Andreas Georg Zedler
Andreas Georg Zedler (* 26. September 1730 in Neuhaus; † nach 1782 in Keresztur, Ungarn) war Hackenschmied und eines der letzten Opfer der Ennstaler Protestantenvertreibung nach Iklad.
Leben
Der vierte Sohn von Michael Zedler der Ältere, Hackenschmied in Neuhaus, und Maria Scherer heiratet am 13. August 1756 in St. Stefan ob Leoben Agnes Grössinger. Er ist als Schmied außer Pressnitz genannt. In St. Stefan ob Leoben kommen vier Kinder des Paares zur Welt, wovon zwei im Säuglingsalter sterben. Von Paul Wölzer kaufte Andreas die Schmiede sicher mit Hilfe seines Vaters. Nach dem Tode seines Vaters, kommt er in Schwierigkeiten. Wann er genau verhaftet wird ist unbekannt. Spätestens am 12. November 1764 wird er ins Konventionshaus nach Judenburg gebracht. Diese Mischung aus Kloster, Straf und Arbeitslager diente zur Umerziehung von Protestanten. Seine Frau Agnes wird ebenfalls hier untergebracht. Am 20. April 1765 wird Andreas die Schmiede entzogen. Im Zuge dessen muss er für Verpflegung und das Bett im Konventionshaus für sich und seine Frau aufkommen. Ebenso werden weitere 100 Gulden für die Reparatur der Schmiede und Behausung, welche durch einen Brand entstanden waren, abgezogen. Die Schmiede war mit 170 Gulden bewertet worden. Wo sich in dieser Zeit die Kinder befinden ist unklar. Im Zuge der Gegenreformation wird er 1765 zusammen mit seiner Frau Agnes als einer der letzten nach Ungarn ausgesiedelt.[1][2]. Seine beiden Kinder, der vierjährige Franz und die zweijährige Elisabeth, bleiben zurück.
Sein Stamm ist bis im Jahre 1936 noch mit zwei Familien in Keresztúr ansässig.[3]
Verbotene Korespotenz
Nach der grausamen Ennstaler Protestantenvertreibung nach Iklad versuchen immer wieder die nach Ungarn Vertriebenen zurückzukommen, um Kontakt oder zumindest Nachrichten von den zurückgelassenen Familienmitgliedern zu erhalten. Manchmal auch um finanzielle Angelegenheiten zu klären. Der Kontakt mit ihnen ist der ansässigen Bevölkerung verboten, genauso wie die Korrespondenz.[4]
Als ein Beispiel kann hier der Brief von Andreas Zedler an seinen Bruder im Jahre 1775 gelten. Dieser wurde von Johann Feichtner, der sich zusammen mit Franz Stenitzer von Ungarn aus ins Ennstal nach Wörschachwald aufgemacht hatte, um Verwandte zu kontaktieren, an Michael Zedler den Jüngeren überbracht.
Inhalt des Briefes
Schreibweise nach der Transkripion von Paul Dedic beibehalten
- "Mit Gott
- Liebster Prutter wan dich Sambt den deinen in guter zufrydenheyd andröffen meine Zeill so soll
- es mich erfreyem was ich von ganzer pluttesfreyndtschaft hoffe und wunsche alein ich Pite
- allseiz sie wollen auch ihren Pluttesfreyndt den Fränzl meynen Sohn in gedechnus halten und"
- selben zu seyneß Vaters proussion verhalten. Den es möhte ihnen an kinfftigen und zeitlichen"
- vill gediehen Sindemallen mich gesögnet hat der Himmel das ich 69fl jerliches prozento zu"
- haben habe so es eure sicherliche Arweith erlasset mir pey dieser gelögenheydt wennig zu "
- penachrietygen "
- göttlichen schutz befolen"
- 27 April 1775 Andre Zedler schmit zu Keresztúr"
Im Brief bittet Andreas Zedler darum, dass sein Bruder an seinen Sohn Fränzl, der mittlerweile 14 Jahre ist, denkt. Ihm hilft, dass er auch Schmied wird und dass er ein wenig Nachricht erhält.
Nachdem die Boten verhaftet worden waren und Johann Feichter angab, beim Schmied in Neuhaus gewesen zu sein, um eben diesen Brief zu übergeben, musste Michael Zettler den Zettl an den Pfleger Karl Steinhardt in Irdning übergeben. Michael bittet diesen, das Beste zu tun, dass er keine Ungelegenheit mehr habe. Interessant ist, dass Michaels Sohn später nach Admont ins Benediktinerkloster kommt und als Pater Justus Zedler bekannt wird. Was aus Andreas Zedlers Sohn Franz Zedler wurde, ist zur Zeit unbekannt.
Literatur
- Stephan Steiner: Rückkehr unerwünscht: Deportationen in der Habsburgermonarchie der Frühen Neuzeit und ihr europäischer Kontext, Bölau Verlag 2014
Quellen
- Ennstalwiki-beiträge und deren Quellen
- Matriken der Pfarren St Georgen ob Leoben
- Buch Deutsche Forschungen in Ungarn von Franz Basch, Anton Tafferner, 1940
- Auszüge Artikel Paul Dedic Reproduktionsanfrage Christine Reiter von der Österreichischen Nationalbibliothek (ANNO)
- Verbotene Korrespondenz. Egodokumente von Transmigranten, Flüchtlingen und Zwangsrekruten (1733–1789) - Ein Werkstattbericht
Vortrag gehalten am 23. November 2016 in Wien beim Kulturtag der Orden im Rahmen der Herbsttagung der Ordensgemeinschaften. Von Küppers-Braun
- Landesarchiv Steiermark , Grundbuch Herrschaft Kaisersberg GB-I-1842, 1755 Kaufabhandlung und übergabeprotokoll
- Landesarchiv Steiermark , Grundbuch Herrschaft Kaisersberg GB-I-1846, 1765 Inventarium des Emigranten Andreas Zedler
- Landesarchiv Steiermark , Grundbuch Herrschaft Kaisersberg GB-I-1849, 1782 Erbverzicht auf das Erbe von Agnes Grössinger