Bader und Wundärzte
Die Bader im heutigen Bezirk Liezen waren seid dem Mittelalter die Versorger der Bevölkerung in medizinischen Angelegenheiten. Sie waren die Vorgänger der heutigen Ärzte.
Berufsbild und Geschichte
Bader, oder auch Stübner (vgl. Badstübner), ist die Berufsbezeichnung für den Betreiber einer Badstube. Der Beruf ist seit dem Mittelalter bekannt. Das Badewesen dürfte zur Zeit der Kreuzzüge entstanden sein. Zurückkehrende Kreuzfahrer brachten aber nicht nur die Badekultur des Orients nach Europa, sondern auch die arabische Lepra, die man im Okzident Aussatz nannte. Nun erhoffte man sich in Schwitzbäder Heilung von dieser Krankheit. Bald wurde das Badewesen zu einer der Hauptfröhlichkeiten der Bevölkerung.
Einerseits waren Bader die "Ärzte der kleinen Leute", die sich keinen Rat bei den studierten Ärzten leisten konnten. Andererseits waren sie aber bis ins 18. Jahrhundert wichtige Gehilfen der akademisch gebildeten Ärzteschaft, weil diese die Behandlung von Verletzungen und offenen Wunden sowie chirurgische Eingriffe scheuten. Vor allem in ländlichen Gebieten war die medizinische Versorgung durch studierte Ärzte noch nicht möglich.
Im Ennstal und Ausseerland gehörten die Bader zu den geachtetsten Berufen. In fast allen Märkten des Bezirkes waren Bader ansässig. Sie stammten meist aus der Bürgerschaft der Orte. Im 18. Jahrhundert begann eine langsame Umstellung auf eine akademische Ausbildung der ehemaligen Bader und Wundärzte. Viele Badersöhne kamen in den Genuss einer guten medizinischen Ausbildung und wurden so im 19. Jahrhundert die ersten "echten" Ärzte in der Region.
Baderfamilien in der Region
Wie in der ständischen Gesellschaft üblich wurden auch bei den Badern die Berufe meist vererbt bzw. blieb man bei Heiraten meist unter sich. Zum zusätzlichen Brotwerwerb waren viele Baderfamilien nebenher auch Gastwirte und waren so auch oft mit den bekannten Bürger- und Gastwirtefamilien familiär verbunden.
Die bekanntesten Baderfamilien der Region waren:
- Gasteiger, Bader im Markt Irdning und Öblarn
- Hammerl, ("Baderhammerl"), Bader im Markt Irdning, danach Bader bzw. Hallamtsbader in Bad Aussee
- Lobenstock, Bader in Bad Mitterndorf und Liezen
- Miller, Bader und Wundärzte im damaligen Markt Schladming
- Neuper, Bader im Markt Admont
Quellen
- Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia
- Forschungsarbeit in div. Pfarrmatriken, Aufsätzen etc., unveröffentlichtes Manuskript von Benutzer:Dietersdorff Autor des Artikels
- Palla, Rudi: Verschwundene Arbeit, Christian Brandstätter Verlag, Wien, 2010, ISBN 978-3-85033-327-6, Seite 15f