Diplomkaufmann Otto Bernard (* 1904 in Wien; † 17. Juli 1926 am Ödsteinkarturm im Gesäuse) war ein Wiener Alpinist, der in den Ennstaler Alpen tödlich abstürzte.

Über den Absturz

Infolge eines Seilrisses war der 22 Jahre alte Exportakademiker Otto Bernard aus Wien am Großen Ödstein abgestürzt. Es war die 100. Bergtour des Verunglückten. In seiner Begleitung befand sich der Mediziner Lengsfeld, der mit leichteren Verletzungen davonkam. Bernard hatte erst kürzlich seine Prüfung abgelegt. Die Leiche wurde nach Johnsbach gebracht.

Aus den "Nachrichten der Sektion 'Austria' des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins" 1926:[1]

Am 17. Juli traf die Jungmannschaft neuerlich ein harter Schlag, der zweite tötliche Unfall während ihres fünfjährigen Be­standes. Ihre Mitglieder med. Julius Lengsfeld und Diplomkaufmann Otto Bernard hatten vor, den Ödsteinkarturm über den Nordgrat zu ersteigen. Sie erreichten auch den Grat aus dem Haindlkar, stiegen dann aber auf Wunsch Bernards wieder durch den im Aufstiege benützten Kamin zurück, wobei sie sich im obersten Stück abseilten. Bernard seilte sich zuerst ab, band sich dann vom Seile los und stellte sich aus einen etwas tiefer gelegenen Standplatz, wo er auch seinen Rucksack ablegte. Kaum hatte sich Lengsfeld abgeseilt, hörte er unter sich einen Fall und sah seinen Kameraden stürzen. Steinschlag war keiner, es kann also nur eine unvorsichtige Bewegung Bernards, die Ausgleiten oder Verlust des Gleichgewichtes zur Folge hatte, die Ursache sein. Die Sturzhöhe betrug etwa 300 m. Lengsfeld stieg in dem schwierigen Fels allein ab und ver­ständigte die Rettungsstelle Admont, die in kürzester Zeit eintraf. Am 18. Juli wurde der Tote durch Bergführer Gindl, Otto Samek und Peter Pfister (DÖAV.-Sektion Admont), durch Ludwig Kandler und Joh. Schweiger (beide "Naturfreunde", Gstatterboden), ferner unter Mitwirkung der Jungm-Mitglioder Kaser, Turetschek, Seitter, Modalek, Stöhr, Lengsfeld geborgen und nach Iohnsbach überführt. Am 20. wurde Bernard auf dem Bergfriedhofe, der schon so viele Opfer birgt, beerdigt. Hofrat Pichl überbrachte dem erst 23jährigen, der schon viele schwierige Fahrten ausgeführt hatte (z. V. Zsigmondygamseck, Innthalerband, Hohe Warte-R.-Wand, Samaffaweg, Cima di Sasso nero über die Austriascharte, Hochstadel-R.-Wand, Ellerweg usw.), die Abschiedsgrüße der trauernden Jungmannschaft.

Quelle

  • ANNO, "Grazer Volksblatt", Ausgabe vom 19. Juli 1926, Seite 4

Einzelnachweis

  1. ANNO, "Nachrichten der Sektion 'Austria' des Dt. u. Österr. Alpenvereins", Ausgabe 8. Jänner 1926, Seite 10