Touristenkatastrophe 1925 bei Schneesturm im Gesäuse

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Dieser Artikel berichtet über die Touristenkatastrophe 1925 bei Schneesturm im Gesäuse im Sommer waren sieben Wiener Bergsteiger erfroren.

Über die Katastrophe

Die Zeitung "Der Tag" berichtete in ihrer Ausgabe vom 3. Juli 1925 ausführlich über das Unglück:

Touristenkatastrophe im Gesäuse. Sieben Wiener im Schneesturm umgekommen.

Aus dem Gesäuse kommt die Nachricht, daß das ungewöhnlich schlechte Wetter, das an den Doppelfeiertagen über die Alpen hereinbrach, in den Ennstaler Bergen sieben Touristen überraschte, die alle an Erschöpfung und Tod durch Erfrieren zugrunde gegangen sind.

Besonders in den Bergen des Gesäuses, die zu den Feiertagen von Alpinisten gerne ausgesucht werden, ereignete sich ein derartiger Wettersturz, wie er selbst im Hochgebirge zu den Seltenheiten gehört. Sonntag (Anm.: 28. Juni)) vormittags trat ein Schneesturm ein und am Montag steigerte sich der Sturm zum wahnsinnigen Orkan. Nebel und Schneesturm verhinderten jedwede Orientierung, und alle Partien, die sich in den schwierigen Felsensteigen des Hochtors, der Planspitze und des Ödsteins befanden, schwebten in größter Gefahr. Ans der ganz besonders exponierten Jahn-Zimmer-Route in der Ostwand des Hochtors wurden vier, in Alpinistenkreisen sehr bekannte Wiener Touristen vom Unwetter überrascht. Unter der Führung des allen Alpinisten bekannten Otto Margulies stiegen zwei Mitglieder der alpinen Gilde des Alpenvereins "Donauland" und zwei An­gehörige der Akademischen Gruppe des Tonristenvereines "Die Naturfreunde" zur Spitze auf, und zwar: der Bankbeamte Glattauer, der Student Wegscheider und der Klubkamerad Otto Margulies, Hans Spieg­ler. Alle vier sind, und dies muß besonders hervorgehoben werden, ganz außergewöhnlich hervorragende und erprobte Alpinisten, die die schwersten und gefährlichsten Touren absolviert haben- Otto Margulies, der in seinen Jugend­jahren durch einen Unglücksfall sein linkes Bein verloren hatte, war trotzdem und das ist das Heroische und bewundernswerte an diesem 25jährigen Menschen— an der Spitze der führenden Kletterer und Felsgeher. Er gehörte dem Ausschuß des Alpenvereines "Donauland" an, war der Schriftführer des Vereins und hatte zahllose Touren geführt. Auch eine ganze Reche von Erstbesteigungen in der ganzen mitteleuropäischen Alpenwelt hatte Otto Margulies durchgeführt.

Aber auch die Gefährten, denen er auf dieser letzten Besteigung Führer war, waren alle her­vorragende Kletterer und ihr Können stand seinem ebenbürtig zur Seite. Nicht Leichtsinn, falsch angebrachter Wagemu oder vermeidbare subjektive Gefahren brachten diesen vier Ver­unglückten den Tod. Die Naturgewalt als solche, eine objektive Gefahr, gegen die der gewiegteste und geübteste Tourist hilflos ist, Elementarausbrüche der Elemente, gegen die es keinen menschlichen Schutz gibt— dies sind die Ursachen dieses namenlos furchtbaren Un­glücks. Die vier Freunde brachen auf der Suche nach dem Pfade hoch zwischen Himmel und Erde in den Steilabstürzen des Hochtores erschöpft nieder. Der Weiße Tod fiel über sie her.

Bergungspartien in der Stärke von über zwanzig Mann sind in den Jahnsteig einge­stiegen, so daß die schwierige Zutalbringung der Leichen gestern abends (Anm.: 2. Juli)) erfolgt sein dürfte. Eine Wiener Rettungsexpedition fand beim Einstieg der Pichl-Route auf der Planspitze zwei tote Touristen auf, den 22 Jahre alten Beamten Camillo Schneider der Filiale Graz der Österreichischen Nationalbank und seinem Begleiter Herbert Löffler von der Österreichischen Nationalbank in Wien. Beide waren an Erschöpfung und Erfrierung zugrunde ge­gangen. In ihrer Gesellschaft befand sich die Bureaukolleqin Löfflers, Fräulein Mizzi Winter, die völlig erschöpft ins Admonter Krankenhaus gebracht wurde. Auch die Leichen dieser beiden Verunglückten wurden wahrscheinlich noch gestern geborgen.

Auch auf dem Ödstein im Gesäuse ereignete sich ein alpiner Unglücksfall. Eine Partie von zwei Linzern und drei Wiener Touristen wurde vom Unwetter überrascht; während es den vier anderen gelang, unter dem Aufgebot ihrer letzten Kräfte den Weg ins Tal zu fin­den, blieb ihr Kamerad Franz Rohringer aus Wien erschöpft am Wege liegen und fand den Tod durch Erfrieren.

Auch sonst erhalten wir Nachricht von ver­schiedenen Unglücksfällen, die sich in den Ber­gen des Gesäuses ereignet haben. Doch gelang es zum Glück in allen übrigen Fällen, die Be­drohten zu retten. Fast alle Steige dieser Berge sind zum größ­ten Teil als "Nullersteige" zu bezeichnen und haben schon des öfteren ihre Opfer ge­fordert. Aber ein derartiger schwarzer Tag, wie es der zweite Doppelfeiertag war, ist in den Annalen des österreichischen Alpinismus noch nie zu verzeichnen gewesen.

Auf dem swiki:Untersberg[1] verunglückt.

Aus Salzburg wird uns gemeldet: Der Wiener Lehrling Karl Broni­slavsky ist vom swiki:Grödiger Törl am Untersberg, 30 Meter tief abgestürzt. Der Schwerverletzte wurde von einer Rettungs­expedition, bestehend ans Arbeitern der swiki:Steinerwerke, geborgen und in das Salz­burger Spital gebracht.

Der offizielle Bericht der alpinen Rettungs­stelle Graz des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines besagt über das Unglück auf der Planspitze folgendes:

Dienstag, den 30. Juni nachts fuhren die Mitglieder Franz Hussar, Fritz Kreßner, Dr. Ludwig Obersteiner, Leopold Pravda, Dr. Alfred Vorbeck und Major Ludwig Waldner nach Gstatterboden. Mitt­woch gingen sie zum Einstieg der Nordwand der Planspitze und ungefähr 60 Meter ober­halb des Einstieges fanden sie in einer erdigen Rinne Kamillo Schneider, Beamter der Grazer Nationalbank-Filiale, und Herbert Löffler, Beamter der Wiener Hauptanstalt, tot auf. Die Begleiterin fehlte. Man setzte den Aufstieg durch den Schrofengürtel zur großen Krummholzstufe fort. Auf ihre Rufe und Pfiffe bekam die Mannschaft Antwort aus der Plattenzone unter dem Pichelpamp. Fräulein Marie Winter wurde erschöpft und leicht verletzt nach harter Arbeit aus den Platten ge­bracht. Am Abend war der Einstieg wieder er­reicht. Auf einer Tragbahre wurde Fräulein Winter nach Gstatterboden gebracht, wo die Bergung des Fräuleins um ein Uhr nachts ihr Ende fand.

Die Mannschaft veranlaßte auch die Ber­gung der beiden Toten durch Einheimische.

Wie sich der Unfall ereignete.

Der Unfall hat sich folgendermaßen zuge­tragen:

Die aus drei Personen bestehende Partie wurde im oberen Teil der Nordwand der Planspitze schon am Sonntag vom Wettersturz überrascht. Sie nächtigte auf einem Felsband. Am nächsten Tag stiegen Löffler und Schnei­der mit der Absicht, Hilfe für die zurückblei­bende erschöpfte Begleiterin zu holen, ab, wo­bei sie infolge Absturzes und Erschöpung im untersten Teil der Wand den Tod fanden. Fräulein Winter suchte Mittwoch nachmittags, nachdem sie vergeblich auf die von ihren Begleitern versprochene Hilfe gewartet hatte, allein den Rückweg anzutreten. Hiebei kam sie gleichfalls zu Sturz, verletzte sich je­doch nur leicht und wurde unmittelbar darauf von der Grazer Mannschaft aufgefunden.

Über die Geschichte des Alpinismus in den Ennstaler Bergen informiert der Artikel

Quelle

  • ANNO, "Der Tag", Ausgabe vom 3. Juli 1925, Seite 5

Fußnote

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im SALZBURGWIKI, dem Mutterwiki des EnnstalWikis