Markus Pichler vulgo Ganser Marx

Markus Pichler vulgo Ganser Marx (* 1853 in Weißenbach war ein legendärer Wilderer im Bereich der Niederscheibenbergalm im Nordosten des [[Bezirk Liezen|Bezirks Liezen].

Geschichtliche Notizen über den Ganser Marx

Die "Steirische Alpenpost" berichtet in ihrer Ausgabe vom 10. September 1893:[1]

Aus dem Gerichtssaale.

Vor dem k. k. Kreis- als Erkenntnisgericht Leoben..
(Orginalbericht.).

Oeffentliche Gewaltthätigkeit und schwere körperliche Beschädigung. Josef Ganser, 37 Jahre alt, in Landl geboren, nach Palfau zuständig, Werksarbeiter, und Markus Pichler, 40 Jahre alt, in Weißenbach geboren, nach Palfau zuständig, beide vorbestraft und bekannte Raufer, veranlaßten am 3. Juli d. J. nachts ohne erhebliche Ursache in Großraming eine Rauferei mit dem Flößer Adalbert Hansel und Genossen, wobei Hansel vier schwere Verletzungen erlitt. Die beiden Flößer Auer und Kunzleitner, sowie der Flößermeister Wöhrenschimmel zogen sich, um nicht auch mißhandelt zu werden, in das Wohnzimmer des Letzteren zurück, wohin ihnen Ganser und Pichler, mir Holzscheitern bewaffnet, folgten. Kunzleitner wurde von ihnen zum Fenster hinausgeworfen und dann miß­handelt, worauf sie über Auer herfielen und ihm mehrere Hiebe über den Kopf versetzten. Ganser wurde zu 1 Jahr, Pichler zu 1½ Jahren schweren Kerker mit monatlich 1 Fasttag verurtheilt.

Die "Salzkammergut-Zeitung" schreibt in ihrer Ausgabe vom 5. November 1911:[2]

Ein berüchtigter Wilderer.

Wie wir kürzlich erfuhren, hat ein gewisser Ganser Marx in Lassing bei Liezen seinen eigenen Herrn in seiner Eigenschaft als Jagdaussichtsorgan bestohlen. Dieser Ganser Marx, der eigentlich Markus Pichler heißt, ist eine jener Wilderergestalten, die, wenn sie vor 100 Jahren gelebt hätte, vom Volke mit einem Sagenkranze umwoben worden wäre. Kürzlich wurde er von dem Baron Rotschildschen Oberförster Anton Blaschek und dem Förster Franz Rosenblattl ans dem Hochscheiberg, nahe der steirischen Grenze, beim Wildern ertappt und festgenommen. Marx schlug das Ge­wehr gegen Rosenblattl an, drückte ab, aber zum Glücke versagte der Schuß, worauf sich die zwei Forstbeamten auf den bärstarken und gefürchteten Wil­derer warfen, ihn bewältigten und dem Kreisgerichte St. Pölten über­stellten. Interessieren wird es viele Kenner des Volkslebens in der nord­westlichen Steiermark, daß Markus Pichler, wie uns Oberlehrer Karl Reiterer ans Wettmannstätten, früher in Weißenbach, mitteilt, seinerzeit zwischen Landl und Hieflau jahrelang in einer Höhle lebte, und von dort aus seine Streifzüge als Wilderer unternahm. Die findigsten Jäger ver­mochten den Raubschützen nicht ausfindig zu machen, bis Beerensucher zu­fällig zur Höhle des Wilderers kamen und dies im Tale erzählten. Zwei Jäger nahmen hierauf den Wilderer gefangen.

Wie Herr Reitterer vom Jäger Windhager hörte, ging Marx (Marks — Markus) nur von Zeit zu Zeit ins Tal, wenn er Wasser, Tabak und Branntwein benötigte. Für ein Paket Tabak (8 h) gab er oft eine Gemse oder ein Reh her. Das nützten manche aus: wie erinnerlich, kamen ganz sonderbare Tauschgeschichten aus Tageslicht, als man Pichler in Leoben beim Kreisgerichte verhörte und es wurden mehrere Personen wegen Hehlerei in die Geschichte verwickelt.

Der heute noch in Trieben stationierte Gendarmerie-Wachtmeister Pro­haska, seinerzeit in St. Gallen, war es, der den Wilderer an das Kreisgericht Leoben einlieferte. Pichler soll, im Eisenbahnabteil sitzend, plötzlich nasse Augen bekommen haben. Als ihn der Gendarm fragte, was die Ur­sache seines Schmerzes sei, antwortete er: "Weil ich keinen Tabok rauchen darf." Ist es nicht überaus charakteristisch, daß ein Aelpler zum Wilderer-Handwerke greift, dabei aber die größten Entbehrungen zu überstehen hat, während er, einer ehrlichen Arbeit nachgehend, alles bekäme, was er sich wünscht? Wildererleidenschaft.

Wie uns noch mitgeteilt wird, hat Markus Pichler und sein Bruder seinerzeit einen halbtot geschlaqen, wofür er eine mehrjährige Kerkerstrafe erhielt. Pichler ist er vor nicht langer Zeit aus der Strafanstalt Kalau in Graz gekommen. Er erhielt, wie oben erwähnt, eine Jagdaufseherstelle, konnte aber das Wildern nicht lassen, weshalb er entlassen wurde. Aus Aerger darüber mag er wieder das Wildererleben be­gonnen haben.

Quellen

  1. ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 10. September 1893, Seite 6
  2. ANNO, "Salzkammergut-Zeitung", Ausgabe vom 5. November 1911, Seite 5