Oberuferer Weihnachtsspiele

Im Advent 1950 wurde ein mittelalterliches Krippenspiel im Benediktinerstift Admont gezeigt.
Über das mittelalterliche Krippenspiel
Im sogenannten Pfarrheim des Benediktinerstiftes wurde im Dezember ein altsteirisches Krippenspiel gezeigt, das in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von österreichischen Ansiedlern auf den sogenannten Haideboden, dem Gebiet des heutigen Burgenlandes, mitgebracht wurde. Es geriet im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Nur in einer einzigen Gemeinde, in Oberufer, in der Nähe von Preßburg war das Spiel von Vater auf Sohn vererbt erhalten hat. Es war in der volkskundlichen Literatur als "Oberufer Weihnachtsspiel" bekannt. Es wurde Mitte des 19. Jahrhundert vom Literaten Karl Julius Schröer entdeckt und erstmalig aufgezeichnet. Der Überlieferung von Oberufer gemäß wurde es zeitweise, also nicht jährlich, vom ersten Adventsonntag bis zum Dreikönigstag jeden Sonn- und Feiertag von den Burschen des Dorfes aufgeführt.
Die Aufführung der in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts konnten nur nach längeren Pausen und mit großer Mühe durchgeführt werden. Daher hatte Schriftsteller Karl Benjovsky 1933 beschlossen, nach einer Unterbrechung von sieben Jahren eine Wiederaufführung der Spiele durchzuführen. Mit Unterstützung der Gemeinde Oberufer und der Stadtgemeinde Preßburg konnte unter seiner Leitung mit Hilfe des letzten "Lehrmeisters" von Oberufer, Karl Birnbaum, im Winter 1933/934 das Spiel mit großem Erfolg wieder aufgeführt werden. Aus Anlass dieser Aufführungen ergänzte Benjovsky den Text und die Singweise der Spiele authentisch, die er dann 1934 in Buchform veröffentlichte.
Die "Oberuferer Weihnachtsspiele" bestanden aus dem "Christigeburtspiel", dem eigentlichen Krippenspiel, dem "Spiel vom Sündenfall", auch "Paradiesspiel" genannt, und dem Fastnachtsspiel "Schuster und Schneider", das von Benjovsky zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Gesangsweisen und Texte der Spiele gehörten längst vergangenen Jahrhunderten an. Infolge der Zwangsaussiedlung der deutschsprechenden Bevölkerung aus der damaligen Tschechoslowakei waren die Träger dieser Spiele, die Burschen von Oberufer, in alle Winde verstreut. Es bestand also die Gefahr, dass dieses uralte österreichische Kulturgut in Vergessenheit geraten könnte.
Unter dem Ehrenschutz des Ennstaler Arbeitskreises für Heimatpflege und seines Vorsitzenden, des Regierungsrates Dr. Kurt Fossel in Liezen, sollte im Advent 1950 das "Christigeburtspiel" mit Unterstützung des Prof. Dr. Adalbert Krause O.S.B. vom Stiftsgymnasium Admont der Benediktiner in Admont von den Maturanten des Stiftsgymnasiums aufgeführt werden.
Die Aufführungen
Die Aufführungszeiten waren der Sonntag, 3. Dezember, 14:30 Uhr (1. Adventsonntag), Freitag, 8. Dezember, 14:30 Uhr (Maria Empfängnis), Sonntag, 17. Dezember, 14:30 Uhr (3. Adventsonntag) und Donnerstag, 21. Dezember, 14:30 Uhr.
Quelle
- ANNO, "Obersteirische Zeitung", Ausgabe vom 21. November 1950, Seite 3