Hermann Friedmann und Josef Körner

Die beiden Wiener Alpinisten Hermann Friedmann und Josef Körner verunglückten beide am 24. Mai 1931 tödlich in den Ennstaler Alpen an der Hochtor-Nordwand.

Bericht im "Der Gebirgsfreund"

Opfer der Berge. Zwei junge, hoffnungsvolle Bergsteiger, der 17jährige Sepp Körner und der 18jährige Hermann Friedmann, beide Mitglieder unserer Jugendgruppe, letzterer auch Mitglied des Touristenvereins "Die Naturfreunde", stürzten am Pfingstsonntag vom Pfannlweg der Hochtor-Nordwand, und zwar von den "Maischberger-Fasseln", 300 in tief ab.

Am 27. Mai mittags wurde der Alpine Rettungsausschuß Wien von der nicht erfolgten Rückkehr der beiden jungen Bergsteiger verständigt; er veranlaßte sofort, daß von der Rettungsstelle Admont die Nachforschungen in den in Betracht kommenden Hütten aufgenommen wurden, wobei sich heraus­stellte, daß beide die Nacht vor Pfingstsonntag in der Haindlkarhütte verbracht und als Ziel "Hochtor-Nordwand, Pfannl­weg" ins Hüttenbuch eingeschrieben hatten, jedoch in der Heßhütte nicht eingelangt und auch im Gipfelbuch auf dem Hochtor nicht eingetragen waren.

Noch am 27. Mai nachts gingen von der Rettungsstelle Admont Revierinspektor Wierauer, Bergführer-Aspirant Loidl und Gendarmeriebeamter Göbel zur Haindlkarhütte ab. Am nächsten Tage früh langte Obmann-Stellvertreter Nemecek mit den Mitgliedern der freiwilligen Rettungs­mannschaft des Alpinen Rettungsausschusses Wien Hubert Peterka, Rudolf Fraifl, Fabian Knebl, Ernst Brauner und Josef Souschek in Gstatterboden ein; sie begaben sich ebenfalls zur Haindlkarhütteund stiegen von dort unverzüglich zum Einstieg des Pfannlweges auf.

Inzwischen hatten die schon zeitlich früh von der Haindlkarhütte abgegangenen Admonter etwa 400 in oberhalb des Einstieges, im Kreuzelkamin, die zerschmetterten Leichen der beiden verunglückten aufgefunden. Die sehr rasch nachkommende wiener Mannschaft brachte gemeinsam mit den Admontern die Leichen aus der Wand. Noch am selben Tage wurde der Abtransport der Toten bis zum Peternpfad-Zustieg durchgeführt, von wo die Leichen tags darauf durch Träger zutal gebracht wurden, die in verhältnismäßig kurzer Zeit durchgeführte Bergung ist vor allem dem kameradschaftlichen Zusammen­arbeiten aller Beteiligten zu danken.

Möge dieses bedauerliche Unglück eine Warnung sein für die vielen jungen Bergsteiger, die so wie die verunglückten glauben, sich nach einigen gelungenen schwierigen Kletterfahrten am Peilstein und auf der Raxalpe schon an die größeren Turen der Ennstaler Berge heranwagen zu können. Sieben Todesopfer hat das Gesäuse heuer bereits gefordert! Angesichts dieser erschreckenden Tatsache ist wohl die eindringliche Mahnung sehr am Platze, die persönliche Leistungsfähigkeit niemals zu überschätzen und den Rat erfahrener Bergfreunde zu befolgen, schwere Berg­fahrten erst nach jahrelanger und gründlicher Vorbereitung zu unternehmen und im beson­deren auch die jeweiligen Witterungsverhält­nisse in Betracht zu ziehen.

Quelle

  • ANNO, "Der Gebirgsfreund", Ausgabe vom Juni 1931, Seite 121