Fries war ebenfalls gekommen und beobachtete das Liebespaar die ganze Nacht von der gegenüberliegenden Wagenhütte. Am 31. August gegen 11 Uhr verließ Carl Pari Aloisia Egger. Aloisia Egger aß noch kurz ihr Mittagsmahl bei Mathias Walcher. Als sie zurück in ihr Zimmer kam, traf sie dort auf Franz Fries. Dieser gab an, dass er Aloisia Egger Vorhaltungen gemacht habe und dieser ihm erklärt habe, sie habe ihn immer gern gehabt und werde ihn wieder gern haben. Als Aloisia Egger Franz Fries nicht küssen wollte, habe er sie mit den Worten: "Wenn ich dich nicht haben kann der Schmiedgeselle Pari auch nicht" , erst in den Hals gestochen und dann als Aloisia Egger um Hilfe schrie ins Herz. In der Folge, so gab Franz Fries an, habe er sich selbst töten wollen aber es habe ihn der Mut verlassen.

Nach der Tat

Verschloss Franz Fries die Tür und warf den Schlüssel weg. In der Folge irrte er einige Zeit umher, dabei traf er auf die Schneidermeisterin Quinz. Ihr wollte er die Tatwaffe geben. Da er ihr aber gleichzeitig den Mord an Aloisia Egger gestand, weigerte diese sich das Messer zurück zunehmen. Franz Fries stellte sich darauf selbst um 15:00 Uhr in Irdning beim Amtsdienergehilfen Martin Stremschegg. Auch übergab Fries die Tatwaffe. Die abgeordnete Lokalkommission begab sich an den Tatort. Das Zimmer im ersten Stock war verschlossen. Ein Knecht drang über ein Gangfenster in die Stube ein und öffnete die Tür von innen. Aloisia Egger lag dort rücklings am Boden vollständig bekleidet ohne auffällige Blutspuren, den Kopf auf den linken Arm gestützt. Der aus Neuhaus herbeigerufene Wundarzt Vogelsanger versuchte noch Wiederbelebungsmaßnahmen welche aber keinen Erfolg zeigten. Bei dieser näheren Untersuchung zeigte sich eine Stichwunde am Genick und eine gleiche Stichwunde in der Brust. Ein um die Brust geschlungener Schal hatte scheinbar das Austreten des Blutes gehindert.

Befund der Obtuktion

Am nächsten Tag wurde eine Section durchgeführt. Die Gerichtsärzte fanden eine wohlgenährte weibliche Leiche, mit einer 4½ Zoll (11,43 cm) tiefe in die Muskulatur der rechten Halsseite eingedrungene bis zum dritten und vierten Halswirbel reichende Stichwunde, sowie links zwei Zoll neben der Verbindung des Schlüsselbeins mit den Brustbein, eine zweite Stichverletzung, welche die knorpelige Verbindung der ersten Rippe mit den Brustbein durchtrennt hatte und 6½ Zoll (16,5 cm) tief, mit Durchtrennung des Aortenbogens, in die Brust eingedrungen war. Die Gerichtsärzte begutachteten, dass die Wunde am Genick schwer und lebensgefährlich war. Die Brustwunde aber absolut tödlich und ein sofortiges Umsinken bewirkt haben muss. In Folge dessen war es sicher, dass die erste Wunde, jene am Genick gewesen sei.

Gerichtsverhandlung und Urteil

Am 7. Oktober kam es am k.k. Kreisgericht Leoben zur Schlussverhandlung. Franz Fries wurde des Meuchelmordes für schuldig befunden und zum Tote durch den Strang verurteilt. Fries legte dagegen Berufung ein. Am 5. Dezember 1862 wurde er von Kaiser Franz Josef I. begnadigt oder wie die Zeitungen schrieben,

ihm mit aller höchsten Entschließung im Wege der Gnade nachgesehen und dem obersten Gerichtshof der Ausspruch einer angemessenen Freiheitstrafe überlassen.

Am 16. Dezember wurde Franz Fries zu zwölf Jahren schweren Kerker verurteilt.

Quellen

  • Sterbematrike der Pfarre Pürgg
  • Recherche in der Österreichische Nationalbibliothek Zeitungsarchiv Christine Reiter
ANNO Grazer Tagblatt am 6.9.1862 Seite 8
ANNOGemeindezeitung unabhängiges Journal am 18.9.1862 Seite 4
ANNO Tagblatt Graz am 9.10.1862 Seite 2
ANNO Presse am 27.10.1862 Seite 10
ANNO Grazer Tagblatt am 4.1.1863 Seite 3