Kalktuff

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Aus Kalktuff bestehendes romanisches Portal der Stiftskirche Admont.
Aus Kalktuff bestehendes Westportal der Pfarrkirche Liezen.

Kalktuff ist im Bezirk Liezen das Synonym für ein kalktuffartiges Sedimentgestein mit einer ganz besonderen Genese.

Bildung

In der Endphase der alpidischen Orogenese entstanden am Südrand der Nördlichen Kalkalpen sekundäre tektonische Störungen. Diese verlaufen teilweise quer zum Ennstal. Eine dieser Trennungslinien verläuft vom Gnanitztal über die Langpoltenalm zum Pyhrnpass-Bereich durch den Kotgraben und weiter nach Hall.

Eine weitere Linie gibt es im Paltental. Sie verläuft südlich der Admonter Reichensteingruppe.

Entlang dieser Bruchlinien treten Kalktuffe auf. Für ihre Entstehung gibt es zahlreiche Erklärungen. Fest steht, dass das Wort "Tuff" in diesem geologischen Zusammenhang eher irreführend ist. "Tuff" bezeichnet nämlich ein poröses, vulkanisches Gestein aus Pyroklastika. Die Genese der Kalktuffe steht hingegen in engem Zusammenhang mit karbonathältigen Wässern. Im Bereich von Quellen und Höhlen kommt es zum Absetzen der Feststoffe und es bildet sich dieses schaum- bis schwammartige Gestein.

Funde in Liezen und Weißenbach

Es wird vermutet, dass die Katholische Pfarrkirche hl. Vitus in Liezen noch Anteile einer Kirche aus dem Ende des 15. Jahrhunderts inkludiert, die aus Kalktuff bestehen. Trotz des großen Umbaus in den Jahren 1911/1912 sind diese alten Bauelemente noch im gotischen Westportal, der daneben befindlichen Lichtnische mit Kielbogenschluss und im spitzbogigen Südportal sichtbar. Auch in der alten Friedhofsmauer um die Kirche herum stecken Kalktuff-Elemente. Woher der hiesige Kalktuff stammt, ist ungeklärt; eventuell aus Wörschach oder dem Kotgraben.

Auch in Weißenbach bei Liezen gibt es Gebäude, bei deren Errichtung Kalktuff miteingebaut wurde. So etwa beim verfallenen Gehöft vulgo Steirer am östlichen Berghang des Weißenbachtales, beim alten Hof vulgo Hollerer, oder weiter östlich beim Stadel und Getreidespeicher des Bauernhofes vulgo Haindl. Vermutlich stammen die hier verwendeten Kalktuffe von einem Aufschluss nahe des genannten Gehöfts Steirer.

Funde in Gaishorn am See

Im Flitzengraben nördlich von Gaishorn am See gibt es innerhalb der Gesteine der Grauwackenzone auch Kalktuffe. Sie wurden beispielsweise zur Errichtung der Katholischen Pfarrkirche hl. Dreifaltigkeit, oder zur Sockelabgrenzung der katholischen Filialkirche hl. Virgil verwendet.

Funde in Admont

Am Dörfelstein und im Schwarzenbachgraben in Hall liegen ebenfalls Aufschlüsse von kalktuffartigen Gesteinen vor. Hierbei handelt es sich jedoch eher um Rauwacke. Nach dem großen Brand des Stiftes Admont im Jahr 1865 kam beim Wiederaufbau der Kirche auch dieses Gestein zum Einsatz. So ist es etwa im Mauerwerk oberhalb des Trichterportales zwischen den Doppeltürmen, bei den Strebepfeilern oder bei den Türumrahmungen sichtbar. Auch seitlich an den Türmen bestehen die romanischen Portale (vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammend) samt der Säulen und dem Rahmenbogen aus kalktuffartigem Gestein.

Quellen

  • Geoportal GIS Steiermark
  • Schumann, Walter: Der neue BLV Steine- und Mineralienführer, 2002, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München, ISBN 978-3405153021
  • Wohlgemuth, F.: Geschichte der Pfarre Gaishorn und des Paltentales, Gaishorn, Pfarramt, 1995
  • Raffler, M.: Festschrift anlässlich des Jubiläums "50 Jahre Stadt Liezen", Stadtgemeinde Liezen, 1997
  • Tomaschek, Johann; Petritsch, M. Admont, ein heimatgeschichtliches Lesebuch
  • Steiermark: Baugeschichtliche Karten, Blatt 4, Bezirk Liezen
  • Keplinger, E.: Kalktuffartiges Gestein als Baustoff für Mauerwerk bei profanen und sakralen Bauten im Bezirk Liezen. in: Da schau her, 22. Jg., 1/2001, 18 - 19, Verein Schloss Trautenfels, Trautenfels, 2001