Anna-Plochl-Gedenkfeier

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Bilder von der Anna-Plochl-Feier, Bild links unten: in Gößl während der Rede von Univ.-Prof. Dr. Viktor Geramb (stehend).

Am 11. August 1935 fand am Toplitzsee eine Anna-Plochl-Gedenkfeier statt.

Über die Feier

Die "Steirische Alpenpost" berichtete in ihre Ausgabe vom 16. August 1935 von der Feier:[1]

Anna Plochl-Gedenkfeier in Gößl. Um es gleich vorweg zu sagen: Die Gedenkfeier am Toplitzsee verlief nach dem Urteil der weitaus meisten Teilnehmer ungemein stimmungsvoll und entsprach allen berechtigten Erwartungen, während das darauffolgende Heimatfest beim "Veit" unter der Ueberfülle von Besuchern litt, die selbst die umsichtigsten Vorkehrungen über den Haufen warf. Das Fest begann mit dem Empfang des Herrn Landeshauptmannes Dr. Karl Stepan, der im Badehaus Zimmermann abgestiegen war, am Landungs­platz Gößl. Bürgermeister Spieler hielt eine kurze Begrüßungsansprache, auf die der Herr Landeshaupt­mann freundlich erwiderte, worauf die Vorstellung der Gemeindetagsmitglieder folgte. Hieraus begab sich der Herr Landeshauptmann mit Familie und Begleitung zu Fuß zum Toplitzsee. Beim "Veit" erwartete ihn schon eine unübersehbare Menschenmenge, die ihm nach zum Toplitzsee strömte. Dort wurde er mit der Landeshymne, gespielt von der Musikkapelle Grundlsee, empfangen.

Sechs Pöllerschüsse verkündeten den Beginn der Feier und die klangvollen Almschreie der Sirtlies und der Annerlmirl von hüben und drüben ließen die Menschen­menge erwartungsvoll aufhorchen. Auf dem Prinzensitz blies das Hornquartett der Ausseer Bürgermusik­kapelle (Leiter Leo Stöckl) in befeuernster Weise den "Jägerchor" aus dem "Freischütz". Unterdessen wurden die Ehrengäste durch drei kleine Altsteirer mit Alpen­rosensträußchen beteilt. Geradezu feierliche Stille herrschte, als nun die beiden Jodlergruppen (Sieger Max und Mirz und Hauserin einerseits, Weißenbacher Franzl und Frau und Wimmerin anderseits) ihren glockenhellen Wech­selgesang begannen. Auf dem See waren indessen drei Plätten mit Trachtengruppen sichtbar geworden, um deren Zusammenstellung sich Frau Anna Mautner ungemein verdient gemacht hatte. Aus einer Plätte blies der Hütter Michl mit gewohnter Meisterschaft den Erz­herzog Johann-Jodler und dann das Grundlseer Bläserquartett liebe heimische Weisen. Als die Trachten­leute an Land waren und vor den Ehrengästen Auf­stellung genommen hatten, begrüßte der Obmann des Verkehrsvereines Schuldirektor Franz Hollwöger die gräfliche Familie Meran, von der alle lebenden Enkel der Gefeierten, die Exzellenzen Johann, Franz und Rudolf Grafen Meran und Frau Baronin Doblhoff-Meran, von den Urenkeln Dr. Franz Gras Meran, Baronin Mayr-Melnhof, Gräfin Goeß und Graf Kottu­linsky samt Familien erschienen waren— und die ersten Männer des Landes Herrn Landeshauptmann Doktor Stepan und Herrn Landesstatthalter Grafen Stürgkh besonders, alle übrigen Ehrengäste, die bodenständige Bevölkerung und die Sommergäste insgesamt. Herr Bezirkshauptmann Dr. Angerer hielt hierauf eine zu Herzen gehende Begrüßungsansprache und Herr Oberbergmeister Rupert Kain, Altaussee, unser anerkannter Heimatdichter, trug einen selbstverfaßten Vorspruch (Pro­log) vor, der nicht besser hätte sein können und unge­teilten Beifall fand. Der Gedenkredner Herr Universitäts­professor Dr. Viktor R. v. Geramb legte ausführlich die Liebes- und Leidensgeschichte Erzherzog Johanns und seiner Nanni dar und verstand es meisterhaft, den Zuhörern ins Gemüt zu sprechen. Mit Spannung ver­nahm man die Ansprache des Herrn Landeshauptmannes. Er versicherte das Ausseerlandl, daß es in der fernen Hauptstadt keineswegs vergessen sei und vermöge seiner starken Heimatkräfte auch niemals vergessen oder über­sehen werden könne. Herr Adelsmayr sprach namens des Steierm. Automobilklubs, dessen Präsident Doktor Franz Graf Meran ist. Darauf folgte der fesche Steirerlieder-Marsch. Mit einem dreifachen Hoch auf das Ausseerlandl, die Steiermark und unser Vaterland Oesterreich, der Bundeshymne und sechs Pöllerschüssen wurde die Feier geschlossen. Im Anhang sang der heute schon weitberühmte Kinderchor St. Peter bei Graz unter Leitung von Schuldirektor Monsberger wunder­schöne Jodler und steirische Weisen. Bald daraus stand der ehrwürdige Gedenkstein wieder einsam an seinem Platz. Obergärtner Max Köberl-Gallhofer, der sich überhaupt um die Durchführung der Feier sehr verdient gemacht und sich als erstklassige Arbeitskraft erwiesen, hatte den Stein sehr geschmackvoll mit Alpenrosen und Farnkräutern umrahmt. Während der Feier war der Stein von einer Abordnung des Vereines der Steirer in Salzburg mit Fahne flankiert und auch eine Abordnung der Sturmscharen Bad Aussee hatte daneben Aufstellung genommen. Abschließend sei das Urteil wiedergegeben, das von vielen Seiten gefällt worden war: Die Gedenk­feier am Toplitzsee sei außerordentlich würdig und stimmungsvoll verlaufen und werde allen Teilnehmern, die guten Willens gekommen seien, in weihevoller Er­innerung bleiben.

Auf der Festwiese beim "Veit" entwickelte sich das übliche farbenbunte Bild diesmal in riesenhaften Ausmaßen, so daß an geordnete Vorführungen leider nicht mehr zu denken war. Für die Ravag hat Herr Reischek mit Hiasl Mautner in mühevoller Arbeit einen Ausschnitt ausgenommen, der bereits am Feiertag den 15. d. M. um 19 Uhr gesendet wird. Geknipst und ge­filmt wurde natürlich allerorten, dies besonders auch für eine Wochenschau. Die Eselsbacher Stachel­schützen unter Oberschützenmeister Moser Michl hatten als Aufmerksamkeit für ihren Ehrenschützenmeister Exzel­lenz Rudolf Grafen Meran einen Schießstand aufgerichtet, auf dem etwa 1000 Schüsse abgegeben worden waren. In der Meisterwerkstätte Prof. Hammers waren von seinen Schülern nach Bildern Laders zwei Ehrenscheiben angefertigt worden, auf die Exz. Johann Graf Meran und der Herr Landeshauptmann schoßen und sie dann als Andenken vom Obmann des Festausschusses Post­offizial Alois Rastl überreicht erhielten. Beim ausge­zeichneten Spiel der Grundlseer Musikkapelle unter Adolf Loitzl's Leitung, steirischen Tänzen. Ludlern und Gesängen — auch der Kinderchor St. Peter sang und tanzte aller­liebst— vergingen die Stunden im Flug. Trotz des auf­opferndsten Ordnungs- und Kassendienstes der Feuerwehr Grundlsee unter Hauptmann Höbers Leitung machten sich leider viele rücksichtslose Zaungäste breit, deren Trei­ben in Zukunft vorgebeugt werden müßte. Der Verkehr zu Land und Wasser war kaum zu bewältigen, lief aber dank der umsichtigen Regelung durch die Gendarmerie und durch die Parkplatzordner des Automobilklub ohne jeglichen Unfall ab. Es war trotz mancher Versager ein Fest, wie es Gößl noch nicht gesehen hat und auch so­ bald nicht wieder sehen wird. Der Reinertrag wird größtenteils zur Bezahlung der heurigen umfangreichen Wegherrichtungen verwendet, kommt also wieder dem Ort zugute. Der Verkehrsverein Grundlsee darf es sich als Verdienst anrechnen, daß er die erste Körperschaft war, die den Herrn Landeshauptmann veranlaßte, auch ein­mal den politischen Bezirk Gröbming und in ihm das Ausseerlandl zu besuchen. Schließlich sei noch dem Hei­ligen Petrus gedankt, der unserer Anna Plochl zu Ehren wider Erwarten das freundlichste Gesicht machte.

Nach der Anna Plochl-Gedenkfeier danken die Unterzeichneten allen Mitwirkenden — die lange Liste anzuführen ist leider unmöglich — auf das allerherzlichste, daß sie sich in so selbstloser Weise in den Dienst dieses Heimatfestes gestellt haben. Auch allen zahlenden Besuchern sei bestens gedankt. Der Obmann des Festausschusses: Der Vereinsobmann: Rastl eh. Hollwöger eh.

Quelle

  1. ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 16. August 1935, Seite 2