Johann Ofner (* 6. Mai 1851 in Kleinsölk; † 12. April 1929) war Besitzer des Gasthauses Bierhäusler in Diemlern, Gemeinde St. Martin am Grimming.

Leben

Johann Ofner war im Ausschuss des katholisch-konservativen Volksvereins in Gröbming und ein katholisch-konservativer Lokalpolitiker oder Gesinnungsgenosse. 1891 scheint er in der Mitgliederliste der katholisch-konservativen Partei in Steiermark auf.[1]

Bericht aus dem Jahr 1929

Der Ennstaler berichtete 1929 in seiner Ausgabe Nr. 17 nach dem Ableben des Johann Ofner über dessen schicksalhaftes Leben:

Johann Ofner, Gasthausbesitzer in Diemlern, gestorben am 12. April 1929

Der Verewigte ist im Jahre 1850[2] als vlg. Siglsohn in Kleinsölk geboren, seine Mutter war eine geb. vlg. Stofftochter in Kleinsölk und starb im Jahre 1857[3], als das Kind eben 7 Jahre alt war. Sein Vater starb im Jahre 1867[4], so daß also Ofner bereits mit 17 Jahren das väterliche Anwesen übernehmen mußte. Am gleichen Tage wie sein Vater starb auch eine Schwester von ihm. Sein Vormund war der damalige Gemeindevorsteher Heinrich Zörweg vlg. Kolb in Kleinsölk, sein Kurator Herr Nikolaus Stangl vlg. Potz. Dreimal wurde Ofner assentiert, aber jedesmal gegen Vorweis seiner Besitzurkunden zeitlich befreit. Der Besitz umfaßte gegen 220 Joch, es waren 4 Knechte und eine Magd beschäftigt, wobei noch seine Schwestern in der Wirtschaft mithalfen. Im Jahre 1873 hatte sich Ofner mit Julianna[5] Klok verheiratet, die ihm im Jahre 1874 ein Mädchen gebar, aber infolge großen Blutverlustes dabei starb. Ueber gerichtlichen Auftrag wurde die Leiche nach zwei Monaten wieder enterdigt und dabei festgestellt, daß die Verblutung infolge unsachgemäßen Beistandes der Hebamme erfolgt ist. Zwei Monate[6] nach dem Tode der Mutter starb auch das Kind. Im Frühjahr 1875 heiratete er Aloisia Steiner vlg. Grubertochter aus der Fleiß, doch wurde ihm auch seine zweite Frau nach 2 Monaten durch den Tod entrissen. Im Jahre 1876 hat sich Ofner zum drittenmale verheiratet mit Konstantia Holzer, Vordermüllertochter in Niederöblarn, mit welcher er durch 36 Jahre in glücklicher Ehe lebte, bis ihm auch diese vor 17 Jahren im Tode voranging.

Am 15. Jänner 1878[7] um halb 5 Uhr früh ging bei seinem Besitz eine Schneelawine nieder, die das Haus mitnahm, in dem sich Ofner, seine Frau, 1 Knecht und 3 Kinder befanden, und die unter der Lawine begraben wurden. Die Mägde waren mit Stallarbeiten beschäftigt und blieben, da das Stallgebäude nicht mitgerissen wurde, unversehrt. Sofort eilten alle Nachbarn hinzu um die Bergungsarbeiten mit allem Eifer in Angriff zu nehmen. Von den mitgenommenen Hunden grub einer plötzlich weit unten auf der Lawine ein Stück Selchfleisch aus. Es wurde in dem tiefen Loch sofort Nachschau gehalten und man hörte das Wimmern eines Kindes, das auch bald, ziemlich unversehrt geborgen werden konnte. Den Knecht, den sogenannten alten Blassen Sepp fand man auf seinem Strohsack sitzend, die Tabakspfeife im Munde, tot auf. Der Besitzer Ofner mit seinem Weibe war eingeklemmt zwischen den Betten unversehrt gefunden worden. Die Lawine ist über das Haus weggegangen und hat die Decken durchgeschlagen, die Stube, die ebenerdig lag, eingedrückt und dann auch die Betten durchgeschlagen und die beiden Eheleute so eingeklemmt, daß sie sich nicht rühren konnten. Beide hatten aber keine Ahnung, daß es sich um eine Lawine handelt. Sie hörten wohl das Geröll und das Krachen, dachten aber es sei Donnergeröll und der hohe Schnee habe ihr Haus eingedrückt. Nach langer Zeit gelang es seinem Weib endlich, eine Hand freizumachen und mit einem Stäbchen nach auswärts zu dringen, was natürlich sofort bemerkt wurde. Bald konnten sich die Eingeschlossenen mit den Rettern verständigen, die Bergungsarbeiten mußten aber mit äußerster Vorsicht durchgeführt werden, damit durch eine ungeschickte Handlung die beiden nicht erdrückt werden. Endlich um 11 Uhr gelang es, beide zu retten und aus ihrer Zwangslage zu befreien. Die beiden anderen Kinder, die im gleichen Zimmer schliefen, wurden von einem Trambaum derart zermalmt, daß man die Gesichter nicht erkennen konnte. Die drei geborgenen Leichen wurden beim vlg. Zörweg aufgebahrt, konnten aber infolge des hohen Schnees erst acht Tage später in Kleinsölk beerdigt werden.

Im Frühjahr 1878 hat Ofner das Gasthaus Bierhäusler in Diemlern gekauft und seinen väterlichen Besitz an vlg. Schöggl in Ratting verkauft. Aus seiner dritten Ehe stammen 1 Sohn und 2 Töchter, die nun tieftrauernd am Grabe ihres Vaters stehen. Ofner war ein außergewöhnlich tätiger und tüchtiger Mann, ein sonniger, humorvoller Charakter. Im öffentlichen Leben hat sich Vater Ofner große Verdienste erworben und das Vertrauen seiner Gemeinde berief ihn durch 15 Jahre zum Gemeinderat. Während zweier Perioden war Ofner im Bezirksschulrat, ferners war er auch im Kirchenkonkurrenzausschuß und im Ortsschulrat tätig. Durch 62 Jahre war er Besitzer und 51 Jahre war er Gastwirt. Nun ruht er aus von seinem tatenreichen, schicksalsschweren Leben. Ein ehrendes Angedenken ist ihm sicher. Er ruhe in Gottes Frieden!

Quelle

  • Chronik der katholischen Pfarre Kleinsölk
  • Taufmatrik der katholischen Pfarre Kleinsölk
  • Sterbematrik der katholischen Pfarre Kleinsölk
  • Der Ennstaler, Nr. 17 vom Jahr 1929

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Quelle ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 15. Februar 1891, Seite 16
  2. korrekt am 6. Mai 1851
  3. korrekt 1858
  4. korrekt 1869
  5. korrekt Aloisia
  6. korrekt vier Wochen
  7. lt. Chronik der katholischen Pfarre Kleinsölk am 16. Jänner 1878 sowie auch anderen Quellen wie ANNO, Illustrierte Sport-Zeitung, Ausgabe vom 3. Februar 1878, Seite 7 oder ANNO, Volksblatt für Stadt und Land, Ausgabe vom 31. Jänner 1878, Seite 12