Einspruch gegen die Wasserkraftanlagen in den Niederen Tauern

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Vom Einspruch gegen die Wasserkraftanlagen in den Niederen Tauern berichtete "Der Ennstaler" im Jahr 1920.

Schladminger Tauern

In der Zeit vom 19. bis 24. Juli war im steirischen Seengebiet der Niederen Tauern eine Augenscheinsverhandlung für die dort geplanten Wasserkraftanlagen.

Hiebei wurde vom Verein für Heimatschutz, dem Landesverband für Fremdenverkehr, dem Naturwissenschaftlichen Verein, dem Deutschösterreichischen Alpenverein, dem Oesterreichischen Touristenklub, dem Grazer Alpenklub, den Grazer Turner-Bergsteigern, dem Touristenverein "Naturfreunde" und dem Steirischen Gebirgsverein gemeinsam entschieden Einspruch gegen die beabsichtigten Hochdruck- und Speicheranlagen am Talbach in den Niederen Tauern erhoben.

Die genannten Vereine, die den Naturschutz auf ihre Fahne geschrieben haben, können es nicht zugeben, daß an einem der landschaftlich schönsten Gebiete der Steiermark ganz überflüssigerweise gewaltsame Veränderungen vorgenommen werden, die das ganz Landschaftsbild verunstalten müssen. Ueberflüssigerweise deshalb, weil ganz Österreich in Jahrzehnten nicht so viele Wasserkräfte ausnützen kann als in der letzten Zeit in Steiermark allein kommissioniert wurden.

Von den beabsichtigten gewaltsamen Veränderungen seien nur einige angeführt: Der prachtvolle Rissachersee soll 13 Meter hoch gestaut werden, die Giglach Seen, der Landauer- und der Duisitz See, die herrlichen Klaffer-Seen und der Zwerfenberger See, welch' letzterer übrigens bereits in Salzburg liegt, sollen zu Wasserspeichern ausgebaut werden. Ohne Abholzung und gewaltsame Veränderung des Landschaftsbildes sind diese Bauten nicht durchzuführen. Es ist auch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß diese Bauwerke auch ihrer Form nach die Landschaft verunstalten werden. Einer der allerwichtigsten Punkte ist ferner die unvermeidliche Schädigung des Fremdenverkehrs durch die geplanten Anlagen. Auch vom Standpunkte der Erhaltung der Naturdenkmäler muß gegen den Entwurf Verwahrung eingelegt werden. Aus diesen Gründen erheben die oben genannten Vereine schon heute bei der Augenscheinsverhandlung des generellen Projektes gegen die Anlagen im Talbach in den Niederen Tauern entschiedenen Einspruch.

Hinweis

Wir haben hier die Originalschreib- und ausdrucksweise des "Ennstalers" übernommen und bitten keine grammatikalischen oder Rechtschreibfehlerkorrekturen vorzunehmen.

Quelle

  • Der Ennstaler, Sonderausgabe 100 Jahre Der Ennstaler, August 2006