Bitte sende ein E-Mail mit deinem Wunsch-Benutzernamen an info@ennstalwiki.at.
Pauline Flechner-Halm
Pauline Flechner-Halm (* 28. März 1842 in Wien; † 1921 in Schladming), die Schwester von Rudolf Flechner und Enkelin von Johann Rudolf Ritter von Gersdorff, war eine in Schladming wirkende angesehene Künstlerin.
Leben
Geboren 1842 in Wien als Tochter des k.k.Landesgerichtsrates Dr. Emmerich Anton Flechner und dessen Frau Flora, geborene Freiin von Gersdorff, zeigte Pauline Flechner schon als Kind große Begeisterung für das Zeichnen und Malen. Nach Beendigung der Schulzeit im "k.k. Civil-Mädchenpensionat", wo ihre Begabung stark gefördert wurde, übersiedelte sie mit ihrer Mutter nach Schladming. Dies machte eine weitere fachliche Ausbildung unmöglich. Trotzdem begann sie, ohne Anleitung, jedoch mit großem Talent Alpenblumen zu zeichnen. Sie studierte verschiedene Werke über Malerei und kopierte Bilder aus dem Familienbesitz.
1865 trat sie unter dem Pseudonym "Halm" im Österreichischen Kunstverein mit ihrer Kunst erstmalig an die Öffentlichkeit.
1871 errang sie bei der Weltausstellung in London mit einem Großgemälde ein Anerkennungsdiplom, welches sie in ihrer Absicht bestärkte, sich hauptsächlich der Blumen- und Genremalerei zu widmen. Neben Blumenstücken wählte sie als Motive oft Tierstilleben der Alpenregion. Durch den österreichischen Maler Joseph Selleny wurde sie auch auf die Landschaftsdarstellung hingelenkt.
Pauline Flechner-Haim gründete und leitete für einige Jahre eine "Laubfabrik für Kunstblumen", der auch eine "Mädchen-Zeichenschule" angeschlossen war. Der Betrieb wurde 1874 in Schladming aufgenommen. Dessen Erzeugnisse wurden anlässlich der Steiermärkischen Landesausstellung 1882 mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet. Die Künstlerin versuchte nach Schließung des Gersdorff-Flechnerschen Nickelbergbaues in den Schladminger Tauern (um 1876), in Not geratenen Bergarbeiterfamilien zu helfen und stellte als Arbeitskräfte vorwiegend Mädchen aus Bergarbeiterfamilien ein. Der Betrieb wurde im "Nagelschmied-Haus" eröffnet, später erfolgte die Verlegung in das ehemalige Flechnersche Schmelzwerksgebäude in Mandling. Über die weitere Entwicklung der Fabrik ist in Folge jedoch wenig bekannt.
1912 wurde der geschätzten Schladminger Künstlerin die Ehrenbürgerschaft verliehen. Ihr Atelier, so erinnerte sich ihr Bruder Rudolf Flechner, befand sich im historischen Reissinger-Zimmer: "Die Stunden, wo ich bei dem Entstehen dieser Arbeiten mit ihr vor der Staffelei stand, [...], in dem alterthümlichen noch vom Jahr 1622 her mit Holzmosaik ausgetäfelten Zimmer, das sie als Wohnraum und Atelier besaß, [...], sind die einzigen Sonnenblicke aus jener Zeit."
Bis zu ihrem Tod 1921 war Pauline Flechner-Halm unermüdlich als angesehene Künstlerin tätig. Ihr künstlerisches Schaffen umfasst zahlreiche Landschafts- und Blumenbilder. Diese befinden sich heute in Privatbesitz, bis auf eine Serie von Blumenstudien, die in der "Neuen Galerie" des Landesmuseums Joanneum in Graz verwahrt ist. Ein Großgemälde besitzt auch die Stadtgemeinde Schladming.
Quellen
- Flechner, Rudolf Ein bewegtes Alltagsleben, o.O.,o.J. (1877-1908), unveröffentlichte Handschrift.
- Heimatkundliche Blätter von Schladming, Nr. 9, Dezember 1987, Beitrag von Walter Stipperger
- Nickel im 19.Jahrhundert, Ausstellungskatalog, Schladming 2002.