Klimaforschung in Dolinen

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Übersicht der Dolinenstandorte

Um die klimatischen Verhältnisse in Dolinen zu untersuchen, widmete sich Mag. Ferdinand Prenner des Naturparks Sölktäler einem Projekt zur Klimaforschung in Dolinen der Region.

Grundlagen

Das Dachsteingebirge, Kemetgebirge und Tote Gebirge bieten optimale Voraussetzungen für die Erforschung des Klimas innerhalb von Dolinen. Wichtig sind dabei die optimale Größe, der Böschungswinkel, die Abschirmung und die Seehöhe der Doline. Außerdem sind eine optimale Wetterlage, eine strahlungsstarke Nacht, eine geschlossene Schneedecke und Windstille Voraussetzungen für ein repräsentatives Ergebnis.

Insgesamt wurden folgende vier Dolinen zur Klimamessung ausgewählt:

Die genaue Lage ist in der Grafik "Übersicht der Dolinenstandorte" ersichtlich.

Der Forschungszeitraum verlief über vier Jahre hinweg, von 2007 bis 2010. Die Messwerte sind primär Temperaturwerte, die im fünf-Minuten-Intervall abgespeichert wurden. Durch diesen Kurzintervall konnten auch kurzzeitige Schwankungen detektierte werden. Auch Wind- und Feuchtewerte wurden zum Teil erfasst.

Prinzip der Kaltluftbildung in Dolinen

In Dolinen sammelt sich die Kaltluft in Form eines Sees an. Dieser Kaltluftsee ist zur Gänze das Resultat des strahlungsbedingten Abkühlungsprozesses von Bewegungen, die in der planetaren Grenzschicht[1] ablaufen. Diese Bewegungen und in weiterer Folge das Kälterwerden der Luftmassen, ist auf verschiedene meteorologische und topografische Faktoren zurückzuführen. Für die Erforschung von Dolinen sind die meteorologischen Faktoren die atmosphärischen Betrachtungsweisen, das Strahlungsverhalten und die Temperaturinversionen. Die topografischen Faktoren sind die Dolinengröße, die Seehöhe, der Böschungswinkel und die Abschirmung. Damit sich kalte Luft in Bewegung setzt, ist ein Dichteunterschied nötig. Dabei gerät nicht die gesamte Kaltluftmasse in Bewegung, sondern sie beginnt in kleinen Pakete abzuströmen.

Ergebnisse

Die Auswertung der Messaufzeichnungen lieferte folgende grundlegende Ergebnisse:

Dolinenbezeichnung Messwertbereiche Temperaturwert und Messmonat
Grafenberg Doline (1 732 m Seehöhe) abs. Minimum -42,9°C (Jänner 2008)
tiefstes mittl. tägl. Minimum -27,4°C (Jänner 2009)
tiefstes Monatsmittel -17,1°C (Jänner 2009)
Miesboden Doline (1 406 m Seehöhe) abs. Minimum -40,8°C (März 2010)
tiefstes mittl. tägl. Minimum -25,3°C (Jänner 2009)
tiefstes Monatsmittel -15,2°C (Jänner 2009)
Scheichenspitzkar Doline (2 384 m Seehöhe) abs. Minimum -48,4°C (Jänner 2008)
tiefstes mittl. tägl. Minimum -18,4°C (Dezember 2007)
tiefstes Monatsmittel -11,0°C (Jänner 2009)
Augstwiesenalm Doline (1 326 m Seehöhe) abs. Minimum -38,7°C (Jänner 2008)
tiefstes mittl. tägl. Minimum -19,3°C (Februar 2008)
tiefstes Monatsmittel -13,0°C (Dezember 2007)

Außerdem wurde festgestellt, dass sich eine Abschirmung der Doline gegen Süden hin positiv auf den Abkühlungsprozess auswirkt, da die Beschattung der Senke und des Grundes früher beginnt. Die Größe - sowohl vertikal, als auch horizontal - muss nicht zwingend mit dem Abkühlungsprozess in Verbindung stehen.

Quellen

  • Bendix, J.: Geländeklimatologie, Gebr. Borntraeger Verlagsbuchhandlung, 2004
  • Häckel, H.: Meteorologie, 4. völlig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer, 1999
  • Prenner, F.: Extreme Kältepole - Klimatische Verhältnisse in Dolinen. in: Pistotnik, U, Spitzbart, I & Weidinger J. T. (Hrsg.) (2014). Der Dachstein im Klimawandel. Gmundner Geo-Studien 5, Gmunden, Erkudok Institut in den K-Hof Museen
  • Spektrum Verlag - Online Lexikon für Physik: planetare Grenzschicht [online]. URL 15.07.2016

Einzelnachweise

  1. ist die untere Schicht der Atmosphäre bis etwa 1 000 m Höhe, in der Luftströmungen dem Einfluss der Bodenreibung unterliegen