Tunzendorfer Durchstich

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Tunzendorfer Durchstich war ein Durchstich im Flussverlauf der Enns im Rahmen der Ennsregulierung im 20. Jahrhundert.

Geschichte

Nach der Hochwasserkatastrophe im Ennstal 1920 wurde in dder Winterbauperiode 1920–1921 der Verlauf der Enns nördlich von Tunzendorf bei Flusskilometer 191,5 bis 192,7 reguliert. Der Durchstich hatte eine Länge von 1 223 m und kürzte in einer geschlängelten Trasse eine 1 671 m lange Flussschlinge ab. Die wasserrechtliche Verhandlung war schon 1916 durchgeführt worden.

Begonnen wurde mit dem Aushub für die Leitrinne in einer Breite von nur fünf Meter und in einer Tiefe von 1,5 m und der Aushub für die Steindeponie am Beginn und am Ende des Durchstiches. Aus Spargründen sollte von der bisherigen Ausführung hochwasserfreier, geschlossener Konzentrierungsdämme an beiden Ufernn abgegangen werden. Diese Konzentrierung sollte nur durch verschalte Pilotenreihen erfolgen und dadurch auch gleichzeitig eine Auflandung (Kolmation) des tiefliegenden versumpften Durchstichgebietes angestrebt werden.

Die Ennsregulierungskommission vom 30. September 1922 musste die bedauerliche Feststellung machen, dass der Tunzendorfer Durchstich durch ein rasch ansteigendes Frühjahrs-Hochwasser schwer beschädigt worden war. Nach der Anfang Mai 1922 erfolgten Eröffnung des Durchstiches, bis zu welchem Zeitpunkte der Leitkanal, der Zuschlussbau samt dem Fangkopfe beim Einlauf des Durchstichs, die Führungsdämme am Beginn und am Ende des Durchstichs und im mittleren Teile die beidufrigen Pilotenwände projektsgemäß fertiggestellt waren, trat am 16. Mai 1922 infolge plötzlichem Auftretens warmer Witterung durch die rasch erfolgende Schneeschmelze im Hochgebirge ein außerordentliches Hochwasser auf, welches einen Durchbruch des linksufrigen Dammes im ersten Drittel des Durchstichs auf rund 100 m verursachte. Durch diesen Dammbruch suchte sich der Fluss den Weg in sein altes Bett, wobei der gesamte Talboden unter Wasser gesetzt und große landwirtschaftlich genutzte Flächen vermurt wurden. Der Leitkanal war mit Sand und Schotter vollständig verschüttet.

Das gesamte Durchstichprofil musste nun von Hand aus voll ausgehoben werden, wobei die schweren, mit Schilfwurzeln durchsetzten, aus Lehm und Letten bestehenden Aushubmassen an beiden Ufern hinter den Pfahlwänden zu Hochwasserdämmen geschüttet wurden.

Die gesamten Baukosten dieses Durchstichs betrugen schließlich nach seiner Vollendung 1925 55.200 Goldkronen (Inflation 1919—1924).

Luftbild

Luftbildaufnahme (Digitaler Atlas Steiermark)

Rot - Durchstich
Blau - Altarm (verlandet)

Quellen

  • Franziszeischer Kataster in GIS
  • Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar. Hinweis: Da BEV mit Anfang November 2022 sein Internet-Link-System umgestellt hatte, stimmen aktuell noch nicht alle EnnstalWiki-AMap-Weblinks, sofern nicht beim Link auf eine bereits erfolgte Aktualisierung hingewiesen wird.
  • ANNO, Die Wasserwirtschaft, 1933, Ausgabe 36, Seite 20