Gemeinderatssitzung in Trieben

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Dieser Artikel berichtet von Gemeinderatssitzungen in Trieben in der Stadt Trieben.

Sitzung vom September 2015

Die Sanierung öffentlicher Gebäude war das zentrale Thema der vergangenen Gemeinderatssitzung in Trieben.

Im Zuge dieser Maßnahmen werden einige Objekte künftig nicht nur in neuem Glanz erstrahlen, sondern auch eine andere Nutzung erfahren. "Heute geht es darum, die Weichen zu stellen. Denn es wird kaum möglich sein, alle Projekte, die wir uns wünschen, auch umsetzen zu können", eröffnete Bürgermeister Helmut Schöttl (SPÖ) die vergangene Gemeinderatssitzung.

Konkret handelt es sich bei diesen Wunschprojekten um den Turnsaal der Volksschule Trieben, das Freizeitheim, die Taverne und die ehemalige Volksschule des Ortsteils St. Lorenzen. Auch einen externen Berater hat man sich dabei ins Boot geholt – Baumeister Ing. Harald Gierer hatte vorab die Gebäude fachkundig beurteilt und eine Kostenaufstellung für Umbauarbeiten und Sanierungsmaßnahmen geliefert.

Arztpraxis im Freizeitheim

Die ortsansässige praktische Ärztin Dr. Claudia Burgstaller sei an ihn herangetreten, da sie ihre Praxis in die Stadtmitte verlegen wolle, erklärte Bürgermeister Schöttl im Zuge der Sitzung. Mit der Übersiedelung in das Freizeitheim könne man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die Arztpraxis hätte eine zentrale Lage und zusätzlich könne man durch diese Maßnahme den Hauptplatz beleben. Denn eine Ordination wäre durchaus ein Frequenzbringer, so Schöttl.

Darüber hinaus würden künftige Mieteinnahmen den finanziellen Abgang, den das Freizeitheim jährlich verursache, teilweise abfedern. Denn dieser sei beträchtlich, sagte Schöttl und legte Zahlen auf den Tisch. 2014 beliefen sich die Mieteinnahmen auf 9.700 Euro. Im Vergleich dazu betrug der finanzielle Abgang zwischen 50.000 und 60.000 Euro.

Kritisch wurde dieser Vorschlag jedoch von Vizebürgermeister Helmuth Distlinger (SPÖ) betrachtet. Eine Arztpraxis im Freizeitheim sei für ihn ein Fremdkörper und eine Symbiose zwischen Veranstaltungen und Ordinationsalltag schwierig. Zudem würden die Kosten für die Umbauarbeiten die gesamte finanzielle Reserve der Stadtgemeinde verschlingen. Denn die Umbauarbeiten beliefen sich auf rund 170.000 Euro.

Durchaus Zustimmung erntete Schöttl aus den Reihen der ÖVP. Der zweite Vizebürgermeister, DI Dieter Harzl, sowie der Großteil des Gemeinderates teilten die Ansichten des Bürgermeisters und so wurden Umbauarbeiten und Ordinationsverlegung beschlossen.

Verlegung der Musikschule

Als unpassenden Platz für eine Musikschule wurde die Taverne, ein historisches Haus aus dem 17. Jahrhundert, im Zuge einer schulbehördlichen Prüfung vom zuständigen Inspektor bezeichnet. In dessen Bericht sei zu lesen, dass aufgrund des denkmalgeschützten Gebäudes eine Sanierung äußerst schwierig sei und deshalb eine Verlegung befürwortet würde. Nun wolle man die pädagogischen Einrichtungen der Stadt zusammenfassen und dies auch räumlich umsetzen, lautete Schöttls Ansatz – er schlug als passende Unterbringung der Musikschule den Turnsaal der Volksschule Trieben vor. Im erst kürzlich generalsanierten Schulgebäude sei aufgrund der Errichtung eines externen Turnsaals der vorhandene Bewegungsraum abkömmlich.

Diese Freifläche von rund 200 Quadratmetern könnte nach dementsprechender Adaptierung die Musikschule künftig beherbergen. Das Land würde diesen Umbau befürworten und einen Betrag von 100.000 Euro hinzuschießen. Auch zu diesem Punkt brachte Vizebürgermeister Distlinger seine Bedenken vor. Die gesamten Umbaukosten seien hoch und beliefen sich auf rund 350.000 Euro. Darüber hinaus müsste die Ostseite der erst kürzlich generalsanierten Volksschule wieder aufgerissen werden.

Zustimmung kam wiederum von der ÖVP. Vizebgm. Harzl stünde einer Konzentration von pädagogischen Einrichtungen durchaus positiv gegenüber. Genauso gespalten wie die beiden Vizebürgermeister beurteilte auch der restliche Gemeinderat die Verlegung der Musikschule in die Volksschule. Diese wurde mit nur knapper Mehrheit beschlossen.

Sorgenkind Taverne

Das Sorgenkind unter den sanierungsbedürftigen Gebäuden heißt Taverne. Errichtet als erstes Haus von Trieben im 17. Jahrhundert, beherbergt das historische Bauwerk derzeit noch die Musikschule. Ganze 1,2 Millionen Euro für Gesamtsanierung des denkmalgeschützten Hauses müsste die Gemeinde Trieben in die Hand nehmen. Und das sei finanziell nicht verkraftbar, so der Bürgermeister. Darum sei das "Sorgentelefon" gerade in den letzten Wochen heiß gelaufen, denn Schöttl habe die Siedlungsgenossenschaft Ennstal mit ins Boot geholt.

Eine genaue Nutzung müsse man noch abklären. Doch wichtig sei ihm, so Schöttl, auch Wohneinheiten in die Taverne zu integrieren. So könne man zusätzliche Mieteinnahmen lukrieren. Stieß Schöttl in diesem Punkt auf viele Einwände, konnte er doch die Mehrheit des Gemeinderates von dieser Idee überzeugen. Vorerst hinten anstellen müssen sich die Vereine des Ortsteils St. Lorenzen. Aufgrund der vielen Vorhaben ist eine Adaptierung des ehemaligen Volksschulgebäudes zum Vereinshaus derzeit aus finanziellen Gründen nicht möglich. Doch man habe mit den Vereinsobmännern gesprochen und sei dabei durchaus auf Verständnis gestoßen. Denn auch wenn eine Sanierung derzeit nicht durchführbar ist, kann das Gebäude trotzdem von den Vereinen genutzt werden, so Schöttl.

Leerstände als Flüchtlingsquartiere

Nicht nur bei der vergangenen Gemeinderatssitzung standen Gebäude und ihre künftige Nutzung im Mittelpunkt. Auch bei kürzlich stattgefundenen Bürgerversammlung standen zwei Wohneinheiten im Stadtgebiet von Trieben im Zentrum des Geschehens.

Denn in diesen beiden Wohnungen sollen künftig 15 oder 16 Asylwerber untergebracht werden. "Wir werden uns diesem humanitären Auftrag nicht verschließen", erklärte Bürgermeister Schöttl gegenüber dem "Ennstaler".

Zur Versammlung waren der steirische Flüchtlingskoordinator Dr. Kurt Kalcher, Bezirkshauptmann Dr. Josef Dick sowie Vertreter von Jugend am Werk, der Caritas und des Beratungszentrums Zebra erschienen, um die Bevölkerung umfassend zu informieren. "Natürlich herrscht bei vielen auch Unsicherheit, die wir teilweise nehmen konnten. Besonders freut es mich, dass einige Freiwillige ihre Hilfe angeboten haben", so Schöttl. Zusätzlich zu den beiden Wohneinheiten hat auch die RHI Trieben ihr Gästehaus für Flüchtlinge geöffnet. Hier können weitere zehn Personen untergebracht werden und auch Privatpersonen sowie Gewerbetreibende haben sich bei zuständigen Stelle des Landes vormerken lassen und stellen falls nötig Unterkünfte zur Verfügung.

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