Schloss Friedstein

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Das Schloss Friedstein mit dem Kalvarienberg.
Das Schloss Friedstein.
Schloss Friedstein.
Schloss Friedstein - S. Kölbl - J. F. Kaiser Lithografirte Ansichten der Steiermark 1830.

Schloss Friedstein ist ein denkmalgeschütztes historisches Gebäude in Niederhofen in der Ennstaler Gemeinde Stainach, das in seiner heutigen Form zwischen 1595 und 1613 errichtet wurde.

Geschichte

An dem Steilrand des nördlichen Talhanges des Ennstals liegt in einem Park, der steil gegen die Straße abfällt, das Schloss Friedstein, ein mächtiger Renaissancebau, an den Ecken von zwei vier­ eckigen Türmen verstärkt. Das Schloss zeigt schöne Fensterumrahmungen und einen prächtigen Arkadenhof. Wehrbauten sind keine mehr zu sehen. An der Stelle des Schlosses dürfte schon im 12. Jahrhundert ein wehrhafter Hof gestanden sein, denn nur auf diesen Hof kann sich der Name der unter Friedstein liegenden Ortschaft Niederhofen beziehen. Wahrscheinlich ist es jener Hof gewesen, den am 24. Juni 1355 Agnes die Frodmacherin an "Baltin ousz dem Stainach" und seine Frau übergab.

Da aber die Stainacher ihre Wehrbauten in Stainach-Zentrum bevorzugten, scheint der Hof verfallen zu sein. Der Grund, auf dem er gestanden, war aber im Besitz der Stainach geblieben. Auf ihm baute sich in den Jahren 1595 bis 1613 Hans Friedrich, der Sohn Veits von Stainach, dem seine erste Frau Katharina von Racknitz die nötigen Geldmittel in die Ehe mitgebracht hatte, das "neue geschloß zu Niderhoven von grünem Wasen oder von Grundt auf". Nach seiner Fertigstellung wurde das Schloss als "ein schönes, wol accomodierts Haus italianato gebaut" geschildert. Zuerst wurde mit der Errichtung der Um­fassungsmauern, der "Zargen", begonnen, ein Zeichen, dass das Schloss einst befestigt gewesen ist.

Hans Friedrichs von Stainach zweite Frau, eine geborene von Rödern, behauptete, dass sie das rauhe Klima im Ennstal nicht vertrage und veranlasste ihren Gatten, in die Stadt Steyr zu ziehen, wo das Klima allerdings nicht viel milder, für die junge Frau aber wesentlich mehr Abwechslung und Unterhaltung zu finden war. Da stürzte in ihrer Her­berge eines Nachts die Zimmerdecke ein, die lebenslustige Frau wurde erschlagen, ihr Mann konnte sich durch einen raschen Sprung aus dem Bett retten und zog nun aus dem lärmenden und lustigen Steyr wieder auf sein schönes stilles Schloss im Ennstal. Seine dritte Frau Sibilla, geborene von Herberstein, erbte im Jahre 1620 das prächtige Schloss mit seinen Hallen und Säulengängen und verkaufte es im Jahre 1626 um 24.500 fl. an Karl Graf Saurau. Saurau ver­pachtete Schloss und Herrschaft sogleich auf fünf Jahre an Johann Jochner zu Tollett (in Grieskirchen in Oberösterreich). Doch schon 1628 wurde der Pachtvertrag gekündigt und ein Verwalter eingesetzt. Doch die Übergabe ging nicht glatt von­statten. Denn als der Verwalter die Untertanen vorlud, um sie anzugeloben (ihm den Gehorsameid zu schwören) und diese schon im Schlosspark versammelt waren, ist "Herr Jochner selb anderer mit völligen Spornstraich den Unterthanen nachgerendt, dieselben am Schloßberg erlanngt ehundt sie herainkhommen, den ambtmann selbsten mit ein Corabätsch geschlagen", die Bauern aber habe er bei Bedrohung ihres Lebens wieder nach Hause geschickt. Dann kam er auf das Schloss selbst und erklärte, er lasse sich die Untertanen vom Grafen nicht mit Gewalt nehmen und verlangte, dass der Kauf zwischen seiner Frau und dem Grafen Saurau rückgängig gemacht werde. An­scheinend handelte es sich um Untertanen, die an Saurau verkauft worden waren.

Unter Karl Graf Sauraus Sohn Georg Christian, der das Schloss am 8. August 1648 in der Erbteilung erhalten hatte, kam es wiederholt zu Übergriffen seines Landgerichtsverwalters. So verhaftete dieser im Jahre 1656 "beim Kirchgang zu Irdning eine Braut, die sich copulieren lassen wollte", weil sie sich mit ihrem Bräutigam schon vor der Ehe "fleischlich" vergangen haben sollte. Da es eine admontische Untertanin war, beschwerte sich das Stift Admont darüber beim Landeshauptmann.

1664 flüchtete Wolf Rudolf von Saurau aus Furcht vor den Türken mit allen Wertgegenständen aus seinen oststeirischen Herrschaften in das Schloss seines Bruders nach Friedstein.

Am 23. März 1676 brach ein angeblich gelegter Brand im Schloss aus, der große Teile zerstörte. Die Wiederherstellungsarbeiten kosteten 7.503 fl. 44 kr. Diese Kosten und die "leidige Contagion" (die Pest) im Jahre 1680 führten zu großen Steuerrückständen auf der Herrschaft und nur knapp konnte sie einer Pfändung entgehen. Als die Herrschaft im Jahre 1688 nach der Erbteilung an Max Quidowald von Saurau fiel, wurde das "wohlgewohnliche gebey mit einer Capellen auch einem khleinen Wurzgärtl" samt einem Meierhof auf 3.500 fl. geschätzt. Die regelmäßigen Ausgaben der Herrschaft betrugen damals im Jahr 250 fl. für Besoldungen, 300 fl. für Schreibtaxen, Auf­nahme von Inventaren und dergleichen, 40 fl. für Holz, 5 fl. für das Fischwasser des Pflegers, 12 fl. für den Genuss des "Kuchlgarten", 5 fl. für den Genuss der "Dienstkölber", 8 fl. für den Gebrauch der Schlosshalt, 15 fl. für die Burgfriedsstreifungen und Standgelder und 50 fl. für die Besoldung des "Thorwärtls".

1780 erbte nach Maria Carl und Johann Georg Grafen von Saurau, der mit Maria Antonia, geborene Gräfin Daun, vermählte Franz Josef Graf Saurau die Herrschaft Friedstein. Er war ein bedeutender Staatsmann und Minister unter Kaiser Franz I. und seine scharfen abfälligen Ulrteile über Erzherzog Johann, die er sowohl in Akten als auch Privat­briefen niederlegte, sind bemerkenswert. Da ihn seine amtliche Tätigkeit fast ausschließlich an Wien fesselte, verkaufte er die Herrschaft im Jahre 1811 an Martin Leonhard von Linner. Die weiteren Besitzer waren Johann Nepomuk Eysel (1812), Johann Ludwig Graf Sprinzenstein (1822), Karl, dann August Noë von Nordberg (1841), Friedrich Graf von Fünfkirchen (1860), Fürst Adolf Wrede (1872), der Friedstein am 18. April 1875 an die Fürstin Maria Hohenlohe-Schillingfürst verkaufte, in deren Familie sich Friedstein noch heute befindet.

Der ungarischen Komponisten Ferenc Liszt machte Fürstin Carolyne zu seiner Universalerbin. Als deren Tochter Marie 1875 Schloss Friedstein erwarb und zum Sommersitz der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst ausbaute, kamen Teile des Liszt-Nachlasses in die Steiermark. 1995 erfolgte die Versteigerung dieser kostbaren Liszt- und Richard-Wagner-Schätze durch ein Münchener Auktionshaus.

Bilder

  • Schloss Friedstein – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien bei Ennstalwiki

Weblinks

Quellen