Verhaftung des Rudolf Schlössern

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Mit der Verhaftung des Rudolf Schlössern am 24. Mai 1926 in Stainach endete nicht nur das betrügerische Treiben bei der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft, sondern es bedeutete auch das Ende des Gestüt Stainach.

Die Geschichte

Die Verhaftung des Rudolf Schlössern sorgte deshalb für Aufsehen, war er doch einer der bedeutenden Rennstallbesitzer in Wien. Unter den Namen Gestüt Stainach betrieb er in Stainach ein Gestüt, das 46 Pferde umfasste.

Als die Direktion der Ersten Donaudampfschifffahrtgesellschaft bei der Kassa des gesellschaftlichen Lagers am Praterkai größere Abgänge feststellte, wurden der Lagerverwalter Wassilie Kapusch und der Lagerhausadjudant Rudolf Schlössern verhaftet. Beide legten ein Geständnis ab und beschuldigten sich gegenseitig.

Schnell wurde klar das die Schadenssumme größer war als zugegen, denn der Lebensstil der beiden Verdächtigen sprach für sich. Vor allem Rudolf Schlösser pflegte einen aufwendigen Lebensstil. Neben einen Auto, wurde eine Wohnung in Wien gekauft und teuer eingerichtet. Rudolf Schlössern kaufte sich noch eine Villa in Stainach und baute dort einen Rennstall auf, welchen er mit seiner Frau betrieb. Er reiste nach Amerika um teure Reitpferde zu kaufen. Auch pachtete er Jagden in Ketten und Fischern. Dazu gehörten noch großzügige Geschenke an die Geliebte und Beteiligungen an diversen Firmen.

Die Gerichtsverhandlung

Im Dezember 1926 kam es zur Verhandlung. Neben Wassilie Kapusch und Rudolf Schlössern wegen Veruntreuung, war auch dessen Frau Anna Schlössern wegen Beihilfe zur Veruntreuung angeklagt. In der Kleinen Volkszeitung vom 16.12.1926 auf Seite 8 und 9 wird die Verhandlung wiedergegeben:ref>ANNO, Kleine Volkszeitung, Ausgabe vom 16. Dezember 1926</ref> Auszug aus der Verhandlung

Vorsitzender: Aber die 46 Pferde hatten doch einen Milliardenwert. Woher hatten Sie das Geld zum Ankauf?
Angeklagter: Das alles bestritt ich aus erspartem Gelde. Unter den 46 Stück befanden sich 18 Zuchtpferde, die nichts gekostet haben, und der Rest waren Handelspferde.
Vors.: Deren Unterhalt doch auch Geld erfordert.
Angekl.: Das hatte ich doch aus dem Erlös meiner Briefmarkensammlung.
Vors.: Und das Personal zur Wartung der Pferde mussten Sie doch auch bezahlen.
Angekl.: Nach meiner Kalkulation kostete ein Pferd jährlich 14 Millionen Kronen und das habe ich bei den Rennen schon eingenommen. Mein Rennstall war ja aktiv.
Vors.: Und was fehlte, ging aus den Kassen der Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft. Außer Ihrem Rennstall hielten Sie doch auch einen kleinen Harem. eine besonders bevorzugte Geliebte, und hatten außerdem für Frau und Kind zu sorgen. Schließlich besaßen Sie drei Jagden. Was haben die gekostet?
Angekl.:Ich glaube sieben bis acht Millionen im Jahr. Ich bin aber nicht auf die Jagd gegangen.
Vors.: Dann war das doch hinausgeworfenes Geld.
Schlössern erklärt, im Gegensatz zu seinen Angaben in der Voruntersuchung, daß er seiner Sekretärin bloß zwei Millionen monatlich gezahlt habe dafür, daß sie seine Abrechnungen kontrollierte.
Vors.: Diese Kontrolle hat bei Ihnen zu Hause stattgefunden. Ist Ihnen das Fräulein dabei auf Fehler gekommen? (Heiterkeit.)
Als dem Angeklagten vorgehalten wird, wie denn die Differenz zwischen den von ihm zugegebene Unterschlagungen von 600 Millionen und den vom Buchhaltungschef später festgestellten Abgang von 14 Milliarden Kronen zu erklären sei, meint der Angeklagte, er verstehe das selbst nicht und sagt dann, daß der Kassaraum und die Kasse oft längere Zeit hindurch unbeaufsichtigt offen blieb, so 'das sich eigentlich jeder nehmen konnte, was er wollte.

Urteil

Wassilie Kapusch wurde zu zwei Jahren, Rudolf Schlössern zu zweieinhalb Jahren schweren Kerker verurteilt. Anna Schlössern wurde freigesprochen.

Quellen

  • Österreichische Nationalbibliothek Zeitungarchiv Recherche Christine Reiter
  • ANNO, Kronenzeitung vom 28.5.1926 Seite 5
  • ANNO swiki:Salzburger Volksblatt[1] vom 16.12 1926 Seite 8
  • ANNO Die Stunde vom 29.5.1926 Seite 2
  • ANNO Kleine Volkszeitung vom 16.12 1926 Seite 8

Fußnote

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki