Pfingsten 1936
Zu Pfingsten 1936 ereigneten sich mehrere Bergsteigertragödien in den Ennstaler Alpen.
Einleitung
Am Pfingstsonntag, den 31. Mai 1936, schlug das Wetter in der Bergwelt schlagartig um und brachte zahlreiche Bergsteiger in Bergnot, einige konnte Tage später nur mehr tot geborgen werden.
Im Zusammenhang mit der Rettungsaktion von Wolf Stadler von Wolfersgrün (der letztlich nur mehr tot geborgen werden konnte), berichtete "Die Stunde" in ihrer Ausgabe vom 4. Juni 1936:[1]
[...] In diesem Augenblick aber setzte der Wettersturz ein. Mit unheimlicher Gewalt begann der Sturm Regen und Schnee gegen den Fels zu schleudern, die Steine überzogen sich mit einer spiegelglatten Fläche und die Bergsteiger konnten sich weder vor noch rückwärts bewegen. [...] In Admont wurde die Rettungsexpedition zusammengestellt, die, von dem Bergführer Loidl geleitet, zur Heindlkarhütte aufstieg. Das Wetter wurde aber immer schlechter und die Retter mußten erkennen, daß ihre Kräfte nicht ausreichten, um gegen das tobende Element anzukämpfen. Zufälligerweise wußte man in Admont, daß eine Gruppe der Austria-Bergsteigerschaft auf einer Klubfahrt war und mit der Bahn nach Wien zurückfahren wolle. Der Zug wurde mit dem Bahntelegraphen auf offener Strecke ungehalten und die besten der Bergsteiger gingen als Rettungsexpedition auf die Roßkuppe.
In derselben Ausgabe von "Die Stunde" auf Seite 10 wird von weiteren Rettungsaktionen berichtet:
Keine Spur von der Oedstein-Partie
Bei der Alpinen Rettungsstelle Wien wurde, wie berichtet, gestern angezeigt, daß vier Wiener Bergsteiger, und zwar die Wiener Dr. Scherak, Fritz Schmidt, Wilma Goutseh und Helene Oesterlein, von einer Tour zum Hochtor-Oedstein nicht zurückgekehrt sind. Die vier Vermißten sind auch heute in Wien nicht eingelangt und es fehlt von ihnen bisher jede Nachricht.
Eine zweite Rettungsexpedition der Alpinen Rettungsstelle Admont hat sich auf die Suche nach den vier Vermißten begeben. Man hat festgestellt, daß sie im Hüttenbuch der Heß-Hütte nicht eingetragen sind. Das Gipfelbuch des Hochtors konnte noch nicht nachgesehen werden, da kein Tourist die Spitze des Hochtors erreicht hat. Man weiß daher nicht, ob die Touristen tatsächlich den Weg zum Hochtor-Oedstein gegangen sind oder eine andere Route gewählt haben. Alpine Notzeichen wurden bisher nicht wahrgenommen.
Dazu konnte man in der "Murtaler Zeitung" in ihrer Ausgabe vom 6. Juni 1936 lesen:[2]
[...] Von den auf dem Weg zum Hochtor verschollenen Wiener Touristen Fritz Schmidt, Dr. Hans Cerrak und ihren Begleiterinnen Vilma Goutsch und Helene Oesterlein, die angeblich von der Heßhütte aus über den Oedsteingrat zum Hochtor aufsteigen wollten oder aufgestiegen sind, sind nunmehr Doktor Hans Cerrak und Helene Oesterlein geborgen worden, während Vilma Goutsch und Fritz Schmidt den Strapazen erlegen sind.
Die "Kleine Volks-Zeitung" berichtete bereits in ihrer Ausgabe vom 4. Juni 1936[3]
Gestern abend ist der eine der vermißten Touristen, der aus Mödling stammende Dr. Scherak, mit Erfrierungen nach Johnsbach zum Donnerwirt gekommen. Er brachte die Schreckensbotschaft, daß Vilma Gouth und Fritz Schmidt den Strapazen erlegen seien. Wie Dr. Scherak mitteilte, versuchte die Gesellschaft, Sonntag über den Oedstein zum Hochtor aufzusteigen, sie aber gezwungen war, im Freien Biwack zu beziehen. Dienstag gegen 6 Uhr 50 früh ist Fräulein Vilma Gouth aus Wien verschieden. Nachts ist dann auch der zweite Begleiter, Fritz Schmidt aus Mödling, den Strapazen erlegen. Dr. Scherak vermochte sich aus eigener Kraft nach harter Arbeit zu Tal zu schleppen; er traf abends in Johnsbach ein.
Weiters berichtete "Die Stunde" in ihrer Ausgabe vom 6. Juni 1936 von einer Rettungsaktion im Grimmingstock:
Zehn Gendarmen kämpfen um zwei Menschenleben
Die zweite Bergungsaktion, deren Ausgang noch unbekannt ist, ist auf dem Grimmingstein im Zuge. Die Wiener Bergsteiger Anton Swoboda und Karl Neumann stiegen über dem Südostgrat zum Grimmimgstein auf, wurden dort vom Unwetter überrascht und sicherten sich mit Haken und Seil im Fels. Auch sie waren gezwungen alpine Notsignale zu geben, die gesehen und an den Gendarmerieposten Steinach-Irdning weitergegeben wurden. Zehn Gendarmen stiegen sofort zum Grimmingstein auf. Sie konnten aber erst gestern die Schartenspitze erreichen und das letzte Stück bis zu den Touristen, die sich in der Felswand befinden, nicht mehr durchklettern. Immerhin gelang es, sich durch Rufe mit den Männern zu verständigen. Die Gendarmerie-Patrouille mußte die Nacht über ebenso wie die beiden Touristen angeseilt an der
Schartenpitze verbringen. Ob sie die zwei Touristen, die nunmehr drei Tage und drei Nächte biwakieren noch lebend angetroffen hat, ist nicht bekannt, doch hofft man, daß Swoboda und Neumann genügend Lebensmittel bei sich haben, um bis zur endgültigen Rettung durchzuhalten.