Johanneskapelle Pürgg

Die Johanneskapelle in Pürgg.
Die Johanneskapelle in Pürgg, Innenansicht mit Fresken.
Spätherbst bei der Johanneskapelle.
Ausblick von der Johanneskapelle in Pürgg ins Ennstal.

Die Johanneskapelle ist eine besondere Sehenswürdigkeiten in Pürgg in der ehemals selbständigen Gemeinde Pürgg-Trautenfels, heute Stainach-Pürgg. Sie zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in Pürgg-Trautenfels.

Die Kapelle

Die Johanneskapelle liegt auf einer Anhöhe oberhalb des Ortszentrums, von der aus man bei klarem Wetter einen herrlichen Blick ins Ennstal hat. Sie steht auf dem Platz einer germanischen Opferstelle[1]. Bei der Kapelle handelt es sich um eines der ältesten Beispiele der romanischen Bauphase in der Steiermark. Sie ist vom Typus ein Saalraum mit eingezogenem Chorquadrat. Berühmt ist sie wegen ihrer romanischen Fresken aus dem 12. Jahrhundert. Diese zählen zu den schönsten Wandmalereien Europas.

Die Entstehung des Bauwerkes könnte, begründet auf gewissen stilistischen Merkmalen, wie auch die in Lambach (.) verwandte Flachkuppel im Presbyterium, schon vor 1122 anzusetzen sein. Das war das Jahr des Erbanfalles des großen Eppensteiner Besitzes an die Traungauer. 1192 wurde sie in eine Gedächtniskapelle umfunkioniert. Erstmals wurde die Kapelle 1350 urkundlich erwähnt. Seit der Barockzeit ist sie auch eine Kalvarienbergstation.

Das bekannteste und sicherlich rätselhafteste Motiv der Pürgger Fresken ist der Katzen-Mäuse-Krieg, der auf den äsopischen Tierfabeln der griechischen Antike gründet. Der ungleiche Kampf zwischen Katzen und Mäusen beschäftigte bis herauf ins Mittelalter Dichter wie bildende Künstler und war eine beliebte Metapher für die "verkehrte Welt".

Besonders bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass im Verlauf des Chorbogens arabische Schriftzeichen zu erkennen sind. Hier ist – umrankt von Arabesken – zehn Mal der Schriftzug "Allah" zu lesen. Allah, in der Bedeutung "der (eine) Gott", ist in der arabischsprachigen Welt das Wort, mit dem in allen drei monotheistischen Weltreligionen – Judentum, Christentum und Islam – der eine Gott bezeichnet wird.

Die Fresken

Außer den Fresken, die fast den gesamten Kirchenraum bedecken, ist an Interieur nur eine einfache Altarmensa mit einem romanischen Kruzifix aus der Pürgger Pfarrkirche vorhanden. Die Fresken stammen aus dem dritten Viertel des 12. Jahrhunderts. Als Auftraggeber wird der Traungauer Markgraf Ottokar III. (11251164) vermutet, der auch als eine der beiden links und rechts der Chorraumöffnung dargestellten Stifterfiguren angesehen wird. Die ausführenden Künstler werden dem Salzburger Kunstkreis zugeschrieben, wobei die Bilder erkennen lassen, dass sie mit der byzantinischen Kunst vertraut waren. Die Fresken zählen zu den besterhaltenen dieser Zeit.

Die Sockelzone der Fresken bildet ein gemalter Vorhang. Darüber folgt der etwa zwei Meter hohe Hauptstreifen, auf dem an der Nordseite das Wunder der Brotvermehrung und auf der Südseite Themen um Christi Geburt dargestellt sind. Am westlichen Ende findet sich das profane Motiv des Katzen-Mäuse-Krieges nach Äsop. Im oberen Bildstreifen stehen die törichten Jungfrauen (Nordseite) den klugen (Südseite) gegenüber. Neben dem Triumphbogen sind die Opfer von Kain und Abel dargestellt. Im Schmuckband um den Triumphbogen ist, umrankt von Arabesken, in mehrfacher Wiederholung in altarabischer Schrift und mit leichter Entstellung das Wort Allah, die arabische Bezeichnung für den einen Gott in allen monotheistischen Religionen, zu lesen.

Im Chor sieht man an der Ostwand für das Patrozinium der Kirche Johannes der Täufer (links) und Johannes Evangelist (rechts), während sich an den Seitenwänden zwei heilige Bischöfe mit regionalem Bezug (swiki:Rupert[2] und swiki:Virgil?) und zwei Gestalten aus dem Alten Testament mit Kronen und Schriftrollen (David und Melchisedek?) gegenüberstehen. In den vier Segmenten des flachen Gewölbes des Chors finden sich die Evangelistensymbole Stier, Löwe Adler und Mensch neben der zentralen Darstellung von Christus als Lamm mit Kreuznimbus und Kreuzfahne.

Im gesamten Kirchenraum sind die figürlichen Szenen durch vielfältigen ornamentalen Schmuck bereichert. Zumeist streifenförmig angeordnet, imitiert die Ornamentik häufig Marmor- und Stoffmuster oder bildet pflanzliche beziehungsweise rein geometrische Formen.

Geologischer Untergrund der Kapelle

In den Jahren 20122013 kam es zur Sanierung und Erneuerung des Fußbodens der Kapelle. Dabei wurde das gesamte Erdreich bis zum Festgesteinsuntergrund abgetragen und für den späteren Wiedereinbau einstweilen zwischengelagert. Diese Freilegung bot Forschern die Möglichkeit, die Biologie und Geologie innerhalb und außerhalb der Kapelle zu untersuchen.

Es steht fest, dass die Johanneskapelle - so wie auch die Katholische Pfarrkirche zum hl. Georg - auf Dachsteinkalk errichtet wurde. Er besticht hier durch mittelgraue Farbe und weiße Calcit-Adern. Außerhalb der Kapelle konnten keine Spuren glazialer Überprägungen gefunden werden. Der Kapellenboden jedoch ist Großteils wellig und uneben. Vor dem Eingang zum Altarraum wurden deshalb zwei Stellen gereinigt und dabei kamen zahlreiche parallele, wohl glazial verursachte feine Schrammen zum Vorschein.

An der Nordseite des Langhauses fallen die Kalksteinschichten steil nach Norden ein. Deshalb sind die Grundmauern hier am tiefsten verankert und die Bodenauffüllung erreicht ihr Maximum.

Bildergalerie

weitere Bilder

   Johanneskapelle Pürgg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Quellen

Einzelnachweise

  1. Quelle www.kraftort.org
  2. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki
  3. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki